Krambambulikreuzkneipe mit e.v. K.Ö.L. Maximiliana
25. November 2005
Festrede:051125_Festrede.pdf Namenspatron:051125_Namenspatron_Avogadro.pdf Avogadro über sich:
Anlässlich meiner Rezeption möchte ich mich bei jenen, die ich bisher noch nicht persönlich kennen lernen konnte vorstellen und allen anderen, die
mich von meinen Besuchen der Verbindung bereits kennen, etwas mehr über mich erzählen.
Mein Name ist Hannes Müller v. Avogadro, geboren am 1.12.1985 in Wien. Nach acht Jahren Alltag am BRG 15, Diefenbachgasse habe ich im Juni 2004 in dieser
Schule maturiert. Danach habe ich sogleich das Studium der Technischen Chemie an der TU Wien begonnen. Zurzeit leiste ich aber meinen Präsenzdienst in Form
des Zivildienstes am BRG 23, Draschestraße ab. Dort bin ich in dieses Schuljahr vor allem als Unterstützung im Unterricht von Integrationskindern tätig.
Neben der Chemie gilt mein großes Interesse der italienischen Kultur und Sprache. In meiner Freizeit versuche ich deshalb meine Italienisch-Kenntnisse in
Form von Konversationskursen zu erweitern. Zu meinen weiteren Hobbies, für die ich leider viel zu wenig Zeit finde, gehören unter anderem lesen, Tennis
spielen und Bergwandern. Besonders letzteres praktiziere ich mit Vorliebe in den Kärntner Bergen, da ich diesem Land als „zweite Heimat“ ganz besonders
verbunden bin.
Mein Entschluss der K.Ö.M.L. Tegetthoff beizutreten, hat sich über eine längere Zeit erstreckt, in der ich immer wieder als Gast verschiedenen
Veranstaltungen beiwohnen durfte. Meine ersten Kontakte zur Verbindung konnte ich durch AH Bbr. Jux und Bbr. Pinocchio knüpfen. Bei diesen Besuchen auf der
Bude habe ich immer ein besondere Gemeinschaft erlebt und sehr viele interessante, kontaktfreudige Menschen kennen gelernt. Dies hat mich schlussendlich
auch dazu bewogen der Verbindung beizutreten und damit aktiv zu werden. Damit gilt es für mich viel Neues zu lernen und viele neue Menschen kennen zu lernen.
Bei der Wahl meines Couleurnamens bin ich auf zwei Intentionen gestoßen, die ich berücksichtigen wollte: Zum einem wollte ich die Chemie, die unser alle
Leben bestimmt, und in meinem sogar bewusster teil des Alltages ist, berücksichtigen, andererseits sollte aber auch meine Leidenschaft für Italien
herausgehoben werden. Daher fiel mein Entschluss nun auf den italienischen Chemiker Avogadro, nach dem auch ein bedeutendes Gasgesetz sowie die
Avogadro’sche Zahl benannt wurde.
Damit hoffe ich euch alle bald persönlich kennen zu lernen und freue mich auf zahlreiche gemeinsame Abende!
Traditionell, wie jedes Jahr trafen wir uns auch heuer wieder
zum Törgellen. Einen herzlichen Dank möchte ich unserem
lieben Don Jose aussprechen, da er für ein reichhaltiges Buffet, mit verschiedenen
Speck und Käsesorten, Aufstrichen, Fintschgerln, Brot, Gurkerln, Pfefferoni,
Apfelpaprika, …, gesorgt hat. Begleitet wurden die Köstlichkeiten von Traubenmost,
hervorragendem Südtiroler Rotwein und nicht zu vergessen, die Maroni. Sokrates
und seine Freundin, Lisi, unterstützen Don Jose tatkräftig mit der
Zubereitung der Maroni. Und zum Abschluss gab es noch Kuchen.
Als die Bäuche gefüllt und der Hunger gestillt, wurde das neue In-Getränk
der Tegetthoff, der Bierlikör auf unserem Tegetthoff Markt verkostet und
mit Begeisterung gekauft. Der Bierlikör ist eine Erfindung von Hagens reizender
Gattin Kartellschwester Beatrix, die zugunsten Ihrer Rumänienhilfe immer
wieder neue kreative Highlights auf dem Markt vorstellt und mit Erfolg verkauft.
Weiters durften schon große Bestellungen der berühmt berüchtigten
„Schoko-Muffins“ in Auftrag gegeben werden.
Aber nun wieder zurück zum Törgellen. Als sich der Sturm auf den Tegetthoff
Markt wieder beruhigte, entwickelte sich der Abend zu einem Überprüfung
des Prinzips Scientia, wo sich zu später Stunde insgesamt 10 junge Aktive
mit Freundinnen und Freunden eine spielerische Wissensschlacht, frei nach dem
Motto „Wissen ist Macht“ lieferten.
Und ab 00.30 konnte die Tegetthoff wieder in stillen Gewässern bis zur
nächsten Veranstaltung segeln.
Festtage, Jubiläen halten die Routine des Alltags an, dienen dazu, Rückblick
und Ausblick zu halten, um für kurze Zeit zumindest den Himmel auf die
Erde zu holen, besonders in der Liturgie, im Gottesdienst, im Hören auf
das Wort Gottes, im Empfang des Sakraments.
Vor 80 Jahren wurden für unsere heutige Verbindung Fundamente geschaffen.
Das geschah in einer Zeit, in der die weltanschaulichen Differenzen, die es
innerhalb der Ersten Republik gab, immer unerträglicher wurden, in einer
Zeit, in der Österreicher auf Österreicher schossen. Diese Erste Republik
hatte einen denkbar ungünstigen Start. In diesem Gottesdienst wollen wir
daher all jener Bundesbrüder gedenken, die damals 1925 den Mut hatten,
trotz aller materieller und geistiger Not, aller Aggression und allen Hasses,
„eine neue Form der Verbindung als Verflechtung von Mittel- und Hochschulverbindung
zu schaffen.“ Dieses Unterfangen war gar nicht einfach, da die Hochschulen von
diesen Plänen und Vorstellungen wenig begeistert waren und daher auch nicht
einsteigen wollten. Als Historiker weiß ich, dass diese Verständigungsschwierigkeiten
jahrhundertealt sind. Als im 16. Jh. die Landesherrn Partikularschulen, Lyceen
und Gymnasien gründeten und erste Burschenschaften entstanden, begann eine
Rivalität zwischen Mittelschul- und Hochschulverbindungen, kurzum ein Platzhirschdenken.
Wir feiern eine Gemeinschaft, in der viele junge Menschen zwischen 15 und 18
Jahren eigene Fundamente zu legen begonnen haben und ihrer Verbindung, dem „Haus“
Tegetthoff – siehe Evangelienstelle Mt. 7, 21ff. – treu geblieben sind. Ich
danke all den Bundesbrüdern mit ihren Familien, selbstverständlich
auch den Schwesternverbindungen, die heute mit uns feiern, dass sie dem „Haus“
Tegetthoff schon durch Jahrzehnte die Treue gehalten haben und auch die Fundamente
dieses Hauses durch ihr Gespräch und ihre Taten überprüfen, damit
nichts vom Geröll der Zeit abrutscht oder in Brüche geht.
Wieviele Menschen haben Platz in diesem „Haus“ Tegetthoff? Es könnten sicher
viel mehr sein als wir heute an Bundesbrüdern zählen.
Viele Umstände in unserem Alltag verschließen den Weg vor allem jungen
Menschen zu diesem Haus: die Unverbindlichkeit, die Hektik des Alltags, Orientierungslosigkeit.
In dieser festlichen Stunde lade ich Euch ein, anhand der biblischen Texte die
Fundamente des „Hauses“ Tegetthoff, aber auch den Baustoff zu betrachten: Der
Baustoff, damit das Haus leuchte und schön werde, ist die Weisheit, die
hagia sophia, die heilige Weisheit. Sie ist die Lebensgefährtin auch der
Wissenschaft. Weisheit, Wissenschaft und Bildung ergänzen und durchdringen
einander. Das Wort „Bildung“ bedeutet sich ein „Bild machen“, ein Bild vom Menschen,
von der Welt, von Gott, weil wir Abbilder von ihm sind, jeder in seiner Einmaligkeit
und Würde. Bilder sind immer begrenzt, daher werden wir mit äußerst
unvollständigen Bildern leben müssen. Sind diese heute nicht sehr
verschwommen? Weise ist, wer sein Leben mit Hilfe all seiner Talente und Begabungen
zu organisieren weiß, wer sich bemüht um den Einklang von Herz und
Verstand. Achten wir also darauf, dass wir möglichst viel von diesem Baustoff
anbieten können, um unser Haus groß, einladend und weit zu machen.
Unser „Haus“ Tegetthoff, denke ich, muss auf vier Fundamenten stehen. Wir hörten
einen Abschnitt aus der Bergpredigt, die mit einem sehr realistischen Bild endet:
„Wer sein Haus auf festen Grund baut..“
Die Bergpredigt ist Lebensprogramm aller Getauften, es ist gewaltig und revolutionär.
Immer gab es den Versuch, diese Programmansage zu schmälern, bzw. auf bestimmte
Personenkreise einzugrenzen. Aufgrund des gemeinsamen Priestertums sind wir
a l l e eindringlich gebeten, in einer entsolidarisierten Welt Gottes Liebe
bei uns selbst, im Nächsten, ja sogar beim Feind sichtbar werden zu lassen.
Ein zweites Fundament ist die Erinnerung: Sie erreicht sogar eine religiöse
Dimension. Wer nicht nachdenkt, also die eigene Lebensgeschichte reflektiert,
aber auch die seiner Umgebung, wird sich kaum bewusst, dass auch Versagen, Schuld,
Scheitern unsere Wegbegleiter sind. Wer nichts von seiner Geschichte und der
der anderen weiß, kann nichts bereuen. Schlimm, wenn er zum Besserwisser
wird. Das treibt in die Isolation.
Ein drittes Fundament – es ergibt sich aus dem zweiten – sind Brauchtum und
Tradition. Verstehen junge Menschen immer Brauchtum und Tradition der Alten
oder wird Manches zum routinmäßigen Ritual, zum Lippenbekenntnis?
Berührend das Bekenntnis eines Bundesbruders im Internet: „…ich bemühe
mich, mit meinem Herzen dabei zu sein.“
Ein viertes Fundament sind die vier Prinzipien, sie haben wir beim Festkommers
behandelt.
Wenn die Fundamente groß sind, schaffen sie Räume für viele
und werden so zur Heimat. Ein anderer Bundesbruder formuliert das so: „Ich war
schon so lange nicht mehr da, aber heute ist mir bewusst geworden, wo ich hin
gehöre.“
Schön, wenn man sagen kann: Das „Haus“ Tegetthoff ist mir Heimat geworden.
Es gibt hier viele Räume: den Freiraum der Entfaltung durch Gespräch,
durch Essen und Trinken, den Spielraum, damit Leben in Bewegung kommt, den Abstellraum,
um manche schwere Last zu deponieren, abzulagern in der heilenden Wirkung des
Gesprächs.
Dieses Haus möge auch Obdach für die Seele sein. Wer sein Haus auf
festem Grund baut, ist wie ein kluger Mann / eine kluge Frau. Erschütterungen
können diesen Fundamenten nichts anhaben.
Achten wir sehr genau darauf, dass unsere Fundamente durch die Stürme der
Zeit nicht Risse bekommen. – Amen.
Unter der Führung von Bbr. Lucullus erkundeten wir die
Österreichische Nationalbibliothek. Zuerst besichtigten wir den unter Kaiser
Karl VI. erbauten barocken Prunksaal, welcher zu den schönsten historischen
Bibliotheken der Welt zählt. Dank des profunden geschichtlichen und architektonischen
Wissens unseres Bundesbruders, der allen Fragen Rede und Antwort stand, erfuhren
wir viele interessante Zusammenhänge und Hintergrundwissen sowohl über
das Gebäude als auch über die heutige Organisation der Bibliothek.
Schließlich wurde uns noch das Privileg zuteil, das für die Öffentlichkeit
normalerweise nicht zugängliche unterirdische Magazin der Nationalbibliothek
zu besichtigen. Dort werden gigantische Bestände an Büchern und Zeitschriften
aufbewahrt, wie zum Beispiel auch alte Ausgaben unseres Bordjournals und der
Kommandobrücke.
Für diesen eindrucksvollen und interessanten Abend ein recht herzliches
Dankeschön an unseren Lucullus!
Eine kleine, aber erlesene Runde wackerer Sänger traf
sich zum traditionellen Gesangsconvent auf der Bude. Nachdem wir unsere Kehlen
mit einem gepflegten Krug Gerstensaftes geölt hatten, stimmten wir uns
mit dem Tegetthoff-Comment auf einen geselligen und unterhaltsamen Abend ein.
In weiterer Folge wurden so gut wie alle Lieder aus dem Cantusprügel angestimmt,
was erstaunlicherweise auch bei den eher selten gesungenen Stücken recht
gut klang. Außerdem hatte unser lieber Hagen zahlreiche antiquarische
Liederbücher aus seiner Sammlung mitgebracht, sodass wir uns auch an alten
Studentenliedern versuchen konnten, die heutzutage leider schon völlig
in Vergessenheit geraten sind. Alles in allem war es trotz der kleinen Anzahl
an Gästen ein lustiger, aber auch durchaus lehrreicher Abend.