Tegetthoffs Rezept-Sammlung
- eine kulinarische Ergänzung der Verbindungsgeschichte

Das klassische 'Nahrungsangebot' bei Studentenverbindungen besteht aus dem commentfähigen Gerstensaft und eventuell aus Rebensaft, der vor allem von Alten Herren gerne getrunken wird. Als feste Unterlage zu Bier und Wein werden auf vielen Buden einfache Speisen wie z.B. Toast oder Würstel angeboten. Bei Tegetthoff gab es in früheren Jahren gelegentlich beinahe Kochduelle von begeisterten Hobbyköchen und auch jetzt bietet unsere Kombüse manchmal eine interessante kulinarische Abwechslung. Die nachfolgende Rezeptsammlung beschränkt sich jedoch auf zwei für uns besonders typische Getränke und zwei Speisen, die bei in der Blechturmgasse eine lange Tradition haben und einen historischen Nachschlag.

Schnaps-Krambambuli á la Dr.cer. Carolus

Der Krambambuli, der mancherorts besser unter dem Namen 'Feuerzangenbowle' bekannt ist, ist ein mystisches Getränk aller Burschen, Fürsten und Vaganten, geboren aus der Vermählung der beiden Elemente: Feuer und Wasser. Er tröstet die Trauernden, heilt die Kranken und bekehrt die Muselmänner zum wahren Glauben. Die ledernen Gesellen verwandelt er in Schweine – wie sie es verdienen – den wahren Burschen jedoch führt er zur höchsten und einzig waren Seligkeit. Seine Zubereitung erfordert Sorgfalt, Weisheit und Kunstfertigkeit, weshalb von einem alten, bemoosten, des Lesens und Schreibens kundigen Burschen der folgende 'Ordo Krambambuli' aus den Überlieferungen unserer Vorfahren kompiliert wurde – so lautet die Einleitung ebenjenes 'Ordo', der zu Beginn der Zubereitung verlesen wird. Das Brauen des Getränks obliegt dem Magister Crambambuli (kurz M.C.), dem das Prädikat 'Serenissimus' und der Pluralis Majestatis gebühren. Ihm zur Seite stehen der Princeps pincernarum (p.p.), der als Verwalter der Trinkgefäße auch für die Vorbereitung des flüssigen Stoffes, die Verkostung des Krambambuli und das Ausschenken zuständig ist sowie der ignifer (i.f.) als Gehilfe des M.C. beim Anzünden und Bewahren des Feuers.

Bei Tegetthoff war viele Jahre hindurch der leider viel zu früh verstorbene Karl Paal wld. Dr.cer. Carolus zuständig, der die Funktion des M.C. in hervorragender Art und Weise ausgeübt hat. Er hat den Krambambuli nicht, wie vielerorts üblich, mit Rotwein und Früchten angesetzt, sondern auf sehr einfache, aber effiziente Weise aus Schnaps gebraut. Nach seinem Ableben hat seinem Bruder Dr.cer. Mauritius diese Tradition der Zubereitung fortgesetzt bevor er das Rezept (und die Funktion als M.C.) an DDr.cer. Raffael weitergab. Um es der Nachwelt zu erhalten, wollen wir es hiermit allen Interessierten zur Verfügung stellen:
Zutaten (für eine Corona von ca. 20 bis 30 Teilnehmern):
1 Zuckerhut
1,50 lt. Korn
0,25 lt. 80%-iger Rum
1 Löffel Weingeist zum Anzünden
Zubereitung:
Die Zutaten in einen großen, feuerfesten (Koch)Topf mit passendem Deckel (zum Löschen) füllen, auf den die Feuerzange passt, auf welche man den Zuckerhut legt. Den Zuckerhut mit wenig Rum anfeuchten (sonst brennt er zu schnell ab). Während der Zuckerhut brennt einige Strophen des Cantus 'Krambambuli, das ist der Titel' singen und dann verkosten (lassen). Das Geheimnis der Zubereitung besteht darin, das Getränk so lange brennen zu lassen, bis der ganze Zucker von der Zange in den Topf getropft und ein Teil des Alkohols verbrannt ist, damit das Getränk noch brennt, aber nicht zu süß und nicht zu stark ist. In Schnapsgläser füllen und vor dem Trinken die 'Flamme' weitergeben.

Raffaels Bier-Bowle

Als Alternative zum winterlichen Krambambuli hat DDr.cer. Raffael ein Rezept für den Frühsommer gefunden, welches nach anfänglicher Skepsis bei fast allen Teilnehmern unserer Maikneipen gut angekommen ist. Die ersten Experimente mit diesem Getränk wurden ab 1999 auf der Carolinenbude getätigt, bevor es durch die Kooperation der beiden Verbindungen auch bei Tegetthoff sehr beliebt wurde. Es empfiehlt sich zur Zubereitung den Cantus 'Ca, ca, geschmauset' singen zu lassen, da man einerseits die Erdbeeren isst und andererseits von der Bowle – wie es im Lied heißt – nach Gefallen davon trinkt, bis man die Finger danach leckt.
Zutaten (für ca. 8 Gläser á 0,25 lt.):
25 dag Erdbeeren
2-3 Esslöffel Staubzucker
1 Flasche trockener Weißwein
2 Flaschen Bier (vorzugsweise Märzen)
Zubereitung:
Erdbeeren reinigen, je nach Größe halbieren, vierteln oder achteln, in eine große Schüssel geben und mit Zucker vermischen. Mit ˝ Flasche Wein aufgießen und mindestens eine Stunde im Kühlschrank ziehen lassen. Zum Fertigstellen– das vorzugsweise einem Doctor cerevisiae et vini als Experten für die Zutaten überlassen wird – vor der versammelten Corona gleichzeitig das gut gekühlte Bier und den restlichen ebenfalls gekühlten Wein in das Bowlegefäß gießen. Am besten in Bierseideln ausschenken und einen kleinen Löffel dazugeben.


Heringsschmaus

Obwohl die k. k. Marine nichts mit einer Fischereiflotte gemein hat und an Bord der Schiffe der einschlägigen Literatur zufolge eher karge Kost als maritime Genüsse zu finden war, hat der Heringsschmaus bei Tegetthoff schon eine sehr lange Tradition. Früher war Mittwoch der übliche Budentag und am Aschermittwoch wurde ein mitunter opulentes Fisch- und Meeresfrüchte-Buffet aufgeboten. Später besann man sich darauf, dass dieser Genuss an einem strengen Fasttag eigentlich nicht angebracht ist und verlegte den Heringsschmaus daher auf den Abend des Faschingsdienstags. Außerdem konzentrierte man sich auf die Zubereitung der namensgebenden Heringe in Form von verschiedenen Salat-Variationen. Seit etlichen Jahren sind DDDr.cer. Brutus, Dr.cer. Archimedes und dessen Schwester Couleurdame Margarethe für das Speisenangebot beim Heringsschmaus hauptverantwortlich. Daher präsentieren wir an dieser Stelle, quasi als Vorspeise, stellvertretend eines der typischen Rezepte für unseren Heringsschmaus:
Zutaten (für ca. 6 Portionen):
2 Gläser Bismarckheringe oder Russen (ca. 70 dag)
2-3 säuerliche Äpfel
50 dag gekochte Erdäpfel
1 kleine Dose Bohnen
je ein Becher Rahm und Joghurt
Zubereitung:
Die Fische filetieren, dabei die Gräten entfernen und die Filets in Streifen schneiden. Äpfel und Erdäpfel würfelig schneiden. Bohnen abtropfen lassen und einen beliebigen Teil des Russenkrauts klein schneiden. Alle Zutaten in einer großen Schüssel vermischen und mindestens 1/2 Stunde ziehen lassen. Mahlzeit!


Spezial-Buden-Gulasch-Mix

Sowohl Studenten, als auch Alte Herren lieben meist herzhaftes Essen, aber sind mitunter nicht besonders begabte Köche. Um dennoch für eine größere Menge von Gästen eine schmackhafte Hauptmahlzeit zubereiten zu können, bietet sich daher das folgende Gericht an, das sehr leicht zu kochen ist und sich schon bei so mancher Großveranstaltung auf unserer Bude bewährt hat.
Zutaten (für ca. 10 Portionen):
1 große Dose Rindsgulasch (800 g)
1 große Dose Serbische Bohnensuppe (800g)
1 kleine Dose rote Bohnen
2 Paar Debreziner, Frankfurter oder dergleichen
50 dag Erdäpfel
Zubereitung:
Zuerst die Erdäpfel kochen, schälen und würfelig schneiden. Dann die Dose Rindsgulasch öffnen und in einen großen Kochtopf leeren. Die Fleischstücke herausfischen, klein schneiden und wieder hinzufügen. Dann die Dose Bohnensuppe öffnen, dazugeben, vermengen und gemeinsam erhitzen. Danach die Würste in kleine Stücke schneiden und in den Topf geben und auch die roten Bohnen hinzufügen. Zum Schluss (damit sie nicht verkochen) zum Aufwärmen die geschnittenen Erdäpfel hineingeben und alles einmal kurz aufkochen lassen. Mit Brot oder Gebäck servieren.


Admiral-Tegetthoff-Torte

Zum Abschluss sei als Dessert noch ein Gericht erwähnt, das mit unserem Namenspatron zusammenhängt. Es war zu Kaisers Zeiten üblich Speisen nach berühmten Persönlichkeiten zu benennen. Insbesondere siegreiche Feldherren oder beliebte Künstler wurden gerne dadurch geehrt, dass ihnen die zeitgenössischen Köche besondere kulinarische Kreationen widmeten. Nur wenige davon sind heute noch auf den Speisekarten von heimischen oder gar internationalen Restaurants zu finden. Der Esterhazy-Rostbraten, Tournedos Rossini oder das Filet Wellington sind vermutlich die bekanntesten Beispiele. Eine Vielzahl andere Gerichte die z.B. nach Fürst Metternich oder Feldmarschall Radetzky benannt wurden, kamen hingegen aus der Mode und stehen nur mehr in alten Kochbüchern. Auch Admiral Tegetthoff wurden aufgrund seiner militärischen Erfolge zahlreiche Speisen gewidmet, die leider fast völlig in Vergessenheit geraten sind. Drei davon, wie z.B. Pochierte Eier á la Tegetthoff sind in 'Das große Sacher-Kochbuch' von Franz Maier-Bruck enthalten. Im 'Wiener Bordbrief', der Zeitschrift des Marineverbandes Wien, wurden im Juni 2017 anlässlich des 190. Geburtsjahres unseres Namenspatrons sogar acht nach ihm benannte Rezepte, wie z.B. ein Tegetthoff-Omelette oder ein Rostbraten á la Tegetthoff, veröffentlicht. Das Original-Rezept für die Admiral-Tegetthoff-Torte haben wir in einem Buch von Prof. Gerhard Tötschinger wld. Perikles (BDB, Ca) gefunden. Die wesentlichsten Zutaten sind Maroni (vermutlich wegen der Namensähnlichkeit zu Marine und/oder der leichten Verfügbarkeit im Mittelmeer-Raum) und Rum (der zur täglichen Ration jedes Seemanns zählte). Im Jahr 2022 wurde diese Torte nach einem etwas zeitgemäß adaptierten Rezept von Couleurdame Margarethe gebacken und anlässlich der Lissakneipe zur Verkostung präsentiert.
Zutaten für die Torte:
12 dag Staubzucker
6 dag passierte Maroni
4 dag geriebene Mandeln
2 dag Mehl
3 dag zerlassene Butter
6 Eidotter
4 Eiklar
Vanillezucker
Zutaten für Vanillecreme:
6 dag Staubzucker
2 dag Maisstärke oder Puddingpulver
1/8 lt. Milch
2 Eidotter
Vanillezucker
Zutaten für Maroni-Buttercreme:
25 dag weiche Butter
12 dag Staubzucker
8 dag passierte Maroni
5 dag geriebene Pistazien
2 dag fein gehackte Pignoli
Rum nach Belieben
Zubereitung:
Dotter mit der Hälfte des Zuckers und Vanillezucker schaumig rühren. Eiklar mit restlichem Zucker zu Schnee schlagen. Passierte Maroni, Mandeln und Mehl trocken vermischen. Etwas Schnee unter die Dottermasse mischen, mit restlichem Schnee und Kastanien-Mehl-Mischung zu glatter Masse vermengen. Warme zerlassene Butter unterziehen. In gefetteter und mit Mehl ausgestaubter Tortenform bei gleichmäßiger Hitze ca. 50 Minuten bei etwa 180 Grad backen.

Zuerst die Vanillecreme vorbereiten. Maisstärke bzw. Puddingpulver mit 2 Eidotter, Vanillezucker und 1/16 lt. Milch in einem Schneekessel glatt verrühren. Die restliche Milch mit dem Zucker erhitzen und rasch mit der glattgerührten Stärke verrühren. Bei schwacher Hitze so lange rühren, bis die Creme dickflüssig ist, dann abkühlen lassen.

Für die Maroni-Buttercreme Butter und fein gesiebten Staubzucker schaumig rühren. Mit restlichen Zutaten (Nüsse und Rum) vermischen und danach die abgekühlte Vanillecreme unterrühren.

Torte einmal durchschneiden und mit einem Teil der Creme füllen, mit restlicher Creme überziehen. Mit gehackten Pistazien und Pignoli bestreuen. Nach Belieben mit Waffelröllchen und/oder Schokosticks maritim dekorieren.



Text und Bild: DDr.cer. Raffael und Margarethe



zuletzt geändert: 18.08.2023 um 21.18 Uhr