Jahrgangsabzeichen der Theresianischen Militärakademie
mit Bezug zur k.u.k. Kriegsmarine

Die Theresianische Militärakademie (TherMilAk) in Wr. Neustadt wurde 1751 durch Kaiserin Maria Theresia gegründet. An der nunmehr ältesten Militärakademie der Welt werden seit 1752 – einzig mit Unterbrechungen in den Jahren 1919 bis 1934 und 1938 bis 1958 – Offiziere für den Dienst im österreichischen Heer ausgebildet. Seit dem Ausmusterungsjahr 1966 führt jeder Jahrgang einen Namen, die Militärakademiker (MAK) und späteren Offiziere tragen ihr Jahrgangsabzeichen an der rechten Brusttasche. Ab dem Ausmusterungsjahrgang 'Andreas Hofer' im Jahre 1975 wurden Abzeichen an der Rückseite mit einer Nummer versehen. Dieser Versuch einer Personalisierung und namentlichen Zuweisung verliehener Abzeichen wurde aber nicht in jedem Jahrgang gleichermaßen vorgenommen. Folglich gibt es Jahrgänge bei denen entweder alle produzierten Abzeichen eine Nummer haben, oder aber nur die tatsächlich verliehenen. Es gibt auch Jahrgänge deren Abzeichen gänzlich ohne Nummer ausgegeben wurden. Eine genaue Übersicht über die Durchführung von Nummerierungen und auch der Nummernlisten einzelner Jahrgänge sind dem Autor bislang leider nicht bekannt. In wenigen Einzelfällen schließen MAK die Ausbildung nicht mit dem begonnenen Jahrgang ab. Entweder beenden sie vorzeitig die Ausbildung an der TherMilAk ohne Abschluss, oder sie mustern mit einem späteren Jahrgang aus. In seltenen Fällen sterben MAK auch während der Ausbildungszeit. Aus diesen Gründen entspricht die Anzahl der verliehenen Jahrgangsabzeichen nicht immer der Anzahl der ausgemusterten Offiziere eines Jahrgangs. Hinzu kommt, dass in einer geringen Anzahl alljährlich Jahrgangsabzeichen auch ehrenhalber an Personen verliehen werden, die einen besonderen Bezug zum Jahrgang haben. In der Zeitspanne von 1966 bis 2021 – das sind 55 Jahre - gibt es nur sechs Jahrgangsnamen mit einem Bezug zur k.u.k. Kriegsmarine die im folgendem genannt sind.

Jahrgangsabzeichen 'Lissa'
Abzeichen aus Metall und Email; Maße 40 x 70 mm.
Avers: Ein spitzer goldener Schild in dunkelblau. Im Zentrum in Gold ein Anker gekreuzt mit einem Fernrohr, darunter das Kreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens, darüber die beiden goldenen Jahreszahlen '1866' und '1966'. Am oberen Schildende findet sich in schwarz der Name 'Lissa', am unteren in schwarz der Wahlspruch 'Treu bis in den Tod'. Der Schild ist überhöht von einer silbernen Möwe auf grünen Lorbeerblättern.
Revers: Nadelsystem senkrecht, Abzeichen ohne Nummer.

Anlässlich des 100. Jahrestages der Seeschlacht von Lissa, wurde dieser Name für den ersten Jahrgangsnamen an der TherMilAk gewählt. Am 18. Juli 1866 begann der italienische Angriff auf die Insel Lissa, der aber von der österreichischen Besatzung abgewehrt wurde. In der folgenden Seeschlacht vom 20. Juli 1866 trafen erstmals gepanzerte Schiffe aufeinander. Contreadmiral Tegetthoff siegte mit seiner an Kräften und technischer Entwicklung weit unterlegenen Flotte durch Rammtaktik. Für diesen Sieg wurde Tegetthoff zum Viceadmiral befördert und es wurde ihm das Kommandeurskreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens verliehen. Anlässlich der Ausmusterung am 25. September 1966 wurden 110 Offiziere des Jahrgangs 'Lissa' als Leutnant in das Bundesheer übernommen. Vom Jahrgangsabzeichen 'Lissa' wurden 112 an MAK und 14 weitere ehrenhalber verliehen.



Jahrgangsabzeichen 'Payer-Weyprecht'
Abzeichen aus Metall und Email; Maße 30 x 63 mm.
Avers: Goldener Schild, am oberen Ende mit schwarzer Schrift der Jahrgangsname 'Payer / Weyprecht', darüber ein Fernrohr gekreuzt mit einem Schwert. Im Zentrum auf marineblauen Feld das im Packeis festgefrorene Expeditionsschiff 'Admiral Tegetthoff', darunter eine Weltkugel, darauf das Kreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens. Am unteren Ende des Schildes findet sich in schwarz 'Armis et Litteris'.
Revers: Nadelsystem senkrecht, Abzeichen ohne Nummer.

Die beiden österreichischen Offiziere Oberleutnant Julius von Payer (1842–1915) und Linienschiffsleutnant Carl Weyprecht (1838–1881) leiteten 1872–1874 die Österreichisch-Ungarische Nordpolexpedition. Dabei wurde die Insel 'Franz-Josef-Land' entdeckt und es konnten auch verschiedene weltweit beachtete Forschungsergebnisse gewonnen werden. Es ist bemerkenswert, dass dieser Jahrgang nicht den Namen einer Schlacht, oder eines im Kriege erfolgreichen Offiziers trägt. Vielmehr wurde hier die Erinnerung an zwei Offiziere für ihren schwierigen und gefährlichen Einsatz für Wissenschaft und Forschung gewürdigt. Anlässlich der Ausmusterung am 24. September 1972 wurden 47 Offiziere des Jahrgangs 'Payer-Weyprecht' als Leutnant in das Bundesheer übernommen. Vom Jahrgangsabzeichen 'Payer-Weyprecht' wurden 49 an MAK und 8 weitere ehrenhalber verliehen.



Jahrgangsabzeichen 'Tegetthoff'
Abzeichen aus Metall und Email; Maße 30 x 120 mm.
Avers: Ein spitzer, golden bordierter Schild in dunkelblau, aufgesetzt ein bronzefarbener Seeadler, der in seinen Fängen ein weißes Schriftband mit der goldenen Schrift 'Alles für Österreich' hält. Darunter befindet sich das Kreuz des Militär-Maria Theresien-Orden, oberhalb des Adlers ist in Gold der Name 'Tegetthoff'. Im Feld unterhalb des Adlers erscheint die Farbe in hellblau, darstellend die Wellen des Meeres.
Revers: Nadelsystem senkrecht, Abzeichen mit Nummer.

Der Jahrgang wurde nach Viceadmiral Wilhelm von Tegetthoff (1827-1871) benannt. Für seinen Sieg in der Seeschlacht bei Lissa am 20. Juli 1866 wurde er außer der Rangtour zum Viceadmiral befördert und in der CLXVI. (=166.) Promotion1) vom 29. August 1866 erhielt er das Kommandeurskreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens. Tegetthoff wurde danach Marinekommandant und Leiter der Marinesektion im k.u.k. Kriegsministerium. In dieser höchsten Stelle der Kriegsmarine konnte er viele notwendige Neuerungen einleiten, die die Entwicklung der Kriegsmarine bis 1914 prägten. Anlässlich der Ausmusterung am 25. September 1977 wurden 74 Offiziere des Jahrgangs 'Tegetthoff' als Leutnant in das Bundesheer übernommen. Vom Jahrgangsabzeichen 'Tegetthoff' wurden 75 an MAK und 10 weitere ehrenhalber verliehen.



Jahrgangsabzeichen 'Banfield'
Abzeichen aus Metall und Email; Maße 60 x 75 mm.
Avers: Das Abzeichen zeigt auf einem silbernen Schild einen grünen Eichenlaubkranz mit einem goldenen Adler. Darüber erhaben der Jahrgangsname 'Banfield'. Im Zentrum ein rot-weiß-rotes Medaillon, mit dem weißen Hakenspieß aus dem Wappen der Stadt Triest. Darunter das Kreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens, am unteren Ende des Schilds erhaben der Wahlspruch der TherMilAk 'Treu bis in den Tod'.
Revers: Nadelsystem senkrecht, Abzeichen ohne Nummer.

Linienschiffsleutnant Gottfried Freiherr von Banfield (1890–1986), auch genannt der 'Adler von Triest', war der erfolgreichste österreichisch-ungarischen Marineflieger im Ersten Weltkrieg. Für seine Luftkämpfe im Küstengebiet 1916 wurde ihm in der 180. Promotion am 17. August 1917 das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Orden verliehen.2) Diese erste feierliche Promotion während des Weltkriegs wurde durch Kaiser Karl in der Villa Wartholz in Reichenau an der Rax durchgeführt. Nach dem 1. Weltkrieg lebte er in Triest und war Leiter eines Bergeunternehmens. Unter anderem war er auch an der Räumung von Schiffswracks im Suezkanal nach dem ägyptisch-israelischen Krieg von 1957 beteiligt. Banfield starb als ein angesehener und geachteter Bürger von Triest. Er war der letzter Träge dieser international hoch angesehenen und berühmten österreichischen Auszeichnung. Anlässlich der Ausmusterung am 22. September 1990 wurden 98 Offiziere des Jahrgangs 'Banfield' als Leutnant in das Bundesheer übernommen. Vom Jahrgangsabzeichen 'Banfield' wurden 100 an MAK und 9 weitere ehrenhalber verliehen.



Jahrgangsabzeichen 'Ritter von Trapp'
Abzeichen aus Metall und Email; Maße 33 x 85 mm.
Avers: Ein spitzer, golden bordierter Schild in dunkelblau, in Gold aufgesetzt das U-Boot-Abzeichen der k.u.k. Kriegsmarine, überhöht von einer Kaiserkrone mit herabhängenden Pendilien, darunter das Kreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens. Am oberen Ende in Gold dreizeilig der Schriftzug 'Ritter von Trapp', unten 'Treu bis in den Tod'.
Revers: Nadelsystem senkrecht, Abzeichen mit Nummer.

Korvettenkapitän Georg Ludwig Ritter von Trapp (1880–1947) hat als Linienschiffsleutnant und Kommandant von SM U5 (Seiner Majestät Unterseebot 5) am 25. April 1915 in der Straße von Otranto den französischen Panzerkreuzer 'Léon Gambetta' versenkt. Für diese Waffentat wurde ihm durch das Ordenskapitel in der 191. Promotion vom 21. April 1924 das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens zuerkannt.3) Nach dem Weltkrieg arbeitet er einige Jahre als Geschäftsmann. Schließlich gründete seine Ehefrau den später weltberühmten Familienchor. Nach dem Anschluß an das Deutsche Reich ging Trapp mit seiner Familie in die USA und setzte mit seiner Emigration ein deutliches Zeichen gegen die Besetzung seiner Heimat Österreich und das Naziregime. Anlässlich der Ausmusterung am 20. September 1997 wurden 81 Offiziere des Jahrgangs 'Ritter von Trapp' als Leutnant in das Bundesheer übernommen. Vom Jahrgangsabzeichen 'Ritter von Trapp' wurden 81 an MAK und 20 weitere ehrenhalber verliehen.



Jahrgangsabzeichen 'Sterneck'
Abzeichen aus Metall und Email; Maße 45 x 90 mm.
Avers: Ein spitzer, golden bordierter Schild in grün, im Zentrum das Wappen des Admiral Sterneck, darunter in Gold der Schriftzug 'Treu bis in den Tod', darunter das Kreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens. Der Schild ist überhöht von einem silbernen Schriftband mit blauer Schrift 'Sterneck'.
Revers: Nadelsystem senkrecht, Abzeichen mit Nummer.

Admiral Maximilian Daublebsky Freiherr von Sterneck zu Ehrenstein (1829–1897) war zuletzt Kommandant der k.u.k. Kriegsmarine. Unter Konteradmiral Wilhelm von Tegetthoff wurde er als Linienschiffskapitän zum Kommandanten auf dessen Flaggschiff SMS (Seiner Majestät Schiff) 'Erzherzog Ferdinand Max' ernannt. In der Seeschlacht von Lissa 1866 gelang es ihm, durch einen Rammstoß das feindliche durch einen Treffer manövrierunfähige italienische Flaggschiff 'Re d’Italia' zu versenken. Für diese Tat wurde ihm in der CLXVI. (= 166.) Promotion vom 29. August 1866 das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens verliehen. Anlässlich der Ausmusterung am 19. September 1998 wurden 72 Offiziere des Jahrgangs 'Sterneck' als Leutnant in das Bundesheer übernommen. Vom Jahrgangsabzeichen 'Sterneck' wurden 76 an MAK und 16 weitere ehrenhalber verliehen.

ObstdhmfD Prof. Mag. Peter Steiner




Literatur:
  • J. Lukeš. Militärischer Maria Theresien-Orden. Wien, 1891, 2. Auflage.
  • Personalverordnungsblatt für das k.u.k. Heer Nr. 157 vom 17. August 1917.
  • Oskar von Hofmann. Gustav von Hubka. Der Militär-Maria Theresien-Orden. Die Auszeichnungen im Weltkrieg 1914-1918. Wien, 1944. 2. Auflage.
  • Hans Hugo Sokol. Des Kaisers Seemacht. Die k.k. österreichische Kriegsmarine 1848 bis 1914. III. Teil Abschlußband des Geschichtswerkes der K.u.K. Kriegsmarine. Wien, 1980.
  • Horst Friedrich Mayer. Dieter Winkler. Als die Adria österreichisch war. Wien, 1987. 3. Auflage.
  • Ernst Auer. Die Jahrgangsabzeichen an der Theresianischen Militärakademie. In: Militaria Austriaca 5. Gesellschaft für österreichische Heeresskunde (Hg.). Wien, 1989.
  • Die Ausmusterungsjahrgänge der 2. Republik. Jubiläumsband zum Anlass 50 Jahre Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie in Wr. Neustadt. Hrsg.: BMLV. Red.: Alfred Hrubant. Wr. Neustadt, 2008.
  • Jahrgangsblätter der TherMilAk.
  • Fotos:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Ausmusterungsjahrg%C3%A4nge_der_Theresianischen_Milit%C3%A4rakademie (Abfrage 26. November 2021)


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1) Unter Promotion verstand man die feierliche Aufnahme in den Orden durch den Kaiser in seiner Funktion als Großmeister des Ordens. Vgl.: Oskar von Hofmann. Gustav von Hubka. Der Militär-Maria Theresien-Orden. Die Auszeichnungen im Weltkrieg 1914-1918. Wien, 1944. 2. Auflage. Seite 4.
2) Personalverordnungsblatt für das k.u.k. Heer Nr. 157 vom 17. August 1917.
3) Nach dem Ende der Monarchie hat Kaiser Karl als letzter Großmeister das Ordenskapitel ermächtigt, die Ordenswürdigkeit in seinem Namen auszusprechen. Die 195. Promotion war die letzte und erfolgte 1931. Vgl.: Hofmann, Hubka. Seite 4 und 376.




zuletzt geändert:09.12.2021 um 13.20 Uhr