Unser Namenspatron



Wilhelm von Tegetthoff wurde am 20.12.1827 als Sohn eines k. k. Offiziers im steirischen Marburg an der Drau geboren. Er besuchte dort die Unterstufe des Gymnasiums und trat sodann mit dreizehn Jahren in das Marinekolleg in Venedig ein. 1845 wurde er, noch nicht achtzehn Jahre alt, als Marinekadett ausgemustert. In den Wirren des Jahres 1848 wurde in Venedig vorübergehend eine Republik errichtet, zu der viele österreichische Seeoffiziere italienischer Sprache und Herkunft überliefen. Deshalb wurde Tegetthoff schon in diesem Jahr zum Linienschiffsfähnrich befördert.

1849 erhielt er das Kommando über den Raddampfer "Vulkan" und wirkte mit diesem bei der Blockade Venedigs mit. In den nächsten 3 Jahren versah Tegetthoff den Dienst auf Kriegsschiffen in der Levante, 1852 wurde er zum Linienschiffsleutnant (Hauptmann) befördert, 1854 erhielt er das Kommando über die Goelette "Elisabeth", die in der Ägäis und an der syrischen Küste kreuzte.

1855 wurde ihm das Kommando über den Raddampfer "Taurus", dem Stationsschiff in Sulina, einer Stadt an einem der Mündungsarme der Donau, übertragen. Hier zeigte der junge Seeoffizier zum ersten Mal seine überdurchschnittlichen diplomatischen, militärischen und organisatorischen Fähigkeiten. Im Krimkrieg (1853-1856) waren die Siedlungen und Hafenanlagen im Donaudelta stark beschädigt oder zerstört worden. Viele Schiffe lagen beschädigt oder unbemannt in Sulina. Die Donauschiffahrt kam wegen Hindernissen und unzulänglicher Baggerung fast zum Erliegen. Tegetthoff als österreichischer Repräsentant, organisierte gemeinsam mit griechischen und britischen Offizieren die notwendigsten Aufräumungsarbeiten. Bald darauf hatte der Donauhandel wieder Zufahrt zum Schwarzen Meer. Erzherzog Ferdinand Max wurde vom österreichischen Botschafter in Konstantinopel über das außerordentlich gründliche, umfassende und energische Wirken des jungen Kommandanten informiert.

Ob seiner Tüchtigkeit wurde Tegetthoff 1857 beauftragt, an den Küsten des Roten Meeres nach einem geeigneten Platz für eine österreichische Kohlestation zu suchen. Das Gebiet war wegen des projektierten Suezkanals interessant geworden. Auch sollten die Möglichkeiten zum Erwerb einer österreichischen Kolonie geprüft werden. Nach seiner Rückkehr riet Tegetthoff zum Kauf der Insel Sokotra, da er die Insel für den geeigneten Stützpunkt hielt.

Erzherzog Ferdinand Max befürwortete das Projekt, doch wegen Geldmangels wurde es eingestellt. Wie gut Tegetthoffs Vorschlag für Österreich gewesen wäre zeigt sich daran, daß die Briten die Insel wenige Jahre später pachteten und einen Marinestützpunkt errichteten.

Tegetthoffs Karriere war beispiellos. 1858 rückte er zum Korvettenkapitän (Major) vor, 1859 erhielt er das Kommando über den Schraubendampfer "Kaiserin Elisabeth", der Erzherzog Ferdinand Max zu einer Reise nach Brasilien führte. 1860 erfolgte die Beförderung Tegetthoffs zum Fregattenkapitän (Oberstleutnant) und im nächsten Jahr zum Linienschiffskapitän (Oberst). Mit dieser Beförderung war das Kommando über die österreichische Flottenabteilung in der Levante verbunden.

Aus einem Briefwechsel Tegetthoffs mit einer Freundin in Triest zeichnet sich das Porträt eines geistreichen, sensiblen, die Öffentlichkeit scheuenden und manchmal depressiven Mannes.

Der Ausbruch des Krieges zwischen Dänemark und dem Deutschen Bund um das Herzogtum Schleswig-Holstein, das dem Deutschen Bund angehörte, aber von Dänemark beansprucht wurde, führte zur dänischen Blockade der Elbemündung. Da Österreich damals die einzige größere Seemacht innerhalb des Deutschen Bundes war, erhielt ein österreichisches Geschwader den Befehl in die Nordsee abzufahren. Von Pola aus wurde ein Raddampfer, ein Linienschiff, eine Panzerfregatte und eine Korvette in die Nordsee gesandt. Gleichzeitig sollten zwei Fregatten und einige kleinere Boote unter Tegetthoffs Kommando nach Lissabon aufbrechen um dort auf das Geschwader Wüllerstorfs zu warten, der den Oberbefehl hatte.

Die Ankunft Wüllerstorfs verzögerte sich und so vereinigte sich Tegetthoff mit einem kleinen preußischen Geschwader vor der holländischen Küste und ging in Cuxhaven vor Anker. Die Dänen suchten den Kampf, da sie wußten, daß der Großteil der Flotte noch nicht eingetroffen war. Das dänische Geschwader bestand aus 2 Fregatten und einer Korvette mit insgesamt 102 Geschützen. Den Österreichern standen nur die beiden Kriegsschiffe "Radetzky" und "Schwarzenberg" mit nur 88 Geschützen zur Verfügung. Die Dänen waren eine kampferprobte Seemacht, Österreich und Preußen hatten keine derartigen Erfahrung aufzuweisen. Bei dem Gefecht war es Tegetthoffs Taktik, die Linie des überlegenen Gegners zu durchbrechen, auf kurze Distanz heranzukommen um eine möglichst große Wirkung der Geschütze zu erreichen. Das geplante Manöver gelang, die Dänen sprachen voll Anerkennung von einem "tollkühnen Durchbruch." Nach 2-stündigen Duell drehten die Dänen ab und ließen sich in der Nordsee nicht mehr blicken. Die deutschen Handelsschiffe hatten wieder freie Fahrt. Die "Schwarzenberg" bekam bei dem Gefecht 153 Treffer ab, verlor 1/5 der Mannschaft, und brannte an mehreren Stellen.

Die österreichischen Verluste waren höher als die dänischen, trotzdem galt "Helgoland" als österreichischer Erfolg. Die 130 gefallenen Matrosen erhielten ein Ehrenmal in Hamburg-Altona.

Wenige Tage nach der Schlacht wurde der 37-jährige Tegetthoff zum Konteradmiral ernannt und erhielt den Oberbefehl über die österreichische Flotte, die sich in schlechter Verfassung befand. Tegetthoff ging mit beispielloser Energie an die Organisation und Instandsetzung seiner Flotte. Er ließ alle hölzernen Schiffe mit Ankerketten und Eisenbahnschienen an Bug und Bordwänden verstärken. Er konnte die Moral der Truppe durch ständige Übung und eiserne Disziplin heben und Mannschaften und Offiziere zu Höchstleistungen anspornen. Tegetthoff war "überall zugleich": In den Werften und bei der Mannschaft, mit der pausenlos geübt wurde. Die Flotte bestand aus den 7 Panzerschiffen, den Holzschiffen und aus kleineren Hilfsschiffen. Die Formation wurde von Tegetthoffs neuem Flagschiff "Erzherzog Ferdinand Max" angeführt. In zahlreichen Besprechungen wurde die Rammtechnik erläutert. Damit sollte der Gegner keine Möglichkeit erhalten sein stärkeres Geschützpotential auszunützen. Gleichzeitig sollte mit einem Rammstoß die gegnerische Schiffsflanke zerstört werden. Dabei sollten immer mehrere Einheiten ein feindliches Objekt kampfunfähig machen. Nach Ausbruch des Krieges gegen Italien im Jahr 1866 wurde der italienische Admiral Persano von seiner Regierung wiederholt aufgefordert in See zu stechen und eine Entscheidung zu erzwingen. Am 16. Juli lief die italienische Flotte aus um Lissa zu erobern.

Die Insel Lissa war im Zeitalter Napoleons vorübergehend im englischen Besitz 1815 wurde sie durch eine Bestimmung des Wiener Kongresses Österreich zugesprochen. Die Engländer hatten starke Festungsanlagen errichtet, die von den Österreichern noch weiter verstärkt wurden. 1866 verfügte Lissa zu seiner Verteidigung über 3000 Mann und 100 veraltete Geschütze. Lissa liegt in der mittleren Adria 143 Seemeilen von Pola und 114 Seemeilen von Ancona entfernt. Die Insel hat etwa 180 kmē Ausdehnung.

Am 17.Juli erschien die ital. Flotte vor Lissa, 2 Tage später lief die österreichische Flotte aus. Sie fuhr die Nacht durch und erreichte in den Morgenstunden des 20.Juli 1866 die Gewässer von Lissa. Das Wetter an diesem Tag war schlecht: bewegte See, Nebel, Regen und Wind. Der italienische Admiral hielt nicht viel von den Österreichern. Er eröffnete aus überlegenen Geschützen das Feuer. Die Österreicher durchbrachen jedoch die feindliche Schlachtordnung und zerstörten im Nahkampf einige feindliche Schiffe. Nach 2 Stunden war die Schlacht vorbei. Die ital. Flotte steuerte Richtung Ancona.

Die Verluste der Italiener waren außerordentlich hoch. Sie hatten 38 Offiziere und 574 Mann verloren. 2 Panzerschiffe sanken, 2 weitere waren kampfunfähig. Die Verluste der Österreicher betrugen 3 Offiziere und 35 Mann. Besonders das alte Schiff "Kaiser" war schwer beschädigt worden.

Am Abend des 20.7.1866 konnte Tegetthoff eine Depresche mit der Siegesmeldung absenden und seiner Flotte Dank und Anerkennung signalisieren.

Die Ernennung Tegetthoffs zum Vize-Admiral und die Aufforderung ihm Auszeichnungsanträge zu übermitteln war die Antwort des Kaisers auf die Siegesmeldung.

1867 wurde Tegetthoff nach England und in die USA entsandt, um Erfahrungen zum Aufbau einer modernen Marine zu sammeln. Nach seiner Rückkehr erfuhr er vom Tod Kaiser Maximilians von Mexiko. Ein halbes Jahr nach dessen Erschießung wurde Tegetthoff beauftragt, die sterblichen Überreste des Kaisers mit der "Novara", die der Erzherzog als junger Seeoffizier befehligt und die ihn als Kaiser nach Mexiko befördert hatte, in die Heimat zurückzubringen.

Nach der Rückkehr im Jänner 1868 erstellte Tegetthoff ein Gutachten über den geplanten Aufbau der österr.-ungar. Marine. Der Vorschlag ein Marineministerium einzuführen scheiterte am Widerstand der Ungarn. Tegetthoff änderte seinen Vorschlag in eine Marinesektion im Kriegsministerium um. Der Vorschlag wurde genehmigt und der Kaiser ernannte Tegetthoff am 25. 2. 1868 zum Marinekommandanten und Chef des Reichskriegsministeriums - Marinesektion, mit Amtssitz in Wien. Dort begann er mit einer intensiven Reformtätigkeit. Nach seinen Ideen wurde die Marinesektion gestaltet, die Ausbildungsplanung der Seeoffiziere, die Gründung von Mannschaftsschulen, Lehrgänge für Marinebeamte und Marineingenieure (Maschinisten) gehen auf seine Vorschläge zurück.

Anfang April des Jahres 1871 erkrankte der erst 43-jährige Tegetthoff in Wien an einer Lungenentzündung an der er am 7. April 1871 verstarb. Wilhelm von Tegetthoff wurde mit großen militärischen Ehren am Matzleinsdorfer Friedhof in Wien beigesetzt. Am 31. Oktober 1872 erfolgte die Überführung des Sarkophages auf den St.-Leonhard-Friedhof in Graz.

Text: Dicyan


zuletzt geändert: 28.06.2021 um 21.32 Uhr