Obwohl Tegetthoff aufgelöst und nicht mehr existent war, lebten doch die einstigen Bundesbrüder weiter. Viele hatten weiterhin untereinander Kontakt, oder waren auch schon anderweitig korporiert, zumeist in den Verbindungen der K.Ö.L. Maximiliana, Starhemberg und Carolina.
Aus diesem Personenkreis gingen viele in den Widerstand gegen das NS-Regime, oder wurden aus ideologischen Gründen verfolgt.Auch wenn Tegetthoff nicht mehr existierte, sollen doch die Namen jener BbBb genannt werden, die entweder aktiven Widerstand geleistet, oder aus rassischen oder politischen Gründen vom NS-Regime verfolgt und inhaftiert wurden.1)
Die genauen Umstände und Hintergründe zur traurigen Geschichte dieser Bundesbrüder kann an anderer Stelle nachgelesen werden. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle ein Beispiel von Freundschaft und Bundesbrüderlichkeit erwähnen.
Breuer war rassisch verfolgt, sein Freund und Bundesbruder Krasel-Almwehr – beide waren damals bei Maximiliana korporiert, Breuer kam erst nach der Widergründung zu Tegetthoff, der Krasel-Almwehr seit der Gründung angehörte - hat ihn während der Schreckensherrschaft von 1938-1945 im privaten Kohlenkeller versteckt. Wie das funktioniert hat, wie sich das Leben dieser beiden abspielte, können wir wohl nicht einmal erahnen.
Diese neun uns derzeit bekannten NS-geschädigten Bundesbrüder, kamen entweder vor der Auflösung im Jahre 1936, oder erst nach der Reaktivierung von 1953 zu unserer Tegetthoff. Vieles über Personen und Geschehnisse in der Zeit von 1938 - 1955 liegt im Dunkeln. Menschen die in einer Diktatur unter Verfolgung leiden oder sich im Widerstand befinden, führen keine Aufzeichnungen. Auch nach der Befreiung von 1945 war Österreich noch nicht frei. Die Bedrohung für ehemals Verfolgte und Widerstandskämpfer war immer noch präsent. Sei es durch vormalige Nazis die nun die netten Nachbarn von Nebenan oder Berufskollegen waren, oder auch die Besatzungsmächte, hier allen voran die UdSSR. Es gibt genug Beispiele dafür, wo ehemals Verfolgte nach 1945 nochmals verfolgt, verschleppt und teilweise auch getötet wurden.
Dies ist auch der Grund, warum viele dieser Personengruppe der vormals Verfolgten und im Widerstand tätigen im Stillschweigen verharrten, bewusst falsche Informationen weitergaben und auch die wenigen vorhandenen Unterlagen auch noch viele Jahre nach 1955 bewusst vernichtet haben. Es muss dabei auch erwähnt werden, dass der Eiserne Vorhang und die Bedrohung Westeuropas durch die UdSSR erst mit deren Ende 1991 zu Ende ging. Verschleierungen waren in manchen Bereichen bis in diese Zeit üblich. Die Geschichte des Widerstandes in Österreich gegen Totalitarismus und Menschenverachtung kann deshalb nicht derart gezeichnet werden, wie wir es in anderen Bereichen oder auch von anderen Staaten gewohnt sind.
Wenig bekannt ist auch der Umstand, dass während des zweiten Weltkriegs in den USA Kaiserin Zita und auch Ihr Sohn Erzherzog Otto, der seit der Gründung oberster Bandinhaber Tegetthoffs war, sich bei Präsident Roosevelt massiv für die Wiedererrichtung Österreichs einsetzten.5) In diesem Umfeld war auch DDr. Willibald Plöchl, einer der Gründer Tegetthoffs, sehr engagiert.6) Doch leider war die Gründung einer von vielen gewünschten Exilregierung aufgrund der Zerstrittenheit innerhalb der Exilanten nicht möglich. Die Gründe und näheren Umstände dazu, aber auch die zahlreichen Versuche von Österreichern im Exil für Ihre von den Nazis besetzte Heimat zu arbeiten, kann an dieser Stelle nicht erörtert werden. Zu diesem Themenkreis findet sich zahlreiche Literatur.
Ergänzend zum Widerstand, haben Bundesbrüder auch am Wiederaufbau unseres freien und demokratischen Österreichs mitgewirkt. Interessanterweise ragen dabei zwei unserer Bundesbrüder – beide waren Gründer unserer Tegetthoff – heraus, die unabhängig voneinander als Journalisten tätig waren.
Hans (Johann Franz Gustav) Pittioni vlg. Wiegand (UP 1925, Gründer) war schon vor dem Anschluss 1938 als Journalist tätig und soll auch Mitglied der Widerstandsbewegung 'O5' gewesen sein.7) Bereits 1945 fungierte er als Redakteur der ersten österreichischen Tageszeitung 'Neues Österreich'. Die Zeitung 'Neues Österreich', wurde am 23. April 1945 in Wien als erste österreichische Zeitung noch vor dem Kriegsende gegründet, bezeichnete sich selbst als "Organ der demokratischen Einigung", war anfänglich sogar offizielles Regierungsblatt und wurde 1967 eingestellt.8) Zum Zeitpunkt der Gründung dieser ersten österreichischen Zeitung, war die Schlacht um Wien gerade beendet und die damit einhergehende Befreiung durch die sowjetische Armee erfolgt. Am 27. April 1945 wurde die erste österreichische Übergangsregierung gebildet, am 01. Mai 1945 erschien das 1. Staatsgesetzblatt der Republik Österreich 9) und erst am 08. und 09. Mai 1945 erfolgte die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches, wodurch der zweite Weltkrieg in Europa beendet war.
Dr. Gustav Adolf Canaval di Moneta vlg. Kurzschluß (UP 1925, Gründer), er ist auch schon unter den 8 eingangs erwähnten Verfolgten Bundesbrüdern genannt, war ebenfalls bereits vor 1938 als Journalist, aber sogar in leitender Funktion tätig. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er im März 1939 verhaftet und ins KZ Dachau transportiert. Bis zum Kriegsende blieb er in verschiedensten Konzentrationslagern inhaftiert. Nach seiner Befreiung wollte er eine Wirtschaftszeitung herausgeben, hatte aber Probleme mit den Alliierten. Erst nach Intervention vieler Politiker, durfte er wieder als Journalist arbeiten und stand ab Oktober 1945 als Chefredakteur an der Spitze der „Salzburger Nachrichten“.10) Bis zu seinem Tod 1959 prägte er als Herausgeber und Chefredakteur wesentlich den Kurs der Salzburger Nachrichten und achtete dabei auf deren streng antikommunistische Linie.11)