Die Katholisch Österreichische Landsmannschaft Tegetthoff, wurde am 13. Juni 1925 in Wien gegründet.1)
Die Gründer waren:
Der Gründungsconvent fand im 6. Bezirk, Capistrangasse 3, in der Wohnung von Willibald Plöchl, statt.2)
Mit Datum 13. Juli 1925 wurde vom Wiener Magistrat als politische Landesbehörde der Verein 'Katholisch-Österreichische Landsmannschaft Tegetthoff' (im vorliegenden Bescheid mit einem 'f') in Wien die Bildung des Vereins nach Inhalt der vorgelegten Statuten nicht untersagt. Proponent war Wolfgang John als Gründungssenior. Tegetthoff war die erste Verbindung, die tatsächlich als 'Katholisch Österreichische Landsmannschaft' gegründet wurde, alle älteren Verbindungen wie Habsburg-Lothringen (gegründet am 21. März 1923), - die eigentliche Mutter Tegetthoffs - und Maximiliana (gegründet am 11. Oktober 1922) nahmen erst später diese Bezeichnung an.
Ihrem Ursprung nach war Habsburg-Lothringen eine Verbindung, die Mittel- und Hochschüler vereinigte, jedoch als Ziel sah, sich in eine Hochschulcorporation zu wandeln.
Der Habsburg-Lothringer Josef Plöchl3), war der Vater von Willibald Plöchl und auch Vater des Gedankens einer 'Österreichischen Landsmannschaft'. Josef Plöchl starb am 23. Februar 1925 und erlebte die äußere Umwandlung seiner Corporation in die 'Katholisch-Österreichische Landsmannschaft Habsburg-Lothringen' nicht mehr.
Ein wichtiges Ereignis für Habsburg-Lothringen gab es im Sommersemester 1925. Da diese Verbindung rasch eine akademische Corporation werden sollte, wurde am 13. Juni 1925 die K.Ö.L. 'Tegetthoff' mit den Farben schwarz-gold-blau und schwarzen Mützen mit blauem Vorstoß, Fuchsenfarben schwarz-blau und dem Wahlspruch 'Glaube, Kaiser, Österreich' gegründet. Bundeslied und Burschenstrophe stammen von Hans Pittioni, die Fuchsenstrophe von Willibald Plöchl.
Die K.Ö.L. Tegetthoff als Tochterverbindung der Habsburg-Lothringen sollte das Experiment einer gemischt Pennal-Akademischen Verbindung fortsetzen. Es sollte eine neue Art von Verbindung werden, eine gemeinsame Verbindung von Mittelschülern und Studenten der Universität. Diese Form einer Korporation wurde aber verständlicherweise von der Universität Wien nicht anerkannt.
Bereits im November 1925 gab es die 'erste Bundestagung des Bundes der Kath. öst. Landsmannschaften' (Anm. Originalabkürzung vom Protokoll), an der natürlich nur zwei Corporationen teilnahmen: Habsburg-Lothringen und Tegetthoff.
Als Delegierte traten für erstere Gustav Canaval und Willibald Plöchl, für Tegetthoff Wolfgang John und Hans Pittioni auf. Es ging um den Aufbau einer Struktur, das Verhältnis zu den anderen Organisationen, die Diskussion über das Mittelschülerproblem, die Ausarbeitung der Bundessatzungen und die Mitgliedsbeiträge. Bei der Wahl des Bundeskonventes wurden Hans Pittioni zum Bundessenior, Wolfgang John zum Bundeskassier, sowie zum Bundesschriftleiter Gustav Canaval und zum Bundesschriftführer Willibald Plöchl gewählt. Ein interessantes Detail aus dem Referat von Pittioni über das 'Verhältnis zu den anderen Organisationen' sei dem interessierten Leser nicht vorenthalten (der Text ist dem Protokoll unverändert entnommen):
'Von den kath. Kons. V. V. existieren in Wien meines Wissens nur mehr die 'Maximiliana'. Ueber sie ist weiter nichts zu sagen, da sie sich ja eben um diese Zeit, wie mir aus sicherer Quelle mitgeteilt wurde, wieder einmal im Stadium der Auflösung befindet.'
Tatsächlich aber war das Sommersemester 1927 das 9. und letzte Semester Habsburg-Lothringens. Es fand noch, wie im Vorjahr, eine gemeinsame Beratung mit Tegetthoff statt, wo der weitere Aufbau der Bewegung besprochen wurde. Dabei wurde endgültig das 'Programm der Landsmannschaft' nach den Grundzügen, wie sie noch Josef Plöchl vorgezeichnet hatte, formuliert. In dieser Zeit kamen sich Habsburg-Lothringen und Maximiliana immer näher und es wurde daraus eine enge Zusammenarbeit. Ganz wesentlich war dabei, dass Maximiliana die Bereitschaft äußerte, sich in eine Landsmannschaft umzuwandeln. Tatsächlich fand im Sommersemester 1927 die Fusion der beiden Verbindungen unter dem Namen 'Katholisch-Österreichische Landsmannschaft Maximiliana' statt.4) Dadurch gilt nun Maximiliana als Mutterverbindung von Tegetthoff. Doch wie ging es nun mit der Tegetthoff weiter, die nach wie vor keine rein akademische Verbindung war und noch dazu durch diese Fusion eine neue 'Mutter' erhielt?
Mit Habsburg-Lothringen gab es nicht nur engen Kontakt, sondern auch gemeinsame Tagungen und Großveranstaltungen wie z. B. der 'Kaiserkommers' am 22. November 1925 im Restaurant Riedhof in Wien 8., Wickenburggasse 15. Man hat aus den Unterlagen den Eindruck, dass für die Sache eines 'Akademischen Bundes' Tegetthoff immer uninteressanter wurde, zumal deren Hochschüler ohnedies zur Landsmannschaft Maximiliana wanderten. Spärliche Hinweise finden sich in den 'Kaiser Karl-Jahrbüchern'5), wobei in deren erster Ausgabe des Jahres 1929 alle möglichen monarchistischen Studentenverbindungen erwähnt werden, nur nicht die K.Ö.L. Tegetthoff.
In der Ausgabe 1933 wird die Mittelschulverbindung Tegetthoff per Adresse Maximiliana erstmals erwähnt, des Weiteren 1934, diesmal mit der genauen Adresse Maximilianas, Wien 1., Riemergasse 5. Ab 1935 wird die Kath.-österr. Landsmannschaft 'Starhemberg' erwähnt, 1936 auch 'Austria' Salzburg und 1937 erstmals 'Karolina', aber irrtümlich mit 'K'.
Was war mit Tegetthoff geschehen?
Am einfachsten ist es, man zitiert wörtlich aus der Festschrift 'Dreißig Semester Maximiliana' aus dem Jahre 1937, erschienen in der Zeitschrift 'Österreichische Akademische Blätter'6):
'Wenn auch diese Corporation (Anm. Tegetthoff) heute nicht mehr besteht, sie wurde überflüssig, als wir uns für die rein akademische Form entschieden hatten, so ist ihrer doch in Treue gedacht. Hans Pittioni hat ihr die Burschenstrophe und das Bundeslied geschenkt, die Fuchsenstrophe stammt von Willibald Plöchl. Sie lebt heute noch als Fuchsenstrophe der drittältesten Wiener Landsmannschaft Carolina7) weiter, die wieder die gleichen Fuchsenbänder trägt (Anm. in umgekehrter Farbfolge) und im schönen Dreifarb Blau-Schwarz-Gold an die kleine brave Tegetthoff erinnert. Diese hat unserer Sache treu gedient, mehrere ihrer Gründer sind treue 'Maxen' geworden'.
In einem Zeitzeugengespräch zur Geschichte Tegetthoffs, hat Bb Rüdiger Freiherr von Petz vlg. Paragraph – er wurde 1932 als letzter bei Tegetthoff recipiert - ausdrücklich bestätigt, dass Tegetthoff 1936 nicht nur sistiert, sondern völlig aufgelöst wurde.8)
Nach seiner Erinnerung war der letzte Senior bis zur Auflösung Rudolf Krasel Edler von Almwehr vlg. Bacchus, der dieses Amt ab 1930 innehatte. Zusammen mit dem Fuchsmajor Georg von Bossanyi vlg. Arpad bildeten diese beiden Bundesbrüder ein wohlbekanntes Gespann, das die Geschicke Tegetthoffs bis zur Auflösung leitete, Fuchsenconvente wurden oft von Willibald Plöchl vlg. Ulfilas durchgeführt. Die Bude wurde in dieser Zeit gemeinsam mit Maximiliana genutzt, die Kneipen fanden im Restaurant Tischler in Wien 1., Schauflergasse 6 statt.
Bb Paragraph konnte sich auch noch daran erinnern, dass die beiden Senioren das Burschenband der jeweils anderen Verbindung gekreuzt zum eigenen Band getragen haben.
Der Mitgliederstand bei Tegetthoff betrug etwa 25 Bundesbrüder.
40 Jahre später, 1976, hat die 'kleine brave Tegetthoff' - ohne die Vorgeschichte zu kennen - Carolina reaktiviert. Das Ende der Tegetthoff und ihr 'Aufgehen' in die Carolina wurde weder bei
der Reaktivierung Carolinas 1945 noch jener Tegetthoffs 1953 überliefert. So heißt es auf einem Flugblatt Tegetthoffs in 'Verbindungsgeschichte - kurz gefasst 1925-1974' von einem unbekannten
Verfasser:'In den Wirren des Jahres 1938 ging diese Tegetthoff jedoch zu Grunde und wurde, wie alle anderen Verbindungen, behördlich aufgelöst. Dies hinderte die Bundesbrüder jedoch nicht,
sich immer wieder zu treffen und auch der Geist dieser Verbindung wurde nicht vergessen.'
In der Festschrift '60 Jahre Tegetthoff 1925-1985'9) heißt es in einem Beitrag von
Studienrat Prof. Ing. Hermann Kirchenberger vlg. Armin:
'Leider wurden durch diese Bestrebungen die Gründungsmitglieder Tegetthoffs, die auch Habsburg-Lothringen und später Maximiliana angehörten, so beansprucht, dass sie für einen Verbindungsbetrieb der Pennalverbindung keine Zeit mehr hatten. So ruhte der Verbindungsbetrieb Tegetthoffs, wenn sie auch nie sistiert wurde.'Auch diese Ansicht widerspricht eindeutig der Aussage in der Festschrift '30 Semester Maximiliana' aus dem Jahre 1937.
Wie die Autoren zu diesen falschen Aussagen kamen, wird man wohl nicht mehr klären können.
Die K.Ö.L. Tegetthoff wurde jedenfalls klarerweise bereits 1936 aufgelöst, wie in den obigen Zeilen verständlich dargelegt wurde.