![]() | ||
Nummer 5/2025 | ||
Österreich ist frei!
Dieses berühmte Zitat von Leopold Figl war in den letzten Tagen anlässlich des Staatsvertrags-Jubiläums oft zu hören und zu lesen. Doch für uns als Landsmannschafter bedeutet Österreich weit mehr als nur die letzten 70 Jahre. |
||
![]() Der Begriff 'Österreich' leitet sich bekanntlich von einer mehr als 1000 Jahre alten Schenkungsurkunde ab, in welcher der Name 'ostarrichi' erstmals nachweislich erwähnt wird. Im Laufe dieser langen Zeit hat sich viel ereignet und die Größe des mit diesem Namen verbundenen Landes ist von einer kleinen Markgrafschaft zu einem weltumspannenden Imperium ausgebaut worden, bevor es in mehreren Etappen auf die heutige Größe schrumpfte. Die genaue Auseinandersetzung mit unserer Geschichte war und ist eine Angelegenheit von dazu berufenen Historikern und füllt nicht nur zahlreiche Bände, sondern zusammengerechnet sicher ganze Bibliotheken. Im Sinne unseres Prinzips 'patria' möchte ich an dieser Stelle nur einige ganz kleine Ausschnitte daraus beispielhaft erwähnen. Die Babenberger und der Name Leopold Der Babenberger Luitpold I. wurde im Jahre 976 von Kaiser Otto II. mit der 'Marcha orientalis' belehnt. Populärer ist einer seiner Nachfahren, Leopold III., der mehr als 100 Jahre nach ihm (von 1095 bis 1136) die Mark Österreich regierte und der im Jahr 1485 von Papst Innozenz VIII. heiliggesprochen wurde. Er liegt in dem von ihm gegründeten Stift Klosterneuburg begraben und ist Landespatron von Österreich und von jenen drei Bundesländern, die einst zu seinem Herrschaftsbesitz zählten. Aus dem Geschlecht der Babenberger stammten die Markgrafen und Herzöge, welche von 976 bis 1246 unser Land regierten. Der Name dieses Geschlechts wird von der deutschen Stadt Bamberg abgeleitet. Ihre Vorfahren waren die Luitpoldinger, weshalb auch vier Babenberger diesen Vornamen trugen, der früher unter anderem Liutpald geschrieben, später hingegen als Leopold gebräuchlich wurde. Der heilige Leopold ist aber nicht das Namensvorbild für unseren neuen Papst Leo XIV. Dieser beruft sich insbesondere auf Papst Leo XIII., der wiederum – so wie die Vorgänger mit demselben Namen – bei der Namenswahl auf Leo I., genannt Leo der Große, Bezug nahm, welcher im 5. Jahrhundert lebte und als erster Nachfolger des Apostels Petrus auch als Papst bezeichnet und in der damaligen Peterskirche in Rom beigesetzt wurde. Der Name Leo ist das lateinische Wort für Löwe und hat daher ursprünglich nichts mit Leopold zu tun, dessen Namensteil 'Luit' sich von dem althochdeutschen Wort für Volk bzw. Leute ableitet. Die Habsburger und der Name Karl Die Dynastie der Habsburger brachte im Verlauf ihrer fast 650-jährigen Regierungszeit von 1273 bis 1918 zweifellos zahlreiche bedeutende Monarchen hervor, von denen nicht wenige auch die Würde und Bürde eines Kaisers des Heiligen römischen Reiches Deutscher Nation trugen. Angefangen von Rudolf I., über Maximilian I., den letzten Ritter bis hin zu Franz II. der als Franz I. der erste Kaiser von Österreich wurde, um nur einige wenige der prominenten Namen zu nennen. Auch der Name Leopold findet sich des Öfteren im Stammbaum, wovon vor allem Kaiser Leopold I. als Türkenpoldl sehr bekannt ist. Eine vollständige Auflistung aller Regenten würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Hervorheben möchte ich allerdings jene mit dem Namen Karl. Karl V. war der erste aus dem Hause Habsburg, der diesen Namen als römisch-deutscher Kaiser trug. Seine Namensvorgänger entstammten hingegen dem Geschlecht der Luxemburger und waren zugleich Könige von Böhmen, welches infolge der Erbfolge danach an die Habsburger fiel. Die Besitzungen der Habsburger haben unter Karl V. durch die geschickte Heiratspolitik ihre größte territoriale Ausdehnung erreicht, weshalb ihm der Ausspruch 'In meinem Reich geht die Sonne niemals unter' zugeschrieben wird. Viel später sollte die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie mit Kaiser Karl I. untergehen. Sein Schicksal war es, dass er nach der Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand nicht nur eher unerwartet zum Thronfolger wurde, sondern auch, dass er den von seinem Großonkel Kaiser Franz Joseph I. auf Drängen von dessen militärischen Beratern erklärten Krieg – den Karl nie gewollt hatte – nicht friedlich beenden konnte. Seine Friedensbemühungen wurden erst 2004 mit der Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. gebührend gewürdigt. Ob die Geschichte anders ausgegangen wäre, wenn Franz-Joseph den Thron schon vor den tragischen Ereignissen an seinen Neffen übergeben hätte, darüber kann man nur spekulieren. Tatsache ist, dass es viele Pläne und Ideen zu einer Reichsreform gegeben hat, die nie umgesetzt wurden. Wir berichten darüber in einer ausführlichen Artikelreihe von AH Jux, die in einer der nächsten Ausgaben fortgesetzt wird. Auch wenn die Monarchie in Österreich im Jahr 1918 zu Ende ging und das Land aufgeteilt wurde, so besteht das Haus Österreich als Familie, die unsere Geschichte wesentlich geprägt hat, nach wie vor und deren Oberhaupt SKH Ezhg. Karl von Habsburg-Lothringen vlg. Pan gab uns beim 100. Stiftungsfest der Tegetthoff die Ehre die Festrede zu halten. Doch darüber wird demnächst in einem gesonderten Artikel berichtet. Erste Republik – der Anfang vom Ende? Schon am 30. Oktober 1918 – also noch vor dem Verzicht Kaiser Karls auf die Ausübung der Staatsgeschäfte am 11. November desselben Jahres – nahm die provisorische Nationalversammlung von Deutschösterreich die vom Karl Renner entworfene Verfassung an, in der stand, dass Österreich ein Teil der deutschen Republik werden sollte. Erst ein Jahr später wurde am 21. November 1919 die eigenständige Republik Österreich gegründet. Im Parlament waren neben den Sozialdemokraten und den Christlichsozialen auch Deutschnationale vertreten. Gemäß der Sitzordnung, welche auf die Zeit nach der französischen Revolution zurückgeht und später auch von anderen Ländern übernommen wurde, saßen die Befürworter einer demokratischen Republik, welche zu einem großen Teil aus der Arbeiterschaft und anderen weniger privilegierten Teilen stammten, auf der linken Seite und die Konservativen, von denen noch einige eher der Monarchie zugeneigt waren, saßen recht. Den Nationalisten wurden damals die Plätze rechts außen zugewiesen, woraus sich offenbar die heutzutage übliche Bezeichnung 'rechtsextrem' entwickelte. In den folgenden zwei Jahrzehnten wuchs die Zahl der Anhänger des Deutschnationalismus. Nachdem im März 1938 die deutschen Truppen in Österreich einmarschierten und damit den praktischen Anschluss an das Deutsche Reich vollzogen, wurde pro forma eine Volksabstimmung abgehalten, bei der sogar Karl Renner dazu aufforderte für den Anschluss zu stimmen. Erste Republik – die Geburtsstunde der Landsmannschaften Nach der anfänglichen Schockstarre über den Wechsel der Staatsform und die Verbannung des Kaisers sammelten sich – nach dessen Tod – dem Erzhaus treu ergebene Österreicher in verschiedenen vaterländischen Organisationen, welche die Wiedererrichtung einer Monarchie als mittelbares Ziel vor Augen hatten. Darunter befanden sich auch die 1922 entstandene Studentenverbindung Maximiliana sowie die 1923 gegründete Habsburg-Lothringen. Als man deren Statuten beim Magistrat einreichte, schlug ein junger Beamter vor die Vereinigung offiziell als 'Hasso Lothringen' zu benennen, da jeglicher Hinweis auf das ehemalige Kaiserhaus verpönt war. Dieser offizielle Vereinsname wird in verschiedenen Quellen, wie z.B. den Akademischen Blättern, erwähnt. In der Festschrift zum 60. Stiftungsfest der K.Ö.M.L. Tegetthoff findet sich in der von wld. (Dr.cer.) Armin verfassten Verbindungsgeschichte auch der Name des damals zuständigen Magistratsbeamten: Es handelte sich um den späteren SPÖ-Vorsitzenden, Vizekanzler und Bundespräsidenten Dr. Adolph Schärf. Weitere Ausführungen zur Gründung der Landsmannschaften und der Tegetthoff möchte ich mir an dieser Stelle ersparen. Diese sind nicht nur in der Verbindungsgeschichte auf unserer Homepage, sondern auch in zahlreichen Publikationen – auch in der aktuellen Festschrift zu unserem Jubelstiftungsfest – zu finden. 80 Jahre Zweite Republik – das Ende des Schreckens Im Frühjahr 1945 gingen der Zweite Weltkrieg und die Schrecken der nationalsozialistischen Herrschaft endlich zu Ende. Österreich erklärte seine Selbständigkeit und wieder war es Karl Renner, der mit Billigung der Sowjets zum ersten Staatskanzler der zweiten Republik ernannt wurde. Seinem Kabinett aus beinahe gleich vielen Vertretern der neu gegründeten Parteien SPÖ und ÖVP gehörten auch Kommunisten und Parteilose an. Seit damals leben wir in Österreich zu unserem großen Glück in Frieden, während in anderen Teilen der Welt und auch Europas immer wieder nationalistische Konflikte aufflammen und Kriege geführt werden. Aber Österreich war nicht frei, sondern wurde von den vier Besatzungsmächten kontrolliert. Die Aufarbeitung einer allfälligen Mitschuld an den Ereignissen, die zum Zweiten Weltkrieg führten, dauerte Jahrzehnte. In der ersten Zeit wurden die Nationalsozialisten registriert und in verschiedene Kategorien eingeteilt. Kriegsverbrechern wurde der Prozess gemacht und sie wurden – je nach der Schwere ihrer Taten – zu Kerkerstrafen und teilweise sogar zum Tode verurteilt. Manche kamen auch mit Sühneleistungen davon. Mehr als 90% von über einer halben Million erfasster Menschen wurden hingegen als minderbelastete Mitläufer eingestuft und 1948 amnestiert. Manche davon wechselten die Seiten und machten danach in einer der anderen Parteien Karriere. Das Gedenken an die Unzahl in den Konzentrationslagern ermordeter Juden und Widerstandskämpfer begann erst viel später. Dafür wird man heute nicht müde, den erwachsenen Kindern und (Ur)Enkeln der Kriegsgeneration gebetsmühlenartig eine kollektive Mitverantwortung für die damaligen Kriegsverbrechen einzureden, unabhängig davon ob deren Vorfahren daran beteiligt oder selbst Opfer waren. Die Angst vor den Greueltaten des Hitler-Regimes geht sogar so weit, dass jede kritische Äußerung gegenüber Ausländern oder gar Juden als rechtsextremistischer Faschismus angesehen wird. Das bekam unlängst sogar der ehemalige Bundespräsident und stets bekennende Sozialist Fischer zu spüren, der es gewagt hat, gegen die Kriegsverbrechen der Israelis an der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen Stellung zu nehmen und daraufhin ins 'rechte Eck' gestellt und beschimpft wurde. Zweite Republik – 70 Jahre Staatsvertrag Nach dem zweiten Weltkrieg wurden große Teile Osteuropas von der Sowjetunion besetzt und blieben als 'Ostblock' unter der Kontrolle des großen kommunistischen Bruders. Auch ein Teil Deutschlands wurde von der westlichen Welt abgespalten, als sozialistische Diktatur unter dem Namen DDR zum eigenen Staat erklärt und mit dem 'Eisernen Vorhang' von Westeuropa getrennt. Dieses Schicksal blieb Österreich Gott sei Dank erspart. Obwohl bzw. da unser Land zehn Jahre lang unter der Kontrolle der vier Besatzungsmächte stand, konnte (nach dem Tod Stalins) mit den Sowjets in zähen Verhandlungen die Unabhängigkeit Österreichs als souveräner Staat unter der Bedingung der immerwährenden Neutralität und der Aufrechterhaltung der Habsburger-Gesetze aus dem Jahr 1919 ausverhandelt werden. Am 15. Mai 1955 sprach der damalige Außenminister Leopold Figl im Marmorsaal des Schlosses Belvedere nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages die berühmten Worte 'Österreich ist frei' und präsentierte das Dokument anschließend vom Balkon aus der jubelnden Menge im Schlosspark. Durch Leopold Figl habe ich indirekt – und damals noch unbewusst – erstmals das Couleurstudententum kennengelernt. Gemeinsam mit meiner Mutter habe ich als Achtjähriger im Jahr 1965 den Trauerzug für den ehemaligen Bundeskanzler, der vom Heldenplatz zum Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof führte, beobachtet und dabei die vielen Chargierten gesehen, die den Sarg begleiten. Wie ich erst viel später erfuhr war Figl gemeinsam mit Julius Raab einer der Gründer e.v. Nibelungia St. Pölten im MKV, wurde als Student Mitglied e.v. Norica im ÖCV und erhielt im Laufe seines Lebens zahlreiche Ehrenbänder. Die heurige Feier anlässlich des Jubiläums der Staatsvertrags-Unterzeichnung fand am Jahrestag im Parlament und am damaligen Ort dieses Ereignisses statt. Da der Bundespräsident im Belvedere fehlte, nahmen der Bundeskanzler und der Vizekanzler die Parade des Ehrenbataillons des österreichischen Bundesheeres ab, die von der Militärmusikkapelle untermalt und mit dem großen Zapfenstrich beendet wurde. Während auf den Fahnenmasten die österreichische und die EU-Flagge gehisst waren, wurde die Ehrengarde wie üblich mit der Doppeladlerfahne angeführt. Es blieb halt doch noch etwas vom alten Österreich übrig … Text und Bild: DDr.cer. Raffael
| ||
Kontakt für allfällige Rückmeldungen: Blechbote |