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Nummer 5/2025 | ||
Walpurgisnacht und Mai-Feiern
Der Wonnemonat Mai ist ein beliebter Anlass um in Stadt und Land nach den jeweiligen Gebräuchen zu feiern. Auch für uns als Studentenverbindung gibt es immer wieder einen Grund dazu. |
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![]() Der Mai war in früheren Zeiten, als die Landwirtschaft für den Großteil der Bevölkerung noch eine wichtige Rolle spielte, die Zeit der Aussaat. Daher wurde der Beginn des Frühlings oft mit großen Feuern und heidnischen Fruchtbarkeitsritualen gefeiert. Im Zuge der frühmittelalterlichen Christianisierung wurden diese Bräuche von christlichen Festen überlagert. Damals wurde am 1. Mai der an diesem Tag heiliggesprochene Äbtissin Walburga (+ 779) gedacht und in der Nacht davor wurden Vigilfeiern (Nachtwachen) abgehalten. Daher wurde diese Nacht als Walpurgisnacht bezeichnet. Laut einem früher weit verbreiteten Aberglauben sollen sich in der Nacht vom 30. April aber auch die Hexen am Blocksberg (oder anderen geheimen Orten) zum Tanz mit dem Teufel getroffen haben. Dieser Mythos fand in der Literatur seinen Niederschlag und wurde unter anderem von Goethe in der Tragödie 'Faust' unter der Bezeichnung 'Walpurgisnacht' verwendet, was zur Vermischung der christlichen und heidnischen Bedeutung beigetragen hat. Ende des 19. Jahrhunderts etablierte sich der 1. Mai als Kampftag der Arbeiterbewegung, woraus sich der 'Tag der Arbeit' als Feiertag entwickelte, der vor allen in größeren Städten mit entsprechenden Mai-Feiern begangen wird. Am Vorabend findet in Wien traditionell der Fackelzug der Sozialistischen Jugend statt, an dem sich laut den Bezirksmedien angeblich tausende Menschen – darunter auch die 'ROTEN Falken' (welche seltsamerweise BLAUE Uniformhemden tragen) – beteiligen, um mit Mottos wie 'Wien gegen Rechts' oder 'Zukunft statt Krise' zum Hexensabbat gegen politisch Andersdenkende aufzurufen. Den darauffolgenden Tag nutzten heuer die Wiener Sozialisten, um beim jährlichen Mai-Aufmarsch ihren 'Sieg' bei der Wiener Gemeinderatswahl zu feiern. Obwohl auch sie Stimmen verloren und das schlechteste Ergebnis der letzten Jahrzehnte erzielt haben, gelang es ihnen über ganz Wien einen roten Teppich auszurollen und in allen Bezirken die relative Stimmenmehrheit zu erreichen. Die Freiheitlichen konnten trotz enormer Zugewinne die Vormachtstellung der Bürgermeisterpartei nicht annähernd brechen und alle anderen Parteien waren sowieso chancenlos. Die Volkspartei erlitt eine verheerende Niederlage und landete – so wie Rapid derzeit in der Fußball-Bundesliga – auf dem unrühmlichen fünften Platz. Auch wenn die Roten die erhoffte absolute Mehrheit deutlich verfehlten, sind sie in der glücklichen Lage theoretisch mit jeder der vier andern im Gemeinderat vertretenen Parteien eine Landesregierung zu bilden. Wie es derzeit aussieht wird es in Wien aber vermutlich nichts Neues geben, sondern die Neos werden weiterhin als Steigbügelhalter dienen. Am Land geht es erfreulicherweise größtenteils noch konservativer zu. In vielen Ortschaften ist es nach wie vor üblich Maibäume aufzustellen, die ein altes Fruchtbarkeits-Symbol sind. Die riesigen Baumstämme werden heutzutage zumeist von Traktoren, und nicht mehr von Pferden, aus dem Wald zum jeweiligen Platz gezogen. Dabei ist die Mitwirkung etlicher Helfer erforderlich damit der lange Stamm und insbesondere die Baumkrone beim Transport nicht beschädigt werden. Dann muss der Baum – zumeist eine schöne Fichte – mit Rinden-Schnitzereien verziert und mit Kränzen geschmückt werden, bevor er aufgerichtet werden kann. Das Aufstellen der Maibäume erfolgt üblicherweise ohne Zuhilfenahme von Maschinen. Dazu müssen alle Mitglieder der jeweiligen Gemeinschaft, die für das Aufstellen verantwortlich ist, an einem Strang ziehen oder besser gesagt mit langen Stangen den Stamm gemeinsam Stück um Stück anheben, bis er endlich senkrecht steht und im Boden verankert werden kann, wo er am nächsten Tag im Mittelpunkt der Maifeiern steht. Über Nacht müssen die Bäume meist von der Landjugend bewacht werden, da es als große Schande gilt, wenn der Maibaum von einer Gruppe aus der Nachbargemeinde gestohlen wird und von dieser wieder ausgelöst werden muss. Das Gemeinschaftserlebnis des Maibaum-Aufstellens schweißt die jeweilige Gruppe zusammen und könnte daher auch uns als Vorbild für das Miteinander aller verfügbaren Kräfte dienen. Den couleurstudentischen Auftakt zum Mai stellt in der Blechturmgasse traditionell die Landesvater-Kneipe der Carolina dar. Schon vor langer Zeit wurde beschlossen diese Veranstaltung an unserem Gründungstag zu begehen, was nebenbei den Vorteil hat, dass der Folgetag immer arbeitsfrei ist und somit auch nach allfälligen längeren Feiern stets genügend Zeit zum Ausschlafen bleibt. Diesmal weilte der Schreiber dieser Zeilen ausnahmsweise am Tag der Veranstaltung nicht in Wien, sondern in der Steiermark, weshalb dankenswerterweise Ph-xx(x) Dr.cer. Archimedes den nachfolgenden Kurzbericht verfasst hat: Der Besuch von Bundesbrüdern bei der Landesvaterkneipe Carolinae am 30. April 2025 war dürftig. Da 'tres faciunt collegium' erfüllt war, konnten wir dennoch feiern, denn wir waren zu viert! Vor der Kneipe fand ein AHC statt. Bei diesem wurde auch intensiv über den weiteren Bestand der Verbindung diskutiert. Nach kurzer Absprache haben die anwesenden Carolinen beschlossen, dass wir auf eine formelle Landesvaterkneipe verzichten. Als Bekräftigung der Diskussion am Convent haben wir aber die Zeremonie des Stechens des Landesvaters durchgeführt. Wir haben uns gegenseitig unserer bundesbrüderlichen Verbundenheit versichert, dadurch unseren Burscheneid erneuert und dem Fortbestand unserer Carolina einen breiten Streifen gewidmet! Der Comment lebt und wenn auch die Zeremonie sehr kurz war, war sie würdig und der Situation angepasst. Ad multos annos! (arc) Der Grund meiner Abwesenheit war, dass ich das verlängerte Wochenende in Graz verbrachte, wo ich am 3. Mai 2025 mit meiner Gattin Cd Margarethe das 73. Stiftungsfest von Tegetthoffs ältester Freundschaftsverbindung e.v. K.Ö.M.L. Alpinia Styria Graz besuchte. Die ASG ist genaugenommen die älteste Mittelschul-Landsmannschaft, da sie 1952 gegründet wurde, während unsere TEW erst bei der Wiedergründung im Jahr 1953 von einer K.Ö.L. in eine K.Ö.M.L. umgewandelt wurde. Der Tausch der Freundschaftsbänder fand noch vor dem Beitritt der beiden Korporationen zum MKV statt. Das genaue Datum ist – wie ich zufällig in Graz erfuhr – einem Farbenbruder der K.Ö.L. Ferdinandea bekannt, der die alten Protokolle entdeckt hat. Trotz dieser langjährigen Beziehung und zweier Doppelmitglieder war ich der einzige Tegetthoffer, der dort unsere Farben hochhielt und zu unserem bevorstehenden Jubelstiftungsfest einlud. Beeindruckend fand ich, dass bei diesem 'unrunden' Kommers, der auf der Bude e.v. Babenberg Graz geschlagen wurde, mindestens ebenso viele Teilnehmer von verschiedensten Verbindungen und jedenfalls mehr Chargierte anwesend waren, wie bei unserem letzten runden Stiftungsfest vor zehn Jahren. Die Organisation war perfekt, die guten Reden waren launig und dennoch aussagekräftig und die Stimmung war hervorragend. Dieser Besuch hat sich für mich jedenfalls gelohnt. Einige Tage danach, am 6. Mai 2025, fand auf der Tegetthoffbude die Maikneipe statt. Beim Eintreffen zur angesetzten Uhrzeit war ich verwundert, wie wenige Teilnehmer bereits anwesend waren. Dies lag einerseits daran, dass etliche Bundesbrüder erst nach mir eintrafen, weil die Parkplatzsituation an diesem Abend so katastrophal war, dass einer sogar nach einer halben Stunde das Handtuch warf und per WhatsApp mitteilte, dass er unverrichteter Dinge den Heimweg antritt. Andererseits mussten sich mehrere Bundesbrüder – darunter auch zwei unserer drei aktiven Burschen – aus wichtigen Gründen entschuldigen. Zum Glück waren aber zumindest der hohe Senior Napoleon und unsere beiden Fuchsen anwesend, so dass die Kneipe geschlagen werden konnte und der Besuch war Dank der treuen Alten Herren und Couleurdamen insgesamt etwas besser als bei der Osterkneipe im April. Auch der Gesang hat sich nach einem vielstimmigen Gaudeamus gebessert, daher verlief die nette Kneipe zwar ohne besondere Höhepunkte, aber in geselliger Atmosphäre und ohne weitere Dissonanzen. Der Mai ist aber noch jung und der Höhepunkt des Monats steht noch bevor! Obwohl der Gründungstag Tegetthoffs, an dem unser Landesvater gestochen wird, bekanntlich der 13. Juni ist, findet das 100. Stiftungsfest bereits am 17. Mai statt, da es sich in der Vergangenheit stets bewährt hat den Feiertagen im Juni auszuweichen. Das erste Juniwochenende wäre wegen des Pennälertags zu Pfingsten sowieso nicht in Frage gekommen und die darauffolgenden Wochen verlocken wegen der arbeitsfreien Tage erfahrungsgemäß so manche zu Urlauben in der Vorsaison. Hoffen wir, dass diese Rechnung auch heuer aufgeht und wir zu unserem Festkommers sehr viele Bundesbrüder und hoffentlich auch zahlreiche Gäste im Palais Eschenbach begrüßen dürfen. ![]() Text und Bilder : DDr.cer. Raffael
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