Nummer 9/2024
Brand & Branderung

Aller Gefahren zum Trotz ist das Feuer seit jeher für Menschen von großer Bedeutung. Oft steht es auch bei Feiern oder anderen geselligen Versammlungen im Mittelpunkt.


Vom Element Feuer geht für Menschen schon seit Urzeiten eine Faszination aus. Während Tiere Brände immer nur als Gefahr wahrnehmen und sie sich daher von Natur aus vor Feuer fürchten, haben die Menschen gelernt seine Macht zu zähmen. Doch erst nachdem sie auch erlernt haben es mit Feuersteinen und anderen primitiven Werkzeugen selbst zu entzünden, konnten sie es jederzeit nützen, um sich an den Flammen des Lagerfeuers zu erwärmen oder um über dem Feuer bzw. in dessen Glut Speisen zuzubereiten. Auch für die Brandrodung von Wäldern zur Urbarmachung von Anbauflächen wurde und wird Feuer verwendet, was in früheren Jahrhunderten auf relativ kleinen Flächen sicher noch kein Problem war, heutzutage jedoch bei der großflächigen Vernichtung von Urwäldern eine massive Bedrohung für die dort beheimatete Tierwelt und das Weltklima darstellt. Die Urgewalt des Feuers wurde aber nicht nur zu friedlichen Zwecken genutzt. Immer und immer wieder zogen räuberische und/oder kriegerische Horden durch das Land und brandschatzten kleinere Ansiedlungen oder setzten belagerte Städte mit brennenden Geschoßen in Brand, um die Bewohner zur Öffnung der Tore zu zwingen. Umgekehrt scheuten aber auch manche Herrscher oft nicht davor zurück, die meist einfachen, aus Holz errichteten und oft mit Stroh gedeckten Gebäude in den vorgelagerten Dörfern selbst abzufackeln, damit die anrückenden Truppen nichts als verbrannte Erde vorfanden.

Im 21. Jahrhundert hat sich an der Wirkung des Feuers auf Menschen nicht viel verändert. Einerseits erfreut sich die urtümliche Art des Kochens bei sommerlichen Grillpartys so großer Beliebtheit, dass auch der Trend zum Wintergrillen stetig zunimmt, andererseits erhellen vor allem in der Vorweihnachtszeit viele Kerzen (aber auch künstliche, mitunter kitschige Lichtquellen wie z.B. leuchtende Tierfiguren oder bunte Lichterketten u.v.m.) die Wohnzimmer und Gärten – und damit auch die Herzen ihrer Bewohner, die es sich sofern möglich gerne vor einem Kaminfeuer gemütlich machen. Dessen ungeachtet hat sich an den Gefahren von offenen Flammen (trotz der effizienteren Löschmöglichkeiten mit modernen Gerätschaften) nichts geändert. Schon so manche achtlos – oder gar absichtlich – weggeworfene Zigarette hat in trockenen Sommern nicht nur in Südeuropa verheerende Waldbrände verursacht. Auch weithin sichtbare Großbrände von Bauernhöfen oder Industrieanlagen sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Besonders aufsehenerregend waren in den letzten Jahrzehnten jene Feuer, die im Zuge von Restaurierungsarbeiten an historischen Gebäuden ausbrachen, wie der Brand der Hofburg (1992) bzw. der Sophiensäle (2001) in Wien oder der Brand der Notre Dame (2019) in Paris. Aber nicht nur Gebäude, auch Fahrzeuge werden mitunter ein Raub der Flammen. Besonders bei schweren Unfällen geraten manchmal Autos in Brand und fallweise werden die Brände auch durch technische Schäden ausgelöst, wobei dem Vernehmen nach gerade von Elektrofahrzeugen bzw. deren Batterien eine besondere Gefahr ausgeht. Solche Brände beschränken sich nicht auf Privatfahrzeuge, sondern können sich allen Sicherheitsmaßnahmen zum Trotz – selten, aber doch – auch in öffentlichen Verkehrsmitteln ereignen. So sorgte vor rund zehn Tagen ein Brand einer U1-Garnitur für erhebliches Verkehrschaos.

Abgesehen davon, dass durch den brennenden Zug die Hauptschlagader des Wiener Verkehrsnetzes durchtrennt wurde, kam dadurch auch oberirdisch der Straßenverkehr großräumig zum Erliegen. Die Schuld daran liegt bei der 'umweltgerechten' Verkehrsplanung, welche stolz darauf ist den Privatverkehr zu schikanieren wo immer es geht. Mediziner predigen ständig, dass durch ungesunde Ernährung der Cholesterinspiegel steigt und es in der Folge zu Arteriosklerose kommt, welche durch die Verengung der Blutgefäße zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen kann. Bei Menschen kann dieses Risiko mit geeigneten Medikamenten oder operativ mit Stents verringert werden. Im Straßenverkehr ist die Situation sinngemäß ähnlich. Wenn an Engstellen ein Unfall passiert oder ein Fahrzeug eine Panne hat bzw. ein Lieferwagen oder ein Einsatzfahrzeug die Fahrbahn blockiert, führt das nicht nur an dieser Stelle, sondern in kürzester Zeit auch in der weiteren Umgebung zum Chaos, da nachfolgende Autos Abbiegespuren bzw. Kreuzungen blockieren, wodurch dann auch andere Verkehrsteilnehmer behindert werden. Aber während man in der Medizin versucht die Gefahrenstellen im menschlichen Körper zu erkennen und zu entschärfen, werden diese von der Stadtplanung ganz bewusst hergestellt, indem mehrspurige Straßen auf eine Fahrbahn verengt werden, um Platz für mehrspurige Radwege oder Fußgängerboulevards zu schaffen bzw. um die Geschwindigkeit durch Begrünungsmaßnahmen im Sinne des Stadtklimas zu drosseln. Dazu werden vorzugsweise abwechselnd auf der linken und rechten Seite der ehemals mehrspurigen Fahrbahnen Bauminseln errichtet und Bäume gepflanzt, um damit die Autofahrer zu pflanzen und zum Slalomfahren zu zwingen. Kommt es in einer der rückgebauten Straßen dann zu Behinderungen ist ein Verkehrskollaps die Folge.

So geschah es auch am Abend des 19.11.2024, dem Tag unserer Törggelen-Fuchsenkneipe, an dem sich der oben erwähnte U-Bahn-Brand ereignete. Dennoch fanden sich – wenn auch teilweise etwas verspätet – zahlreiche Teilnehmer auf der Tegetthoffbude ein. Dies lag vor allem an der großartigen Idee von Dr.cer. Mauritius die Alten Herren mit einer speziell gestalteten Postkarte im Namen der Fuchsia zur Törggelen-Kneipe einzuladen. Vielleicht hat auch die Freude auf das Törggelen – welches sich früher auf unseren Buden stets großer Beliebtheit erfreute – ein wenig dazu beigetragen, dass eher selten gesehene Philister begrüßt werden konnten. Hätten nicht einige Bundesbrüder mit Bedauern wegen akuter gesundheitlicher oder familiärer Ursachen im letzten Moment absagen müssen, wäre es die am besten besuchte Veranstaltung seit langer Zeit gewesen. Für das kulinarische Wohl der Corona sorgte der hohe FM Ovidius, der eine dienstliche Reise nach Innsbruck nutzte, um von dort original Tiroler Speck, Käse und weitere Zutaten mitzubringen und zu Gunsten der Kombüsenkasse, deren Ertrag seinen Füchsen zugutekommt, zu spenden. Die 'Käschten' (Maroni) wurden von Couleurdame Margarethe besorgt und gebraten.

Die beiden anwesenden Krassfüchse Napoleon und Grotius schlüpften erstmals in unsere frisch geputzen Fläuse und eröffneten als Doppelpräsidium die Kneipe pünktlich um 20 Uhr mit dem Ersten Allgemeinen. Danach erteilten Sie die ausdrückliche Erlaubnis sich während des Colloquiums dem Kneipthema zu widmen und das Törggelen zu genießen. Dazu passend erklärten sie auch Rotwein zum commentfähigen Stoff. Nach einer beinahe fehlerfreien Begrüßung und einem weiteren Colloquium fand im offiziellen Teil der Kneipe der dafür ungewöhnliche Höhepunkt statt: Der Fuchsmajor begab sich zu den Klängen von 'Ich war Brandfuchs noch an Jahren' zum Präsidium, um mit den beiden Füchsen die Branderungs-Zeremonie zu vollziehen. Zuerst mussten sie mit einem speziellen Cocktail ihre Trinkfestigkeit unter Beweis stellen und konnten mit einem selbst umgetexteten Lied ihre Sangesfreudigkeit nachweisen, danach wurden sie der Corona zur Befragung freigegeben. Nachdem sie auch diese Hürde bewältigt hatten, wurden sie mit einem angekohlten Korken vom FM und danach von den anderen Bundesbrüdern 'angeschwärzt'.*) Auf diese Weise gelang es bei der Fuchsenkneipe den praktischen Beweis der Chargier-Fähigkeiten unserer Füchse mit deren Branderung zu verbinden. Nach dem Officium löste sich der Großteil der Corona wie bei uns gewohnt relativ rasch auf. Beim Gehen hatten die Besucher nochmals Gelegenheit den Kellergang zu betrachten, welcher von Dr.cer. Mauritius mit Bierdeckeln und Orientierungspfeilen in Verbindungsfarben geschmückt worden war. Bei der Montage hatte er Unterstützung von der Fuchsia. Ob die beiden Füchse mit den verbliebenen Anwesenden noch so lange weiter feierten, dass sie am nächsten Morgen einen Brand hatten, entzieht sich der Kenntnis des Chronisten.
Text und Bilder: DDr.cer. Raffael



*) Dieser Ausdruck kommt aus dem Rotwelsch und war anfänglich vermutlich für Schmuggler in Verwendung, die sich die Gesichter mit Ruß dunkel färbten, um nicht gesehen bzw. erkannt zu werden, wenn sie in der Nacht ihren illegalen Geschäften nachgingen. Besonders woke Zeitgenoss*innen empfinden aber alle Bezeichnungen in den 'schwarz' vorkommt (also z.B. Schwarzarbeit, Schwarzfahren u.s.w) als negativ und daher verletzend. Das kommt mir spanisch vor. Erfreut sich doch Ende November der aus Amerika stammende Handelsbrauch des 'black friday' auch bei uns so großer Beliebtheit, dass er oft sogar zu einer ganzen 'black week' ausgedehnt wird. Der Ursprung dieser Bezeichnung steht zwar nicht eindeutig fest, wird aber zumeist damit erklärt, dass die Geschäfte an diesem Tag erstmals schwarze Zahlen schreiben. Wie man sieht ist 'schwarz' also doch nicht immer nur negativ …
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zuletzt geändert: 28.11.2024 um 20.47 Uhr