Nummer 7/2024
Medien-Vielfalt

Die Pressefreiheit ist eine Voraussetzung für eine Vielfalt an unabhängigen Medien und gehört zu den Grundrechten in demokratischen Staaten. Sie ermöglicht es großen, wie kleinen Organisationen eigene Publikationen, wie z.B. Verbindungszeitungen, herauszugeben. Der Markt für professionelle Medien ist allerdings im Umbruch.

In Österreich ist die Pressefreiheit in der Verfassung verankert. Das war aber nicht immer so. Wie in vielen autoritär regierten Staaten noch heute, gab es auch bei uns während der Zeit der Monarchie Einschränkungen. Zwar lockerte Kaiser Joseph II. im Jahr 1781 die Zensurvorschriften, aber schon 1790 wurde die 'Preßfreiheit' unter Kaiser Leopold II. neuerlich beschränkt. Den Höhepunkt erreichte die Zensur vermutlich nach dem Wiener Kongress, zur Zeit des Staatskanzlers Fürst Metternich. Nach dessen Sturz im Zuge der Märzrevolution von 1848 wurde für das Kaisertum Österreich in der Pillersdorf'schen Verfassung unter anderem die Glaubensfreiheit, das Briefgeheimnis und die Pressefreiheit verankert. Doch auch Franz Freiherr von Pillersdorf musste auf Druck der Nationalgarden, Studenten und Arbeiter schon nach wenigen Wochen als Ministerpräsident zurücktreten. Danach wurde die Zensur erst in der Dezemberverfassung von 1867 erneut für unzulässig erklärt und die Pressefreiheit garantiert. Im 20. Jahrhundert kam es dann vor allem während der NS-Zeit zu massiven Einschränkungen der Grundrechte, welche das Verbindungsleben vorübergehend zum Erliegen brachten und die journalistische Berufstätigkeit zweier Bundesbrüder jäh unterbrach.


Verbindungs- und Verbandszeitschriften haben bei den Landsmannschaften im Allgemeinen und bei Tegetthoff im Besonderen eine lange Tradition. Der Akademische Bund katholisch-österreichischer Landsmannschaften hat schon in den Jahren 1935 bis 1938 die Zeitschrift 'Österreichische Akademische Blätter' herausgebracht, die heute eine wichtige Quelle für die Geschichte der Landsmannschaften vor dem Zweiten Weltkrieg darstellt. Der Bundessenior der Österreichischen Landsmannschaft, der auch zahlreiche Artikel für diese Verbandszeitung geschrieben hat, war in dieser Zeit der damalige Univ.Doz. Dr. Willibald Plöchl vlg. Ulfilas, einer der Gründer Tegetthoffs. Für die Festschrift anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Maximiliana konnte sein Schwager Hans Pittioni vlg. Wiegand – ebenfalls ein Gründer der Tegetthoff sowie auch der Carolina – gewonnen werden, der damals hauptberuflich Redakteur beim 'Telegraf' war. Er hat seine journalistische Laufbahn davor in Linz bei der 'Tagespost' begonnen und nach dem Krieg als Redakteur der Zeitung 'Neues Österreich' fortgesetzt, bevor er ab 1947 Herausgeber der 'Wiener Illustrierten' wurde. Noch ein weiterer Gründer Tegetthoffs, Dr. Gustav Canaval vlg. Kurzschluss, war hauptberuflicher Journalist. Er begann bei der 'Reichspost' und war ab 1936 beim 'Telegraf', wo er zuletzt Chefredakteur gewesen ist, bevor er 1939 verhaftet wurde und die Zeit bis zum Kriegsende in verschiedenen Konzentrationslagern verbringen musste. Danach konnte er seine berufliche Laufbahn fortsetzen und war ab 1945 bis zu seinem Tod Chefredakteur der 'Salzburger Nachrichten'. *)

Die erste Verbindungszeitung der Tegetthoff war 'Die Kommandobrücke'. Diese erschien ab Oktober 1955 als internes Mitteilungsblatt, welches von wld. Bb Barbarossa – der auch den Zeitungstitel in Form eines Schiffes bei hohem Wellengang gestaltete – gemeinsam mit wld. Bb Kary herausgegeben wurde. Die Vervielfältigung durch Abziehen der Matrizen übernahm Bb Mauritius. Ab November 1957 bis zur Einstellung im November 1968 übernahm der hauptberufliche Journalist Ernst Hans Kühne vlg. Dr.cer. Cerberus die professionelle Gestaltung der Zeitung. Da es damals noch keine eigene Verbandszeitschrift gab, wurde die Kommandobrücke unter seiner Führung an alle MKV-Mitglieder versandt. Durch den Anstieg der Auflage auf mehrere tausend Exemplare musste die Produktion an eine Tullner Druckerei ausgelagert werden. Das Korrekturlesen der Fahnen wurde aber weiterhin von Mauritius und seiner Gattin, mit Unterstützung der BbBb Odin und Cerberus sowie deren Ehefrauen, durchgeführt. Inhaltlich befasste sich die 'KB' – wie sie kurz genannt wurde – neben tagespolitischen Themen auch mit Verbandsangelegenheiten und Berichten über andere Verbindungen, wodurch die Berichterstattung über das Programm und den Verbindungsbetrieb der Tegetthoff zu kurz kam.


Aus diesem Grund entschloss sich Bb Brutus gemeinsam mit wld. Bb Achilles Ende 1961 'Das Beiboot' als ergänzende Information für Verbindungsinterna herauszugeben. Da Brutus bald darauf aus beruflichen Gründen übersiedelte, wurde dieses nur zweimal als Beilage zur Kommandobrücke an die Bundesbrüder ausgesandt. Erst nach der Einstellung der KB erschien das Beiboot von 1970 bis 1977 wieder als internes Mitteilungsblatt. Dann hatte die Aktivitas den Wunsch die Herausgabe einer Verbindungszeitung zu übernehmen und so kam es 1978 zur Gründung von 'Tegetthoffs Bord-Journal', dessen erstes Logo der Autor dieser Zeilen – der dem ersten Redaktionsteam angehörte – entworfen (und später mehrmals überarbeitet) hat. Schon ab 1979 wurde das Bord-Journal als 'echte' Zeitung im Sinne des Presserechts herausgegeben und mit dem damals noch günstigen Zeitungstarifen der Post nicht nur an Bundesbrüder, sondern auch an viele Kartellbrüder und -schwestern sowie sonstige Interessenten versandt. In der Anfangszeit wurde das Redaktionsteam jährlich neu gewählt, später übernahmen die nachfolgend genannten Bundesbrüder diese Verantwortung für jeweils mehrere Jahre hintereinander: Bb Corvinus, Bb Ptolemäus, Bb Amadeus, Dr.cer. Carolus und Bb Hagen. Ab 2008 übernahm meine Wenigkeit als alleiniger Verbindungsredakteur die Herausgabe des Bordjournals und in den 14 Jahren bis 2021 erschienen 34 Ausgaben mit insgesamt mehr als 200 Seiten.


An dieser Stelle ist es wichtig auf die parallele Entwicklung der Verbindungszeitung von Carolina hinzuweisen. Schon kurz nach der Reaktivierung im Jahr 1976 entstand der Wunsch nach einem eigenen Mitteilungsblatt. Daher wurden 1978 – also fast zeitgleich mit dem Bord-Journal – auch 'Carolinas-Nachrichten' aus der Wiege gehoben. Auf Grund des von mir entworfenen Logos, in dem die Buchstaben 'lin' in sehr kleiner Schrift in einem Karo eingebettet und neben dem Namen Spielkarten abgebildet sind, hat sich dafür die Kurzform 'Caro-As' als gängige Bezeichnung etabliert. Als (Chef)-Redakteure waren in den ersten neun Jahren Bb Brutus und ich mit Unterstützung wechselnder Bundesbrüder tätig. Von den Nachfolgern sind insbesondere die BbBb Archimedes, Augustus, Silesius sowie wld. Mond und wld. Ursus für ihre mehrjährige Tätigkeit hervorzuheben. Bereits ab 2002 wurde mir die Aufgabe des alleinigen Verbindungsredakteurs des Caro-As zuteil, von dem in den 19 Jahren bis 2021 insgesamt 50 Ausgaben mit mehr als 300 Seiten erschienen sind. Diese Zahlen dürfen aber nicht zur Gänze mit jenen der Tegetthoff addiert werden, weil die letzten 24 Nummern ab dem Jahr 2012 aufgrund meiner zweigleisigen Tätigkeit zusammengelegt wurden und Bord-Journal und Caro-As in einem waren. Weil die Posttarife trotz der Reduktion der Auflage in den letzten Jahren exorbitant angestiegen waren, musste diese gemeinsame Verbindungszeitung in gedruckter Form 2021 aus Kostengründen eingestellt werden.

Das Ende der Printausgaben ist aber nicht das Ende unserer Verbindungszeitungen. Bereits 2020 wurde zum ersten Mal unsere elektronische Verbindungszeitung 'Der Blech-Bote' herausgegeben. Der Name bezieht sich darauf, dass sich unsere beiden Buden im selben Haus in der Blechturmgasse befinden. Seit dem Beginn des heurigen Jahres werden die einzelnen Beiträge unter dem Titel 'Der Blech-Blog' in etwa wöchentlichem Abstand (statt zuvor monatlich mehrere auf einmal) auf unseren beiden Homepages veröffentlicht und etwa alle vier bis sechs Wochen wird mittels eines E-Mails – eben dem Blech-Boten – auf die Erscheinungen seit der letzten Ausgabe hingewiesen. Der aktuelle Blech-Blog ist der 237. Beitrag seit dem Beginn vor fünf Jahren und ein Teil des 47. Blech-Boten, der vermutlich nächste Woche wie üblich mit einem 'Breiten Streifen' abgeschlossen wird. Ergänzend dazu erscheint seit 2021 zweimal jährlich 'Die Blech-Box', welche nicht online gestellt wird, sondern wegen vertraulicher Mitglieder-Informationen aus Datenschutzgründen nur als pdf-Datei (und an eine Handvoll Empfänger, die kein Internet haben, als Ausdruck) versandt wird. Als Verbindungsredakteur beider Korporationen bin ich für die inhaltliche Zusammenstellung unserer digitalen Aussendungen zuständig und freue mich, dass mehr als 20 % der Artikel von 'Gastautoren' zur Verfügung gestellt werden. Meine Gattin, Couleurdame Margarethe, unterstützt mich schon seit vielen Jahren durch das Korrekturlesen der Texte und sorgt so dankenswerterweise dafür, dass sich Beistrich- und Tippfehler in Grenzen halten. Unsere IT-Warte AH Hagen für TEW und Dr.cer. Archimedes für Carolina bereiten die Texte für die Homepages auf und stellen sie online, wofür ich mich hiermit herzlich bedanke, und Hagen versendet die zugehörigen E-Mails.

Die Entwicklung der digitalen Medien spielte auch am 2.10.2024 beim WA 'Die Transformation der österreichischen Medienlandschaft – Chancen und Risken' eine wesentliche Rolle. Der Geschäftsführer des Verbandes Österreichischer Zeitungen und Präsident des Presserates, Kb bzw. Bb DDr.cer. Monteverdi (GLW, Rt-D, Lp), berichtete, dass Österreich beim Medienkonsum traditionell ein Printland ist. Noch immer beziehen rund ein Drittel der Menschen ihre Informationen vorwiegend aus Zeitungen, etwa ein Viertel vom ORF und nur der Rest bevorzugt andere Medien, wie z.B. Online-Angebote. Der Zeitungsdruck wird vorwiegend durch Inserate, aber (mit Ausnahme der billig produzierten Gratis-Blätter) auch durch den Verkaufspreis finanziert, wobei hier ebenfalls eine nationale Besonderheit bemerkenswert ist: Bei uns beziehen rund fünf von sechs Lesern ihre Zeitschrift im Abonnement, während z.B. in Deutschland mehr als zwei Drittel der Auflage an Kiosken verkauft wird. Das Problem für die Printmedien und für die heimische Wirtschaft ist, dass infolge der Veränderung des Medienkonsums bereits jetzt mehr als die Hälfte der Werbeeinnahmen von den Online-Medien erzielt werden, welche ihren Sitz in Ländern mit niedrigen Steuersätzen (z.B. Irland) haben und die daher im Inland lediglich die Werbeabgabe entrichten müssen. Darunter leidet nicht nur der Staatshaushalt, sondern infolge der Notwendigkeit zur Kosteneinsparungen die Qualität der journalistischen Tätigkeit. Es ist zu befürchten, dass es deshalb nicht mehr lange täglich erscheinende Zeitungen geben wird, weil insbesondere zu Wochenbeginn die hohen Kosten infolge der Sonntagszuschläge und die geringeren Werbeeinnahmen in keiner wirtschaftlich vertretbaren Relation zur wochentags ohnehin geringeren Nachfrage stehen. Ein weiteres Problem der Online-Medien sind die KI-unterstützten bzw. von KI generierten Mitteilungen, die nicht nur Urheberrechte verletzen, sondern oft auch Beiträge aus verschiedenen Quellen zu neuen, aber nicht immer auf Fakten basierenden Artikeln zusammenbasteln.

Leider hat schon nach wenigen PowerPoint-Folien mein alter Beamer, den ich schon für zahlreiche WA’s und Reiseberichte zur Verfügung gestellt habe, endgültig seinen Dienst quittiert. Der spannende Vortrag hat unter dieser technischen Panne aber keinesfalls gelitten, vielmehr konnten sich die Teilnehmer noch besser auf die Ausführungen des Vortragenden konzentrieren und wurden nicht durch die statistischen Grafiken abgelenkt. Abgesehen von der oft schwierigen Parkplatzsuche gab es diesmal – im Unterschied zur letzten Veranstaltung – keine wesentlichen Verkehrsbehinderungen. Dennoch war der Besuch bedauerlicherweise nur unterdurchschnittlich, obwohl wir, wie gewohnt mittels Internet und mit E-Mails an Bundesbrüder und Freunde von Carolina und Tegetthoff, dafür geworben haben. Vielleicht kann unsere Reichweite mittels Ausbau der Sozialen Medien durch unsere Füchse bzw. künftigen Aktiven in Zukunft verbessert werden, damit sich der Einsatz unserer ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter und Gastvortragenden auch wirklich lohnt.

Text + Bilder: DDr.cer. Raffael


*) Die Informationen über die journalistische Tätigkeit von Pittioni und Canaval stammen aus der Magisterarbeit von Peter Sonnenberg bakk., aus dem Jahr 2009. Das Thema lautete: Medienkontrolle während der NS-Zeit - Eine kollektivbiographische Analyse ausgewählter Journalisten der 1938 verbotenen Wiener Tageszeitungen 'Wiener Tag' und 'Telegraf'.
Kontakt für allfällige Rückmeldungen:
blech-bote@aon.at

zuletzt geändert: 12.10.2024 um 19.16 Uhr