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Stammbaum der Österreichischen Kaiser (aus dem Franz-Ferdinand-Museum in Artstetten)
Vor 220 Jahren begann ein neuer Abschnitt der österreichischen Geschichte: Das Kaiserreich Österreich! Die Habsburger regierten damals schon seit mehr als 530 Jahren das Land und stellten seit Rudolf I. die meiste Zeit auch die römisch-deutschen Könige. Nachdem Friedrich III. vom Papst zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt wurde, nahmen sein Sohn Maximilian I. sowie dessen Nachfolger den Titel 'römisch-deutscher König und Kaiser' an. Das Deutsche Reich verlor gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach dem Krieg mit Frankreich allerdings an Macht und daher beschloss Franz II. mit Patent vom 11. August 1804 als Franz I. die Würde eines erblichen Kaisers von Österreich anzunehmen (bevor er zwei Jahre später die deutsche Reichskrone niederlegte). Damit wollte Kaiser Franz ein Gegengewicht zu Napoleon I. bilden, der sich noch im selben Jahr zum selbsternannten Kaiser der Franzosen krönen ließ. In den folgenden zehn Jahren unternahm Napoleon Bonaparte weitere Feldzüge gegen Österreich, Preußen und sogar gegen Russland. Nach seiner Niederlage wurde Napoleon gestürzt und auf die Insel Elba verbannt. Am 18. September 1814 – also vor fast auf den Tag genau 210 Jahren – begann der neun Monate dauernde Wiener Kongress, bei dem nach den langen Kriegsjahren über die staatliche Neuordnung, insbesondere der Länder des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, verhandelt wurde.
Leider war dem Österreichischen Kaiserreich keine allzu lange Zukunft beschieden. Auf Franz I. folgte sein Sohn Ferdinand I. als Kaiser nach, welcher jedoch aufgrund seiner körperlichen und geistigen Verfassung für dieses schwierige Amt wenig geeignet war. Daher dankte er nach den Revolutionen des Jahres 1848 als Kaiser ab übergab die Krone an seinen damals 18-jährigen Neffen. Kaiser Franz-Joseph I. sollte den Thron die nächsten 68 Jahre innehaben und wurde damit zu einem der längst dienenden Monarchen der Welt. Während seiner Regierungszeit ereigneten sich allerdings viele Veränderungen, die den Lauf der Geschichte beeinflussen sollten. So war es im Jahr 1867 erforderlich das Kaiserreich Österreich in die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie umzuwandeln. Dadurch wurde das Nationalitätenproblem des Vielvölkerstaates jedoch nicht gelöst, da sich insbesondere die slawischen Völker benachteiligt fühlten. Diese Unzufriedenheit gipfelte im Jahr 1914 in dem Attentat eines bosnischen Nationalisten auf Thronfolger Franz-Ferdinand in Sarajevo. In dieser Situation wurde der alte Kaiser Franz-Joseph von seinem Ministern und Feldherren leider nicht gut – oder womöglich sogar absichtlich falsch – beraten, was zu der verhängnisvollen Kriegserklärung an Serbien vor 110 Jahren (also nur 110 Jahre nach Beginn des österreichischen Kaiserreiches) führte. Den Ausgang dieses Krieges sollte Franz-Joseph nicht mehr erleben und so musste sein Großneffe Karl, der – anfangs unerwartet – in der Thronfolge nachgerückt war, das schwere Erbe antreten. Kaiser Karl I. erkannte, dass der Krieg nicht zu gewinnen war und wollte das von ihm weder begonnene, noch gewollte Blutvergießen beenden. Da seine Friedensbemühungen jedoch verraten wurden kam es zum Eklat, der letztlich mit der Niederlage der Mittelmächte endete. In der Folge musste Karl als vierter und letzter österreichischer Kaiser auf seinen Anteil an den Staatgeschäften verzichten und schließlich vor 105 Jahre das Land verlassen und in die Schweiz ins Exil gehen.
Ein kurzer Rückblick auf die obige Geschichte war unter anderem auch Gegenstand der Branderprüfung, welche zu Beginn des 199. Semesters der Tegetthoff, am 4.9.2024, vor der Semesterantrittskneipe, stattfand. Die Kneipe begann pünktlich und war für eine 'normale' Veranstaltung überdurchschnittlich gut besucht, was auf die Teilnahme zahlreicher Tegetthoffer zurückzuführen war, während kaum Gäste von anderen Korporationen anwesend waren. Da es keine besonderen Zeremonien zu feiern gab, welche den Ablauf in die Länge ziehen, ließ der hohe Phil-x Lucullus im Offizium den Cantus 'Keinen Tropfen im Becher mehr' anstimmen und bat die Anwesenden auch mit ihren jeweiligen Fakultätsstrophen der Lindenwirtin zu huldigen. Nach etwas mehr als einer Stunde wurde die Kneipe ungewöhnlich früh beendet, damit sich das Präsidium für den Business-Lauf am nächsten Tag schonen konnte. Das bot den Anwesenden die Gelegenheit sich an der Bar miteinander zu unterhalten und insbesondere die beiden anwesenden Fuchsen (der dritte war aufgrund eines Miliz-Einsatzes entschuldigt) im Gespräch näher kennenzulernen. Der einzige Wermutstropfen – insbesondere für die Mitwirkenden an der Branderprüfung, die schon seit 18 Uhr auf der Bude sein mussten – war, dass in der Kombüse an diesem Abend nicht einmal kalte Speisen zu finden waren. Da in den letzten vier Semestern alle Versuche die Kneipteilnehmer um Essensanmeldungen zu ersuchen vergeblich gewesen sind und daher die eingekauften oder gespendeten Lebensmittel oft weggeworfen werden mussten, hat sich der regelmäßige Küchenbetrieb leider nicht bewährt, weshalb auch in Zukunft – außer bei besonders angekündigten Terminen – voraussichtlich nur flüssige 'Nahrung' angeboten wird.
Nur wenige Tage danach, am Sonntag, den 8.9.2024 stand ein 'Offener FC' auf dem Programm, bei dem Phil-x Lucullus unsere Füchse durch das Heeresgeschichtliche Museum führen und über dessen Geschichte, das Wehrgesetz und die k.u.k. Kriegsmarine referieren wollte. Zum Glück waren auch alle anderen Interessierten eingeladen teilzunehmen, da sich offenbar alle Füchse beim hohen FM Ovidius entschuldigt hatten. So kamen nur zwei Alte Herren und drei Gäste (siehe Bild unten) in den Genuss der laut dem FM großartigen und hochinteressanten Führung mit Marineschwerpunkt.
Die Teilnehmer der HGM-Führung vor dem Wagen, in dem der Thronfolger Franz Ferdinand erschossen wurde (aufgenommen von Ks Aetia ELW)
Auch die darauffolgende Veranstaltung am 17.9.2024 befasste sich wieder mit geschichtlichen Themen – und das sogar in doppelter Hinsicht. Als Überraschung gab es zu Beginn eine kurze Präsentation der Briefmarkenausstellung von Dr.cer. Mauritius , die dem Haus Habsburg gewidmet ist. Auf vier großen Schautafeln, die auf Tischen vor der Kombüse aufgestellt sind, hat er liebevoll mehr als 30 Albumblätter arrangiert, welche anhand von Sondermarken die Habsburger Regenten des Heiligen Römischen Reiches – beginnend von Rudolf IV. über Maximilian I. und andere mehr, bis zu den österreichischen Kaisern Franz-Joseph I. und Karl I. – dokumentieren. Auch bedeutende Herrscherinnen wie Erzherzogin Maria Theresia oder Kaiserin Elisabeth sind auf einigen Briefmarken abgebildet, da die österreichische Post offenbar bis heute gut an Motiven der 'verpönten' Monarchie verdient. Die sehenswerte Ausstellung kann auch noch in den nächsten Wochen auf der Tegetthoff-Bude bewundert werden.
Der Jubilar präsentiert seine Ausstellung
Im Anschluss daran fand der AC 'gelebte Verbindungsgeschichte' statt, bei dem ältere Bundesbrüder insbesondere den jungen Tegetthoffern von ihrem Werdegang bei TEW erzählen sollten. Diesmal waren alle drei Füchse – gemeinsam mit einem Spefuchsen – vollzählig versammelt, um aufmerksam den Berichten zu lauschen. Der Autor dieser Zeilen eröffnete diesen Programmpunkt mit einem PowerPoint-Vortrag über die wesentliche Bedeutung der Familien Pittioni und Plaschko für die Geschichte der Tegetthoff. Hans Pittioni war gemeinsam mit seinem Schwager Willibald Plöchl und Karl Plaschko federführend an der Entstehung des Akademischen Bundes katholisch-österreichischer Landsmannschaften beteiligt. Nicht weniger als acht Mitglieder der weit verzweigten Familie Pittioni waren bzw. sind Landsmannschafter, sechs davon waren/sind Carolinen und vier waren/sind auch Mitglieder der KÖML Tegetthoff, der während des gesamten (beinahe schon) 100-jährigen Bestehens durchgehend (!) immer zumindest ein Verwandter dieser Familie angehörte.
Im Zuge des Vortrags wurde auch darauf hingewiesen, dass unser ältester Bundesbruder nur um sieben Jahre jünger als die Verbindung ist. Dessen ungeachtet ließ es sich Dr.cer. Mauritius wieder einmal nicht nehmen eigens aus Tulln anzureisen und so konnten wir ihm von ganzen Herzen mit einem Ständchen und einem Glas Sekt zu seinen 92. Geburtstag gratulierten, den er an genau diesem Tag feierte. Mauritius konnte auch wertvolle Ergänzungen zu meinen Ausführungen über die Bedeutung der Budenbücher und Verbindungszeitungen zur Dokumentation der Verbindungsgeschichte beisteuern, da er selbst in der Anfangszeit für das Abziehen (Anm.: veraltete Reproduktionsmethode) der von Bb Barbarossa gemeinsam mit Bb Kary herausgegebenen Kommandobrücke verantwortlich war. Auch später – nachdem die professionelle Gestaltung von Dr.cer. Cerberus übernommen und der Druck ausgelagert wurde, um die Kommandobrücke an alle (!) MKVer zu versenden – haben Mauritius und Odin gemeinsam mit ihren Gattinnen durch das Korrekturlesen der Fahnen einen wichtigen Beitrag für die Produktion dieser Zeitung geleistet.
Der laut Aussage unseres Fuchsmajors 'spannende und zugleich unterhaltsame' Streifzug durch unsere Geschichte war nicht schlecht besucht, aber hätte sich durchaus noch mehr Teilnehmer verdient und auch bekommen, wenn sich nicht einige Bundesbrüder aus wichtigen Gründen, wie z.B. Verkehrsbehinderungen infolge der vorangegangenen Hochwasser-Katastrophe, entschuldigen hätten müssen.
Text und n.g. Bilder: DDr.cer. Raffael
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