Nummer 4/2024
Tag(e) der Bequemlichkeit

Der Tag der Arbeit wird von den meisten Menschen zum Ausruhen genutzt. Aber so manche Carolinen ziehen leider auch schon am Vorabend ihre Bequemlichkeit einem Budenbesuch vor.


Maibaum am Grazer Hauptplatz

Am Land stellen die Maifeiern mit dem Aufstellen (und auch dem Stehlen) der Maibäume oder z.B. dem Ziehen der Maistriche, vom Haus eines Jungverliebten zu dem seiner womöglich noch heimlichen Geliebten, einen wesentlichen Bestandteil dessen dar, was den umstrittenen Begriff einer 'Leitkultur' ausmacht. In den Städten herrschen zumeist andere Bräuche vor. Hier zählen die Maiaufmärsche und anschließende Feiern wie das Praterfest zum fixen Programm eingefleischter Sozialisten. Dabei ist der Staatsfeiertag am 1. Mai eigentlich alles andere als politisch korrekt. Schließlich wird dieses Fest an einem Tag begangen, an dem im Jahr 1886 in den USA von der Gewerkschaft groß organisierte Streiks begonnen haben, die tödlich endeten. Damals hat der Protest gegen 12-Stunden-Arbeitstage und unmenschliche Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu einem Massaker in Chicago geführt, in dessen Verlauf mehrere Arbeiter sowie Polizisten getötet wurden. Bei uns haben die National-Sozialisten im Jahr 1938 den 1. Mai als gesetzlichen Feiertag mit Entgeltsanspruch eingeführt und daher könnte man dessen Feier mitunter sogar als Form der Wiederbetätigung ansehen. Aber das interessiert offenbar niemanden, da die weit überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmer diesen Tag ohnehin lieber zum Ausruhen, als für die Beteiligung an Kundgebungen nutzt.

Obwohl die Arbeitsbedingung in Österreich – nicht nur im Gegensatz zu afrikanischen und vor allem asiatischen Billiglohnländern, deren Produkte sich bei uns großer Beliebtheit erfreuen und gerne gekauft werden – alles andere als unmenschlich sind, wird bei uns auch heutzutage immer wieder gestreikt. Dabei sind es in den meisten Fällen nicht jene Branchen deren Mitarbeiter(innen) am unteren Ende der Gehaltsskala stehen, wie z.B Sozialberufe oder Handel, sondern jene, die ohnedies gut verdienen, wie Metallarbeiter, Eisenbahner oder zuletzt das fliegende Personal unserer erst vor Kurzem mit erheblichen Steuergeldern vor dem Konkurs geretteten Fluglinie. 'Dank' der Sozialpartnerschaft ist die Erpressung von Arbeitgebern aber kein Straftatbestand, sondern gilt als legitimes Recht, auch wenn es bei den Streiks nicht um die Verhinderung von Ausbeutung der Dienstnehmer, sondern um Verbesserungen gegenüber einvernehmlich abgeschlossener Arbeitsverträge geht.

Es stimmt mich bedenklich, dass der Tag der Arbeit in unserem (noch) wohlhabenden Land als Anlass für kämpferische Parolen für weniger Arbeit und damit gegen den Wohlstand missbraucht wird. Obwohl Österreich eine der höchsten Inflationsraten in Europa hat und nicht nur in der Gastronomie, sondern überall zahlreiche, vor allem qualifizierte Arbeitskräfte fehlen, wird munter für eine Arbeitszeitverkürzung Stimmung gemacht, welche diese Situation noch verschärfen würde. Zudem geht der Trend der jungen Arbeitnehmer, die mit der Bequemlichkeit des 'Hotels Mama' aufgewachsen sind, Untersuchungen zufolge in Richtung flexibler Teilzeitarbeit im Homeoffice. Gleichzeitig wünschen sie sich ein Rundum-Sorglos-Paket, in dem sich der Staat möglichst kostenlos um alles kümmert, damit das Schwergewicht der eigenen Work-Life-Balance auf das Genießen der Freizeit mit möglichst geringem Arbeitseinsatz gelegt werden kann.

Außerdem haben manche noch immer nicht verstanden, dass falsch verstandene Menschlichkeit, welche den Zuzug von schwer integrierbaren und schlecht ausgebildeten Migranten mitsamt ihrer meist großen Familien fördert, nichts mit Rassenhass zu tun hat, sondern unseren mühsam aufgebauten Sozialstaat ruiniert, der schon jetzt kaum mehr in der Lage ist bedürftige Inländer, die jahrelang zum Funktionieren des Systems beigetragen haben, ausreichend zu unterstützen. Aber vermutlich sind diese Bürger den Genossen, die bei den Aufmärschen große Reden schwingen, völlig egal, da diese nur ihre eigenen Karrieren im Auge haben, um jenen Vorbildern zu folgen, die nach der Politik in die Privatwirtschaft gehen, um dann als Aufsichtsräte oder in anderen gut bezahlten Funktionen bei Konzernen groß abzusahnen. Und so verkommt der Feiertag der Arbeiterschaft, die sich mit Fleiß einen gewissen Wohlstand erarbeitet hat zum Feiertag der Bequemlichkeit, an dem mehr Geld für weniger Leistung gefordert wird.

Bequemlichkeit stand vermutlich auch an erster Stelle bei den Überlegungen mancher Bundesbrüder, wie sie den Vorabend des 1. Mai gestalten sollen. Gemäß unserer langjährigen Tradition stand am 30.4.2024 die Landesvaterkneipe Carolinae am Programm, welche diesmal nicht nur mit dem GO-mäßig erforderlichen AHC, sondern auch mit einer Trauerkneipe für wld. Bb Cato kombiniert wurde. Die Zusammenlegung dieser drei Veranstaltungen erfolgte aus Rücksicht auf eine schon lange geplante Geburtstagskneipe für einen verdienten Bundesbruder, deren Verschiebung organisatorisch nicht mehr möglich gewesen wäre und in der Hoffnung, dadurch mehr Bundesbrüder als im Vorjahr zur Teilnahme am Landesvater zu bewegen. Leider wurden diese Hoffnungen nicht erfüllt. Obwohl manche Carolinen schon öfters bedauert haben, dass es kaum eigene Veranstaltungen auf der Ca-Bude gibt, weil wir wegen der Synergien meistens im Doppelpack mit Tegetthoff gemeinsam auf deren Bude in Erscheinung treten, hat keiner dieser Kritiker die Chance auf einen Abend, an dem wir alleine unter uns sind, genutzt. Auch wenn sich große Verbindungen möglicherweise über Veranstaltungen freuen, an denen mehr als 10% ihrer Mitglieder teilnehmen, nimmt sich dieselbe Quote an Teilnehmern in unserem Fall doch sehr bescheiden aus. Dennoch ließen es sich die Anwesenden nicht nehmen im Anschluss an den harmonischen, nur eine Viertelstunde dauernden Convent gemeinsam den Landesvater zu stechen. Dafür hat sich Dr.cer Archimedes eine altersadäquate Form einfallen lassen, bei der darauf verzichtet wurde auf die Sessel zu klettern und die Zeremonie – nicht weniger feierlich – vom Boden aus durchgeführt wurde. Nach einem kurzen Colloquium sangen wir unsere Burschenstrophe und anschließend verabschiedeten sich die vier versammelten Gesellen nach einer weiteren kurzen Pause in couleurstudentischer Form mit einer sehr persönlich gestalteten Trauerkneipe von Bb Cato. Obwohl seine beiden Schulkollegen, die beim Begräbnis teilgenommen hatten, an diesem Abend aus beruflichen bzw. persönlichen Gründen verhindert waren, hätte sich der Verstorbene, ebenso wie die Landesvaterkneipe, einen besseren Besuch – insbesondere unserer 'jüngeren' Bundesbrüder (also der noch-nicht-Pensionisten) – verdient gehabt.

Text und Bild: DDr.cer. Raffael
Kontakt für allfällige Rückmeldungen:
blech-bote@aon.at

zuletzt geändert: 01.05.2024 um 21.08 Uhr