Nummer 10/2023
Weihnachtsgeschenke

Weihnachten ist die Zeit des Schenkens, worüber sich nicht nur, aber auch besonders die Wirtschaft freut. Im Verbindungsleben erfreuen wir uns aber über ganz andere 'Geschenke'.


Unsere Neo-Bundesbrüder, Foto: Ovidius

Die Heiligen Drei Könige sind schuld!
Auch der Heilige Nikolaus!
Und vor allem die Deutschen!

Der heutige Geschenkewahn geht unter anderem auf die biblische Legende zurück, wonach drei Weise bzw. Magier aus dem Morgenland – die später als Könige bezeichnet wurden – dem Stern nach Betlehem folgten, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen und ihm Geschenke in Form von Weihrauch, Gold und Myrrhe darzubringen. Weil niemand ihre wirklichen Namen kannte wurden sie ab dem 6. Jahrhundert als Caspar, Melchior und Balthasar bezeichnet und obwohl sie laut dem Evangelium des Matthäus nach der Huldigung in ihr Land (welches?) zurückgekehrt sind, wurden ihre Gebeine erstaunlicherweise im 12. Jahrhundert (also sehr lange nach deren Tod) im Mailand gefunden und von dort nach Köln gebracht, wo zu Ehren dieser 'Heiligen' – die nie formal heiliggesprochen wurden – ein Dom errichtet wurde.

Ein anderes Vorbild für das Beschenken ist der Heilige Nikolaus, der seiner Legende zufolge drei armen Jungfrauen heimlich goldene Kugeln zukommen ließ, um sie vor der Prostitution zu bewahren. In Erinnerung an dieses Ereignis entstand der Brauch Kindern zu seinem Namenstag kleine Geschenke wie z.B. Obst oder Naschereien zu machen, die früher nicht wie heute täglich in jedem Supermarkt in hundertfacher Form und Geschmacksrichtung verfügbar waren. Die Heiligenverehrung war aber Martin Luther ein Dorn im Auge, weshalb angeblich er es war, der Jesus in den Mittelpunkt stellte, indem er das Christkind als Gabenbringer erfand (vgl. Artikel 'Sterndeutereien' im Blech-Boten 10/2020).

Luther war aber nicht der einzige Deutsche, der unser Weihnachtsfest maßgeblich beeinflusste. Im katholischen Österreich wurde früher vorwiegend mit Krippendarstellungen, welche vermutlich von Franz von Assisi im 13. Jahrhundert 'erfunden' wurden, an die Geburt Jesu erinnert. Die Protestanten feierten das Fest hingegen mit geschmückten Nadelbäumen, die in Österreich im 18. Jahrhundert noch nicht üblich waren. Erst die Gattin von Erzherzog Karl, dem Neffen und Erben des kinderlosen Albert von Sachsen-Teschen, nach dem die Albertina benannt ist, und dessen Gattin Maria Christiana Habsburg-Lothringen, eine Tochter Maria Theresias, machte den Weihnachtsbaum bei uns salonfähig. Erzherzog Karl, der Sieger von Aspern, heiratete nämlich die protestantische Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg, welche im Jahr 1823 erstmals einen geschmückten Weihnachtsbaum in der Albertina aufstellen ließ, der auch bei Hofe so großen Anklang fand, dass sich der Brauch rasch verbreitete und in vielen Haushalten – zusätzlich zur Krippe – auch ein Christbaum aufgestellt wurde, unter dem ursprünglich nur für die Kinder bescheidene Gaben lagen. Mit der Zeit wurden die Geschenke üppiger und oft auch an Erwachsene verteilt, wobei primär notwendige Dinge wie neue Kleidung oder praktische Küchengeräte zur Erleichterung der Arbeit für die Hausfrau verschenkt wurde. Erst in den letzten Jahrzehnten des Wohlstands hat sich daraus die von den Handelsunternehmen geförderte gesellschaftliche Usance entwickelt, immer noch mehr und noch teurere Geschenke zu machen, von denen viele gleich nach Weihnachten umgetauscht werden, sofern nicht ohnedies gleich Geld oder Gutscheine unter dem Christbaum verteilt werden.

Auch auf der Bude war es früher üblich, manchen Bundesbrüdern, z.B. den Angehörigen der eigenen Bierfamilie, kleine, teils selbstgemachte Aufmerksamkeiten zu überreichen, aber das ist mit den Jahren abgeflaut und mittlerweile eher selten geworden. Bei der Weihnachtskneipe am 13.12.2023 gab es jedoch andere 'Geschenke'. Die Kneiptafel war erfreulicherweise mit neuen, dunkelblauen Tischtüchern gedeckt und mit fünf von Dr.cer. Gambrinus gespendeten dreiarmigen Kerzenleuchtern, mit je einer schwarzen, goldenen und hellblauen Kerze, geschmückt. DDDr.cer Brutus trug mit einem Reisig aus seinem Garten zur vorweihnachtlichen Atmosphäre bei und Dr.cer. Mauritius verteilte auf der Tafel zwar keine Christbaum-, dafür aber glänzend verpackte Schokoladekugeln als Schmuck und süße Versuchung. Nur die bei früheren Weihnachtskneipen obligatorischen Kekse fehlten diesmal. Stattdessen besorgte der hohe Phil-x Lucullus wohlschmeckende kalte Platten, die in Buffetform angeboten wurden. Nachdem alle Anwesenden kulinarisch versorgt waren begann die relativ gut besuchte Festkneipe, an der auch einige Kartell- bzw. Farbenbrüder und –schwestern teilnahmen, etwas verspätet mit dem Ersten Allgemeinen. Zur Begrüßung wurde, dem Thema des Abends entsprechend, der Cantus 'Wieder flechten wir zum Kranze' gesungen, bevor der eigentliche Höhepunkt des Abends stattfand.

Anstelle von materiellen Geschenken durften wir uns nämlich darüber freuen, dass nach einer Vorstellung durch den hohen Kartellvorsitzenden Dr.cer. Gambrinus wieder zwei Kartellbrüder (bzw. Bundesbrüder aus den Landsmannschaften) als Ehrenphilister bei Tegetthoff aufgenommen wurden. Der eine von ihnen, Bb Baumstamm, hat Tegetthoff schon während seiner Schulzeit in der Diefenbachgasse als Schüler von AH Ptolemäus und anderen bei uns korporierten Professoren kennengelernt, aber konnte sich damals noch nicht zu einem Beitritt entschließen. Erst später wurde er zuerst CVer und dann Mitglied e.v. K.Ö.L. Leopoldina, deren Philistersenior er derzeit ist. Der andere, Bb Rovere, ist ebenfalls Leopoldine, hat kürzlich bei uns einen Vortrag über den Kaiser von Brasilien gehalten und ist vielen als Autor, Kulturmanager und Gestalter von historischen Beiträgen für ORF III bekannt. Auch wenn beide etwas mehr als 50 Jahre alt und längst keine Mittelschüler mehr sind, tragen sie doch wesentlich zur Verjüngung der Tegetthoff bei. Die eine Hälfte der bei der Kneipe anwesenden Bundesbrüder zählte im Schnitt rund 110 Couleursemester und war durchschnittlich knapp 75 Jahre alt, während, die in den letzten drei Jahren aufgenommenen Mitglieder der anderen Hälfte (siehe Bild) im Schnitt um etwa 20 Lebensjahre jünger sind.


Foto: zVg von Dr.cer. Archimedes

Vor dem Stille-Nacht-Lied, welches anstelle des Letzten Allgemeinen gesungen wurde, verlas Dr.cer. Archimedes noch eine heitere 'bürokratische' Weihnachtsgeschichte. Davor wurde der Corona noch eine spezielle, von Couleurdame Margarethe gebackene Geburtstagstorte präsentiert. Aufgrund des runden Geburtstages von Archimedes, der in Linz geboren wurde und des bevorstehenden Weihnachtsfestes handelte es sich passenderweise um eine mit Sternen verzierte Linzertorte, die im Inoffizium verspeist wurde. Dazu spendierte das Geburtstagskind noch eine Runde für alle und der Abend endete mit einem gemütlichen Beisammensein an der Bar.
Text: DDr.cer. Raffael
Kontakt für allfällige Rückmeldungen:
blech-bote@aon.at

zuletzt geändert: 27.12.2023 um 21.27 Uhr