Nummer 9/2023 | ||
Viel Feind‘, viel Ehr‘!
Dieses Motto stammt von Landsknechten, welche nichts mit unseren Landsmannschaften zu tun haben. Aber auch bei den Feiern anlässlich '90 Jahre Bund' drehte sich alles um die Ehr‘ bzw. die Ehrungen einiger Bundesbrüder. |
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Zur selben Zeit, als in Mittelitalien Raffaelo Santi wunderschöne Madonnen malte, bevor er von Papst Julius II. nach Rom geholt und mit der Ausschmückung der päpstlichen Gemächer (den sogenannten Stanzen) mit Fresken sowie später mit der Bauleitung des Petersdoms beauftragt wurde, herrschte in Oberitalien eine ständige Rivalität zwischen den diversen Herzogtümern wie z.B. Mailand bzw. Republiken wie z.B. Venedig. Papst Julius II. wollte den Einfluss des Kirchenstaates in Italien stärken und verbündete sich deshalb mit Kaiser Maximilian I., der die Gebiete in Istrien und Friaul sowie in Verona und Padua zurückgewinnen wollte, sowie mit mehreren anderen Herrschern, gegen Venedig. Danach begannen die langfristigen Kriege zwischen dem Königreich Frankreich und dem Haus Habsburg um die Vorherrschaft in Oberitalien sowie in ganz Europa. In diesen Konflikten stand der in Deutschland geborene Georg von Frundsberg für Kaiser Maximilian I. und danach für Kaiser Karl V. als Landsknechtführer in kaiserlich-habsburgischen Diensten. Maximilian – 'der letzte Ritter' – hatte erkannt, dass die Zeit der schweren gepanzerten Reiterei vorbei war und ließ eine schlagkräftige Infanterie aufbauen. Im Unterschied zu den Rittern, die mit Lanzen oder Schwertern kämpften und sich mit Schildern verteidigten, waren die sogenannten Landsknechte zumeist gut ausgebildete Söldner, welche sich vorwiegend mit einem langen Spieß, der Pike, gegen die Attacken der heranstürmenden Kavallerie zur Wehr setzten. Vor einer Schlacht bei Vincenza gegen ein zahlenmäßig weit überlegenes venezianisches Heer motivierte der wegen seiner Erfolge in den Ritterstand erhobene Georg von Frundsberg die Truppen mit seinem Wahlspruch 'Viel Feind‘, viel Ehr‘!' und es gelang die Gegner vernichtend zu schlagen. Machen wir nun einen großen gedanklichen Sprung von der Renaissance in das 19. und beginnende 20. Jahrhundert. Auch damals spielte die Ehre eine große Rolle, wie z.B. im Blech-Boten 4/2022 in einem Artikel von AH Jux über das Duell nachzulesen ist. Der Begriff der Ehre ist gemäß dem Motto 'Ehre, Treue (bzw. Freiheit), Vaterland' in fast allen couleurstudentischen Zirkeln wiederzufinden. Bei den ersten Corps, die Anfang des 19. Jahrhunderts als Vorläufer der heutigen Studentenverbindungen gegründet wurden, waren daher Duelle zur Satisfaktion nach Ehrverletzungen durchaus üblich. Erst später wurden diese im Sinne des Christentums als unmoralisch angesehen und es kam zu der bis heute relevanten Unterscheidung zwischen schlagenden Burschenschaften und christlichen Korporationen. Im Jahr 1856 schlossen in Deutschland zwei katholische Studentenverbindungen ein Freundschaftsabkommen, das als Gründung des Cartellverband angesehen wird und dem sich in der Folge auch die ersten österreichischen Hochschulverbindungen anschlossen. Im Jahr 1933 entschlossen sich die österreichischen CV-Verbindungen aufgrund des wachsenden Einflusses der Nationalsozialisten in Deutschland als Zeichen der Distanzierung zum Austritt und zur Gründung eines eigenen Verbandes in Österreich, dem ÖCV. Im selben Jahr wurden auch der MKV und der Akademische Bund katholisch-österreichischer Landsmannschaften gegründet, weshalb alle drei Verbände heuer ihr 90-jähriges Bestehen feiern konnten. Bei den Landsmannschaften wurde das Jubiläum am 11.11.2023 mit dem Festkommers anlässlich der Bundestagung begangen, bei dem auch das 25. Stiftungsfest des jüngsten Mitglieds, e.v. K.Ö.L. Wallenstein, gefeiert wurde. Ein Viertelstunde vor der angegeben Beginnzeit sah der Calasanzsaal der Pfarre Maria Treu noch ziemlich leer aus, was vermutlich zum Teil durch lange Parkplatzsuchen verursacht wurde. Doch das änderte sich bald und nach zwei akademischen Vierteln, während der noch einige weitere Tische und Sessel aus dem versteckten Stauraum unter der Bühne hervorgezaubert wurden, waren geschätzt rund 100 Teilnehmer versammelt, was vermutlich der großen Anzahl an angekündigten Ehrungen von verdienten Bundesbrüdern geschuldet war. Dann begann der Kommers untermalt durch Marschmusik mit dem Einzug der Gastchargierten von den anderen Bundeslandsmannschaften vor der Standarte des Bundes und dem Kommerspräsidium, welches sofort zur Eröffnung des Kommerses einschlug, während vor der Türe noch die MKV-Standarte auf den Einzug wartete. Dies war aber auch das einzige Hoppala des ansonsten perfekt gestalteten Ablaufs. Bei der Begrüßung wurden dann, um niemanden zu vergessen, raffinierterweise sogar Verbindungen begrüßt, deren Mitglieder nur mit anderen Deckelfarben anwesend waren, wodurch erfreulicherweise auch unsere Tegetthoff erwähnt wurde. Bundesehrenschild von DDDr.cer. Brutus Gleich als nächster Programmpunkt fand die Verleihung der Bundesehrenschilde an acht Landsmannschafter statt, unter denen sich u.a. auch DDDr.cer. Brutus seitens Carolina und Dr.cer. Stamperl von unserer Mutterverbindung e.v. K.Ö.L. Maximiliana befanden. Die Laudatio für alle Kandidaten hielt der hohe Kartellvorsitzende des MKV und ehemalige Bundesvorsitzende Dr.cer. Gambrinus, der den Obersten Bandinhaber Bb Pan aufgrund seiner Rekonvaleszenz entschuldigte und dessen Grüße übermittelte. Es gelang ihm jeden einzelnen Geehrten in der Fülle der Programmpunkte geschuldeter Kürze angemessen zu würdigen. Nach der Festrede, in die Bb Aquin (Wa) auch die Novemberpogrome von 1938 und die aktuelle weltpolitische Situation einbezog, folgte als Höhepunkt des Abends die Ernennung von Dr.cer. Gambrinus zum (ersten und einzigen) Bundesehrenvorsitzenden. Diese war vermutlich auch mit ein Grund, warum bei diesem Bundestagungskommers insgesamt 10 Carolinen teilgenommen haben. So viele BbBb Carolinae waren in den letzten 5 Jahren nur zweimal versammelt: Bei der Weihnachtskneipe 2019 und beim 85. Stiftungsfest im Oktober 2021, als jeweils mehrere Bundesbrüder ein Jubelband erhielten. Bei letzterem Anlass konnten wir nicht nur Bb Karl von Habsburg vlg. Pan zum 60. Geburtstag gratulieren, sondern wir durften auch unserem kürzlich leider verstorbenen AH Tegetthoffs, Bb Karl von Schwarzenberg vlg. Kary, zum letzten Mal auf unserer Bude begrüßen. Beim Kommers anlässlich des 90-jährigen Bestehens des Akad. Bundes war Tegetthoff durch sechs Doppelmitglieder sowie einem weiteren, in couleurstudentischer 'Verkleidung als Jäger' anwesenden, Bundesbruder vertreten. Trotz der Dichte des Programms gelang es dem hohen Bundesaktivensenior Maximus (Wa), der den kombinierten Stiftungsfest- und Bundestagungskommers hervorragend schlug, das Offizium zu angemessener Zeit um ca. 23 Uhr zu beenden. Alles in allem eine gelungene Veranstaltung, deren Besuch sich gelohnt hat. Text: DDr.cer. Raffael
Bilder: Diana | ||
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