Nummer 9/2022
Blitzlichter

Sparen ist heute vielleicht wichtiger denn je, auch wenn sich die Bedeutung bzw. der Zweck vielleicht etwas verändert hat. Außerdem geht es diesmal um sprachliche und um kulturelle Themen.

Sparefroh
Am 31. Oktober ist Weltspartag. Der Weltspartag wurde bereits 1925 von den europäischen Sparkassen erfunden, um die Bevölkerung nach dem Motto 'Spare in der Zeit, dann hast du in der Not' zur Sparsamkeit zu erziehen. Dieser Leitsatz erfreute sich auch in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg noch großer Beliebtheit. Schon kleine Kinder wurden vom Sparefroh mit Geschenken dazu motiviert ihre Sparschweine zu schlachten und die Groschen und Schillinge, welche sie im Lauf des Jahres von (Groß)Eltern, Onkeln und Tanten geschenkt bekommen hatten, auf ein Sparbuch einzuzahlen. Nicht wenige davon pilgerten auch noch Jahre später als Erwachsene zu den Banken, um mit einer kleinen Einlage wertlose Werbegeschenke zu ergattern und so das jeweiligen Geldinstitut bei der Selbstinszenierung seiner Beliebtheit zu unterstützen. In den letzten Jahrzehnten hat der Weltspartag an Bedeutung verloren, da nicht nur die Geschenke, sondern auch die Anzahl der Bankfilialen und vor allem die Zinserträge deutlich zurückgegangen sind. Bis vor kurzem gab es auf Einlagen so gut wie keine Zinsen und hohe Sparguthaben wurden mitunter sogar mit Verwahrgebühren bestraft. Stattdessen wurden die Menschen – mitunter auch schon Schüler und Studenten – immer früher mit Krediten geködert, um den Konsum zu fördern und so die Wirtschaft zu beleben.

Dafür verlagerte sich das Sparen, wie schon in unserer letzten Ausgabe ausführlich behandelt, auf die Bereiche Energie und Umwelt. Deshalb hat die Bundesregierung die 'Mission 11' gestartet, um der Bevölkerung zu erklären, wie die 4 Millionen Haushalte dank 11 Energiespartipps rund 11% des Verbrauchs einsparen können. Zusätzlich will die für den Klimaschutz zuständige grüne Ministerin die Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden (außer Schulen und Spitälern) im Winter mit 19 Grad begrenzen. Doch eine Stadt sieht rot: Der Wiener Bürger*innenmeister erklärte, dass die Temperatur in den Wiener Amtsstuben nicht gedrosselt wird und auch weder auf die Beleuchtung von Denkmälern, noch auf den energieaufwendigen Eistraum am Rathausplatz verzichtet werden soll. Schon im Sommer hat die Stadt ihren Bürgern gezeigt, dass es 'auch anders' geht. Während die Bevölkerung zum Energie- und Wassersparen aufgerufen wurde, hat man z.B. im Sonnwendviertel die mit Rasen bepflanzten Gleisanlagen der Straßenbahn regelmäßig bewässert, damit sie – im Unterschied zu den meisten Hausgärten – saftig grün bleiben.
Bild: DDr.cer. Raffael


Filmtipp
Unter dem Titel 'Mein Vater, der Fürst' erzählt die Filmemacherin Lila Schwarzenberg in Form von Gesprächen mit ihrem Vater, unserem Bundesbruder Kary, von seinem Leben und den familiären Beziehungen. Für Liebhaber von Dokumentarfilmen – vermutlich nur mehr für kurze Zeit – eine interessante Gelegenheit mehr über ihn zu erfahren.

Homonyme
Wahrscheinlich gibt es in allen Sprachen gleichlautende Wörter, die verschiedene Bedeutungen haben. Im Deutschen ist das z.B. 'der Ball' mit dem man entweder spielen oder auf dem man tanzen kann. Auch Familiennamen haben sehr oft eine originäre Bedeutung, auch wenn diese heutzutage nicht mehr aktuell ist. So wird etwa kaum ein Herr 'Müller' den gleichnamigen Beruf ausüben und nicht jeder 'Fischer' angeln gehen. Etwas unachtsam erschien mir in diesem Zusammenhang die ungewollte 'Wahlwerbung' für einen Präsidentschaftskandidaten durch die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV), der u.a. der MKV und auch die Landsmannschaften angehören. In traditioneller Weise wurde am 7. Oktober – also zwei Tage vor der Wahl – das alljährliche 'Rosenkranz-Fest' gefeiert, welches auf eine Initiative von Kardinal Innitzer im Jahr 1938 zurückgeht, mit der die katholische Jugend gegen das nationalsozialistische System demonstriert hat. Nomen ist aber nicht immer omen – doch zum Glück hat dieses Fest dem gleichnamigen Kandidaten nichts genützt. Das bei der Wahl trotzdem nichts G‘scheites herauskam ist eine andere Geschichte …

Faktencheck
Laut einer Umfrage für die Fernseh-Sendung 'Fakt oder Fake' glauben angeblich 71% von hundert befragten Österreichern, dass es im Sommer deshalb warm ist, weil die Erde der Sonne näher ist als im Winter. Diese Unwissenheit erklärt wohl auch so manches Wahlergebnis …

Kulturelle Aneignung – 'me too'
Ja, ich gestehe: Auch ich habe mich als Kind im Fasching als Chinese oder als türkischer Sultan verkleidet und im Sommer im Garten Indianer gespielt und dabei den Cowboy von nebenan in Ermangelung eines Marterpfahls an den Zwetschkenbaum gefesselt. Natürlich habe ich auch Indianer mit Schlag ebenso wie Mohren im Hemd gerne verspeist und Karl May gelesen bzw. Winnetou-Filme sowie andere Western, in denen so mancher Indianer erschossen wurde, angeschaut. Zur Strafe musste ich mir im Theater der Jugend jahrelang Nazi-Vergangenheitsbewältigungs-Stücke ansehen, obwohl ich diese Zeit Gott sei Dank gar nicht selbst erlebt habe und mir auch später nichts vergleichbares zu Schulden kommen ließ. Daher verstehe ich die aktuelle Aufregung über einen erfundenen Indianer nicht und schließe mich der spitzzüngigen Kabarettistin Lisa Eckart an, die meint: 'Manche Bleichgesichter drückt so sehr das koloniale Gewissen, als hätten sie die Apatschen eigenhändig vertrieben. Bitte nehmen Sie den Amerikanern nicht die Schuld an deren Völkermorden weg. Auch das ist kulturelle Aneignung!'

In einem Punkt bin ich aber völlig unschuldig: Ich verzichtete schon immer strikt auf jegliches Gebräu namens 'Cola' und kaufe dies auch niemals zur Ausschank auf der Bude ein, denn das wäre schließlich auch Aneignung von US-amerikanischer Kultur. Da bleiben wir doch lieber bei österreichischem Bier und Wein!


Eine ganz andere Form der 'Aneignung' passierte auch in uns nahestehenden Kreisen, wie das obige Bild beweist. Die Uniform des Namenspatrons der Carolina wurde offenbar umgefärbt, damit sie an die Flausfarbe der betreffenden Landsmannschaft erinnert ...
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blech-bote@aon.at

zuletzt geändert: 28.10.2022 um 21.55 Uhr