Nummer 8/2022
Bewahrung der Schöpfung

Kein Jux! Eine Betrachtung über die Folgen der naturwissenschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung aus christlich-ethischer Sicht.

In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts kam es zu einer sprunghaften Entwicklung im Bereich aller Naturwissenschaften, so beispielsweise in der Physik, der Medizin, besonders aber in der Biologie und in verschiedensten technologischen Bereichen. Dieser wissenschaftliche Fortschritt führte meist zur Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen. Die Errungenschaften, die als solche meist nicht nur nicht erkannt, sondern sogar häufig als existenzielle Bedrohung rezipiert wurden führten oft zu einer starken Verunsicherung der Menschen, die sich meist im Misstrauen, oft sogar in Ablehnung oder in einer weitverbreiteten Skepsis gegenüber den Wissenschaften überhaupt, häufig aber in einem Pessimismus gegenüber der Zukunft und in irrationalen Ängsten manifestierten. Manche Menschen flüchten sich in abstruse verworrene Verschwörungstheorien, da diese einfachen Erklärungen liefern.

Durch das Wirken der Menschen, ausgerichtet auf wirtschaftlichen Erfolg, wurde unser Planet ökologisch stark in Mitleidenschaft gezogen. Ein gutes menschenwürdiges Leben künftiger Generationen wird gefährdet. Die Ausbeutung und Zerstörung unseres Planeten werden oft dem Kapitalismus zur Last gelegt und dagegen linke ideologische Konzepte als brauchbare Alternativen angeboten. Durch Ersatz der kapitalistischen Profitwirtschaft durch eine geplante Bedürfniswirtschaft sollten bei größerer Sparsamkeit die Naturreserven geschont werden. Der Vorteil eines autokratischen Zentralismus wäre demnach die Ausschaltung von Eigeninteressen und es könnten leichter Maßnahmen für die Zukunft getroffen werden. Bei Fehlleistungen der zentralen Planung und Erstickung von Initiativen kommt es aber zu einer – allseits bekannten – Mangelwirtschaft. Diese ist nicht in der Lage die notwendigen Ressourcen für den Umweltschutz aufzubringen.

Der Gedanke der 'Bewahrung der Schöpfung' - jetzt verwendet man den Ausdruck 'Schöpfungsverantwortung' – ist, dank der sechsten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1983 in Vancouver, zu einem zentralen Thema christlicher Ethik geworden. Eine christliche Grundlegung der ökologischen Ethik lässt sich aus den beiden Schöpfungsgeschichten, aus dem Sabbatgedanken und aus der Gottesebenbildlichkeit des Menschen ableiten. 'Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch, füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über des Meeres Fische, die Vögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf Erden regt!' (Gen.1,28) Aus diesem Zitat der priesterlichen Schöpfungsgeschichte haben moderne ökologische Kritiker die Schuld für die menschliche Gewaltanwendung gegenüber unserer Umwelt gefunden. Dass dieser Satz als Rechtfertigung eines rücksichtslosen Umgangs mit der Natur gebraucht, bzw. missbraucht wurde, lässt sich nicht in Abrede stellen. Der Vorwurf, dass die gegenwärtige Umweltsituation hauptsächlich auf die gnadenlosen Folgen des Christentums, nicht zuletzt wegen der Einlösung des göttlichen Herrschaftsbefehls, zurückzuführen sind, ist jedoch heftig umstritten. Es wird eine philologische Debatte darüber geführt, ob 'untertan machen' und 'herrschen' tatsächlich die richtige Wiedergabe der beiden hebräischen Wörter sind.

Die Mensch-Naturbeziehung stellt nicht den Menschen in einer Wildnis lebend dar, sondern sie ist als Gärtner-Garten Beziehung zu klassifizieren. Sie wird in der jahwistischen Schöpfungsgeschichte so dargestellt: 'Da gab es noch keinen Steppenstrauch auf Erden und Grünkraut sproß noch nicht auf dem Felde, denn Gott der Herr, hatte es noch nicht regnen lassen auf die Erde, und kein Mensch war da, den Boden zu bebauen.' (Gen. 2.5) Daraus geht hervor, dass der Mensch als Haushälter und Bewahrer der Natur und nicht als deren Zerstörer geschaffen wurde.

Die auf die Gottesbildähnlichkeit bezogene Begründung einer ökologischen Ethik weist den Menschen eine Doppelrolle zu. Einerseits kennt sie ihn als Geschöpf und andererseits legitimiert sie ihn dazu, als Gestalter seiner eigenen Welt, der ihm von Gott zugewiesenen Wohnung, zu wirken. Der Sabbatgedanke dient der Schonung der Erde bzw. deren Erholung von den Eingriffen der Menschen. Die Sabbatruhe bedeutet Frieden mit der Erde und allen Mitgeschöpfen, wobei jede naturverändernde Arbeit unterbleibt. Der Mensch ist angehalten auf die Rechte des Landes zu achten. Sollte der Mensch dagegen verstoßen: 'So will ich euch auch solches tun: ich will euch heimsuchen mit Schrecken, Darre und Fieber, daß euch die Angesichter verfallen und der Leib verschmachtet […].' (Levitikus 26:16)

Ich bleibe Optimist. Mein Vertrauen an die Menschheit die dringenden aktuellen Umweltprobleme zu lösen ist ungebrochen.

Text: AH Jux
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zuletzt geändert: 15.09.2022 um 14.13 Uhr