Nummer 8/2022
Grund zum Feiern?

Ein Geburtstag ist üblicherweise ein höchst privater Anlass, den man nur mit der Familie und guten Freunden feiert. Bei Monarchen schaut das allerdings anders aus.


Für Queen Elizabeth II., deren Geburtstag eigentlich im April ist, wird das offizielle Geburtsfest witterungsbedingt immer erst im Juni mit der feierlichen Parade 'Trooping the Colour' abgehalten. Das war auch heuer – trotz aller Krisen – nicht anders, zumal mit diesen Feierlichkeiten zugleich das 70-jährige Thronjubiläum der Königin begangen wurde.*) Auch zum Geburtstag von Kaiser Franz Joseph am 18. August gab es zu seiner Zeit wohl offizielle Feiern.

Im Sommer hielt sich der Monarch zumeist in Bad Ischl auf, wo er im Jahr 1853 auch seine Cousine Elisabeth, genannt Sisi, kennenlernte. Diese war gemeinsam mit ihrer Schwester zum Ball anlässlich des Kaiser-Geburtstages aus Possenhofen angereist, da nach Vorstellung der Mütter Helene mit Franz Joseph verlobt werden sollte. Diese Geschichte wurde vor allem durch den ersten 'Sissi'-Film aus dem Jahr 1955, in dem Romy Schneider die Titelrolle spielte, weltberühmt. Der Film basiert auf der Operette 'Sissy' von Fritz Kreisler aus dem Jahr 1932, die damals am Theater an der Wien mit Paula Wessely in der Hauptrolle ein sehr großer Erfolg gewesen sein soll, aber 1936 wegen der jüdischen Abstammung des Komponisten abgesetzt wurde. Das Libretto (welches wiederum auf einem Lustspiel aus dem Jahr 1931 basiert) stammt von den Brüdern Ernst und Hubert Marischka, von denen Ernst später auch die Sissi-Filme produzierte. Anfang August wurde heuer – wie ich erst im Nachhinein erfahren habe – diese Operette im Schloss Tabor (im Burgenland) wieder aufgeführt und sie wurde auch im Fernsehen übertragen, wodurch ich Gelegenheit hatte sie in der TV-Thek anzusehen.

Während die Geburtstage des jungen Kaisers in der Zeit nach der Revolution wohl eher nur Feiern des Hofstaates gewesen sein werden, hat Franz Joseph im Laufe seiner langen Regierungsperiode sicher auch die Sympathien vieler Untertanen errungen und wurde auch von diesen gefeiert. Ganz anders war es vermutlich bei Kaiser Karl, der zufälligerweise genau einen Tag vor dem 57. Geburtstag seines Vorgängers, am 17.8.1887 auf Schloss Persenbeug geboren wurde. Ob der Kaiser die Geburt seines Großneffen Erzherzog Carl, der ihm – damals unerwartet – später auf den Thron folgen sollte, als Geburtstagsgeschenk empfunden hat ist nicht überliefert. Auch über die Geburtstagsfeiern von bzw. für Kaiser Karl I. ist mir nichts bekannt, aber es ist anzunehmen, dass diese – wenn überhaupt – kriegsbedingt eher bescheiden ausfielen.

Obwohl in den letzten Jahren von offizieller Seite vor allem das 100-Jahr-Jubiläum der Republik gefeiert wurde, ist die Faszination der Monarchie vielerorts ungebrochen. Im Salzkammergut und besonders in Bad Ischl werden seit vielen Jahren Mitte August die Kaisertage abgehalten, an denen als Franz Joseph und Elisabeth verkleidete Darsteller die Monarchie zur Freude zahlreicher Besucher und Touristen wieder auferstehen lassen. Auch Kneipen zu Ehren des langjährigen Monarchen haben Tradition. Der Geburtstag des Seligen Karl von Österreich, der ja nicht nur der Namenspatron der Carolina, sondern auch der Schutzpatron des Akademischen Bundes katholisch österreichischer Landsmannschaften ist, wird hingegen kaum beachtet. Aus diesem Grund haben wir uns im Vorjahr erstmals entschlossen, diesen Gedenktag mit einer eigenen kleinen Veranstaltung in Erinnerung zur rufen.

Am 17.8.2022 fand heuer zum zweiten Mal der Kaiserheurige statt, der für Bundesbrüder, Kartellgeschwister und Freunde auch eine Gelegenheit sein soll einander während der heißen Ferialzeit auf der relativ kühlen Bude zu treffen und miteinander zu plaudern. Die Anzahl der Besucher war diesmal etwas geringer, dafür durften wir uns u.a. über die Teilnahme von Ks Liesl (ELW) und von Dr.cer. Pollux freuen, der eigens für diese Veranstaltung von seinem Zweitwohnsitz in Bad Ischl angereist war und am nächsten Tag wieder dorthin zurück fuhr. Die anderen Anwesenden stammten aus dem Kreis der üblichen 'Stammgäste', also der häufig am Verbindungsleben teilnehmend Bundesbrüder und deren Gattinnen, wobei bei den Bundesbrüdern von Carolina und Tegetthoff die Doppelmitglieder diesmal eine deutliche Mehrheit hatten. Nach anfänglichen, kurzen atmosphärischen Störungen aus organisatorischen Gründen war die Stimmung auf der Carolinenbude sehr gut und die von Couleurdame Margarethe liebevoll angerichtete Heurigenplatte hat allen bestens geschmeckt. Für die Zukunft empfehle ich den 17. August schon jetzt im Kalender für den Kaiserheurigen zu reservieren und hoffe, dass wir dann auch aufgrund der Besucherzahlen einen Grund zum Feiern haben.

Text und Bild: DDr.cer. Raffael
_______________________________________
*) Dieser Artikel wurde im August 2022 geschrieben. Das Ableben der Queen Anfang September wird daher erst im nachfolgenden Beitrag 'Alte weiße Männer' thematisiert.
Kontakt für allfällige Rückmeldungen:
blech-bote@aon.at

zuletzt geändert: 03.11.2022 um 21.27 Uhr