Nummer 7/2022 | ||
Eine Seefahrt die ist lustig …
… und auch eine Kneipe, die dem Andenken an einen historischen Sieg gewidmet ist, kann durchaus heiter sein, wie man dem nachstehenden Bericht entnehmen kann. |
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Tegetthoff-Torte á la Margarethe und Raffael
Der eingangs erwähnte Titel eines Liedes mag ja vielleicht schon zu Zeiten der Monarchie für Kreuzfahrt-Passagiere des Österreichischen Lloyd gegolten haben, für die Matrosen der k.k. Kriegsmarine hingegen wohl weniger. Diese genossen als Kadetten an der Marineakademie eine strenge Ausbildung und hatten auch später an Bord der Schiffe sicher viel harte Arbeit zu verrichten und kaum zu lachen. Der größte Erfolg der österreichischen Marine war bekanntlich der Sieg von damals noch Contre-Admiral Tegetthoff in der Seeschlacht bei Lissa am 20.7.1866, aufgrund dessen er tags darauf zum Vice-Admiral befördert wurde. In Gedenken an dieses Ereignis schlägt die K.Ö.M.L. Tegetthoff seit einigen Jahren am Jahrestag der Schlacht eine Lissa-Kneipe als Ferialveranstaltung – und so geschah es auch am 20.7.2022. Vor Beginn der Kneipe betätigte sich der hohe Phil-x Lucullus als Smutje und bereite Aufstrichbrote und Kabanossi als Bordverpflegung vor. Danach übergab er die Aufsicht über die Kombüse an Phil-xxx Hagen und übernahm selbst die Kommandobrücke, also das Präsidium. Ihm zur Seite stand bzw. richtiger gesagt saß EPh Aeneas, der in bewährter Weise versuchte den Gesang der Corona mit seinem Schifferklavier zu begleiten. Dieser Versuch ist diesmal – wie schon beim Ersten Allgemeinen zu bemerken war – nicht sonderlich geglückt, weil sich einige stimmgewaltige Mitglieder der Corona nicht an das vom Instrument vorgegebene Tempo anpassen wollten. Im darauffolgenden Colloquium wurde bei der Vorbereitung der Begrüßungsliste wieder einmal festgestellt, dass viele der Anwesenden – sowohl der Bundesbrüder, als auch der Gäste aus drei Korporationen – Doctores cerevisiae sind und dass die meisten übrigen Teilnehmer 'echte' Doktoren oder 'zumindest' Professoren sind. Daraus entspann sich ein Gespräch über die unterschiedlichen Arten von Professoren, welches beinahe einem Convent glich, bei dem diskutiert wurde ob und warum Mittelschul-Professoren bei der vierten Strophe des Gaudeamus sitzen bleiben sollen bzw. dürfen. Nach der Begrüßung hielt AH Jux – der als 'OStR. Prof.i.R. MMMag. Dr.' schon zuvor doziert hat, dass der Amtstitel 'Professor' für Unterrichtende an höheren Schulen von S.M. Kaiser Franz Joseph persönlich eingeführt wurde – eine kurze Ansprache über die militärischen Ereignisse des Jahres 1866, welche trotz des Sieges bei Lissa zum Verlust Venetiens geführt haben und endete damit, dass er in den Gewässern der historischen Seeschlacht vor einigen Jahren einen kleinen Plüschelefanten vor dem Ertrinken gerettet hat, den er seit damals in Ehren hält. Der nächste Höhepunkt der für unsere Verhältnisse gut besuchten Kneipe war ein Geburtstags-Comment, in dessen Verlauf der Schreiber dieser Zeilen eine von seiner Gattin Margarethe gebackene Tegetthoff-Torte präsentierte, die mit einer angedeuteten Windrose dekoriert war (siehe Bild oben). Diese wurde im anschließenden Colloquium aufgeteilt und verspeist und hat dem Vernehmen nach der Corona vortrefflich gemundet. Nach einem 'Ca, ca, geschmauset' erläuterte meine Wenigkeit, dass das Original-Rezept aus einem Buch von Prof. Gerhard Tötschinger wld. Perikles (Ca) stammt und die wesentlichsten Zutaten Maroni (vermutlich wegen der Namensähnlichkeit zu Marine) und Rum (der zur täglichen Ration jedes Seemanns zählte) sind. Weiters habe ich zwei Anekdoten aus seinem Buch im Zusammenhang mit den Seeschlachten bei Helgoland und bei Lissa verlesen und damit die im Blech-Boten 5/2022 im Artikel 'Kaiserschmarrn' angekündigten Versprechungen eingehalten. Im weiteren Verlauf des Abends wurde mit Bedauern festgestellt, dass im Kantusprügel neben den klassischen Studentenliedern auch allerlei Landsknecht-, Soldaten-, Knappen- und Volkslieder enthalten sind, aber kein einziges Seemannslied zu finden ist, weil die Studenten früher offenbar alle Landratten waren. Daher wurde stattdessen wie gewohnt ein Tegetthoff-Comment gesungen und danach die unterhaltsame Kneipe bald mit dem Letzten Allgemeinen und der Volkshymne beendet, nach der sich der Großteil des Schwarms rasch verlaufen hat. Text und Bild: DDr.cer. Raffael
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