Nummer 5/2022
Blitzlichter

Bevor wir uns zu aktuellen innenpolitischen und sportlichen Themen äußern, werfen wir einen kritischen Blick auf die religiöse Situation in unserem Land.

Gottlose Zeiten … ?
Es ist fraglich, ob der Begriff 'christliches' Abendland jemals gerechtfertigt war. Er bezeichnet – je nach Epoche – den westlichen Teil Europas bzw. später die ganze westliche Welt, die – im Unterschied zum Morgenland im Nahen Osten, wo in weiten Teilen der islamische oder orthodoxe Glaube vorherrscht – ursprünglich zur Gänze dem Patriachat Roms unterstand. Nach der Abspaltung der Protestanten von der katholischen Kirche kam es in Europa immer wieder zu Religionskriegen zwischen den beiden Konfessionen, die wohl nicht dem Gedanken der christlichen Nächsten- oder gar Feindesliebe entsprachen. Dessen ungeachtet gehörten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehr als 90% der Europäer einer christlichen Glaubensgemeinschaft an. Während sich in Deutschland die Evangelischen(vorwiegend im Norden) und die Katholiken (traditionell eher im Süden) etwa die Waage halten, überwiegt in Österreich die Anzahl der Mitglieder der römisch katholischen Kirche bei weitem. Allerdings hat sich die Anzahl der Christen überall in den letzten Jahrzehnten drastisch reduziert. Zur Jahrtausendwende waren bei uns nur mehr knapp drei Viertel der Bevölkerung katholisch und nur etwa 5% evangelisch. In den letzten rund 20 Jahren ist die Zahl der Christen in Österreich noch weiter gesunken und beträgt nur knapp über 50%. In Wien ist überhaupt nur etwa jeder vierte Bewohner katholisch. Da davon nur ein kleiner Bruchteil auch praktizierend ist, findet man mittlerweile auch zu den Hochfesten wie Weihnachten oder Ostern selbst in kleinen Kirchen zumeist einen Sitzplatz, was noch vor wenigen Jahren oft kaum denkbar war. Dieser Mitgliederschwund ist nicht nur auf die Zuwanderung von Andersgläubigen und auf ein deutliches Überwiegen der Todesfälle gegenüber den Taufen, sondern auch auf eine große Zahl von Austritten zurückzuführen. Diese werden meist auf Unzufriedenheit mit dem Papst oder den Bischöfen, Missbrauchs-Skandale in der katholischen Kirche oder den Zölibat zurückgeführt. Das kann aber nicht stimmen, weil der prozentuelle Abgang bei den evangelischen Kirchen mit rund 2% bis 3% pro Jahr sogar noch etwas größer ist. In Wien machen die Angehörigen der verschiedenen orthodoxen Christen ca. 5% aus, der Anteil an Muslimen beträgt schon mehr als 10%, aber die am stärksten wachsende Gruppe sind die Atheisten und Ungläubigen, die schon mehr als ein Viertel der Bevölkerung ausmachen. Die Tatsache, dass die russisch-orthodoxe Kirche zumindest in ihrem Ursprungsland den Krieg in der Ukraine unterstützt, anstatt sich um den Frieden zu bemühen, wird wohl auch nicht dazu beitragen den Glauben an Gott und an die Kirchen im Allgemeinen zu stärken, sondern ist vermutlich Wasser auf den Mühlen jener, die erwägen sich von ihrem Taufschein zu distanzieren.

Gleicher als gleich
In der Vergangenheit haben wir schon öfter beanstandet, dass die 'linke Reichshälfte' mit kräftiger Unterstützung von Arbeiterkammer und Gewerkschaft zum Klassenkampf aufruft und dies immer wieder mit der falschen Behauptung begründet, dass die Masse der Arbeitnehmer den Großteil der Steuerlast tragen würde. Jetzt ist endlich klar wie diese Fehlmeinung zustande kommt. Am Tag der Arbeit konnte man in einer kleinformatigen Sonntagsbeilage das Interview mit dem obersten Gewerkschafter des Landes lesen und erfuhr, dass dieser € 8.000,- netto (das sind brutto rund € 15.000,-!!!) verdient. Er gehört seiner Ansicht nach aber nicht zu den G’stopften, die nach seinen Worten für die Krise zahlen sollen, sondern auf der Arbeitnehmerseite bloß zu den Besserverdienern. 'Andere' verdienen seiner Ansicht nach mehr. Offenbar glaubt der golfspielende Arbeitnehmer-Vertreter, dass auch die Menge der Geringverdiener, die nur ein Zehntel (oder nicht viel mehr) seines Bruttoeinkommens beziehen, fast 50% an Steuern zahlen, was aber nicht stimmt. Von Transferleistungen die sie erhalten ganz zu schweigen. Da die Vorstände der staatsnahen Großunternehmen oder börsennotierter Aktiengesellschaften eigentlich ja auch 'nur' besserverdienende Arbeitnehmer sind, können mit den 'anderen' anscheinend nur selbständige Unternehmer gemeint sein. Es stimmt schon, dass man sich mit roten Bullen eine goldene Nase verdienen kann und es gibt dahinter auch noch eine erkleckliche Anzahl anderer erfolgreicher Unternehmer, aber diese haben nicht immer nur hohe Gewinne, sondern müssen in der Regel auch ein gewisses Risiko tragen, wie sich besonders in Krisenzeiten bei manchen Branchen zeigt. Bei einem Interessensvertreter darf man sich hingegen aber schon fragen, durch welche Leistung sein Verdienst gerechtfertigt ist.

Durch die rote Brille …
Nach zwei Jahren in denen uns als schwacher Trost für alle notwendigen, aber teilweise (vor allem in Wien) auch überbordende Vorsichtsmaßnahmen der Mai-Aufmarsch erspart geblieben ist, wurde er heuer wieder durchgeführt. Und darüber hat diesmal sogar der Himmel geweint und ein wenig Regen, statt dem sonst am 1. Mai vorherrschendem Sonnenschein, geschickt. Der Herr Bürger:innen-Meister:in hat seine Partei-Chefin gentle(wo:)manlike beschirmt und von deren Partei wurden angeblich über 100.000 Teilnehmer gezählt und darüber gejubelt. Seltsamerweise hat die Polizei mittels Luftaufnahmen laut der nach einer altösterreichischen Währung benannten Zeitung nur 2.000 davon gesichtet. Diese Diskrepanz ist erschreckend, vor allem wenn man aufgrund der schwachen Leistungen unserer derzeitigen Koalition damit rechnen muss, dass eine Partei, die in ihrer Selbstwahrnehmung so daneben liegt, höchstwahrscheinlich trotzdem wieder an die Macht kommt. Es ist zu befürchten, dass auch der 100%-ige, neue, türkise Parteichef das nicht verhindern kann.

Nochmals Verkehrt-Politik
In der letzten Ausgabe des Blech-Boten wurde unter anderem die Wiener Kurzparkzonen und die Förderung der Umweltverschmutzung durch das Pendlerpauschale kritisiert. Diesmal geht es um die geplante Änderung der StVO zugunsten der Radfahrer. Dabei muss ich vorausschicken, dass ich es prinzipiell sinnvoll finde die umweltschonende Fortbewegung in Ballungszentren zu forcieren. Das sollte aber nicht in Schikanen für andere, insbesondere ältere Verkehrsteilnehmer ausarten. Tatsache ist, dass die Sitten im Straßenverkehr in den letzten Jahrzehnten immer mehr verkommen. Unlängst habe ich bei einer viertelstündigen Fahrt auf die Bude gleich drei Autofahrer beobachtet, die an verschiedenen Ampeln bei gelb nicht angehalten, sondern beschleunigt und erst nach Aufleuchten des Rotlichts die Haltelinie überquert haben. Bei Radfahrern kommt diese Unart noch viel öfter vor und sie fühlen sich damit auch noch im Recht, weil sie ja angeblich niemand (außer sich selbst!) gefährden. Und Fußgänger glauben sowieso, dass die Verkehrsregeln nur für die anderen gelten. Sie gehen oft – nicht nur auf Zebrastreifen – über die Straße ohne den Blick vom Handy zu nehmen und verlassen sich darauf, dass die Stärkeren ja ohnedies von Gesetzes wegen auf sie aufpassen müssen. Dadurch kann es zu spannenden Situationen kommen, wenn – wie z.B. am Ring – der Zebrastreifen am Ende der (Auto)Fahrbahn aufhört und ein Radweg quert, wo plötzlich die Schnelleren Vorrang haben. Und diese Vorrechte der Radfahrer sollen jetzt weiter ausgebaut werden, indem man deren bisherige Unsitten, wie z.B. das Nebeneinanderfahren, bei Rot abbiegen oder gegen die Einbahn fahren, legalisiert und zusätzlich auch noch einen größeren Sicherheitsabstand beim Überholen vorschreibt. Letzteres hätte zur Folge, dass Radfahrer, die sich bei Kreuzungen vorschlängeln, danach kaum mehr überholt werden könnten und einen Rattenschwanz an Autos hinter sich herziehen, die gezwungen werden mit rund 20 km/h hinter ihnen herzuzuckeln. Die dadurch entstehenden Staus tragen weder zur Verminderung der Abgase, noch zur Erhöhung der Verkehrssicherheit bei, weil dann aggressives Vorbeifahren bei nächster Gelegenheit vorprogrammiert wäre.
Abgesehen davon stellt sich die Frage, ob alle Verkehrsteilnehmer, egal wie sie unterwegs sind, die Gesetzesänderung überhaupt zur Kenntnis nehmen und verstehen. Eine persönliche Information jedes einzelnen Bürgers, wie sie beim nie in Kraft getretenen Impfpflicht-Gesetzt auf Kosten der Steuerzahler gleich mehrfach durchgeführt wurde, ist bei anderen Gesetzen ja nicht vorgesehen. Es gilt zwar der Grundsatz, dass Gesetze auch für jene gelten, die sie nicht kennen und sich daher jeder selbst informieren muss, aber für formale Übertretungen werden fast ausschließlich Autofahrer bestraft, die man aufgrund der Kennzeichen leicht automatisiert überwachen kann, während rad- oder rollerfahrende Rowdys zumeist ungeschoren davonkommen. Aber einen Vorteil soll die Neuregelung auch für unsere Kneipteilnehmer weiterhin bieten: Wer zu viel getrunken hat, um mit dem Auto nach Hause fahren zu dürfen, kann sich in der Umgebung der Bude ein Leihrad für den Heimweg suchen, weil dafür die höhere Promillegrenze beibehalten wird. Ich wusste gar nicht, dass Angesoffene offenbar über einen besseren Gleichgewichtssinn verfügen!

Neue Hymnen braucht das Land
Wie AH Archimedes zufällig im ORF-Sport entdeckte, wurde bei einem Frauenboxkampf in der Türkei für die steirische Teilnehmerin (mit beinahe vorarlbergerischen Namen) irrtümlich die alte Kaiserhymne anstelle der Bundeshymne gespielt. Dabei hat es sich nicht, wie man vielleicht glauben könnte, um eine Verwechslung mit der deutschen Nationalhymne gehandelt, deren Melodie – welche sich die Deutschen nach dem ersten Weltkrieg angeeignet, aber nicht restituiert haben – ja bekanntlich von Joseph Haydn stammt. Deren Text wurde übrigens von einem antisemitischen Dichter verfasst und wird trotz Verwendung durch die Nazis(!) auch heute noch gesungen, während bei uns die 'Erinnerungskultur' pedantisch gepflegt wird, Denkmäler beschmiert werden und die Hymne gegendert wurde. Wie ein Blick in die Mediathek beweist, wurde vor dem Boxkampf tatsächlich eine gesungene Version der ursprünglichen Textfassung von 'Gott erhalte Franz, den Kaiser' eingespielt, von der nicht nur die erste, sondern alle Strophen erklungen sind. Den anschließenden WM-Kampf im Bantamgewicht hat die Österreicherin leider verloren.
Kontakt für allfällige Rückmeldungen:
blech-bote@aon.at

zuletzt geändert: 18.05.2022 um 22.03 Uhr