Nummer 1/2022 | ||
Corona-'Narren'-Nachlese
Der Beitrag 'Narrenfreiheit' im Blech-Boten 10/2021 hat für einige Reaktionen gesorgt, die zum Nachdenken anregen. Daher wollen wir nachstehend zu einer Betrachtung des Themas aus ethischer bzw. moraltheologischer Sicht aufrufen. |
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Vorab möchte ich kurz die rein formale Frage beantworten, wieso ich vom fünften Lockdown geschrieben habe, obwohl in den Medien zumeist vom vierten Lockdown die Rede ist. Die Erklärung ist einfach: Die Regierung hat sich für die verhängten Maßnahmen teils unterschiedliche Bezeichnungen einfallen lassen und die Länder haben zusätzlich noch eigenständige Verschärfungen vorgenommen. Es gab unter anderem eine 'Lockdown light' und die sogenannte 'Osterruhe', die am 1. April 2021 begann und in Wien bzw. der Ostregion bis Anfang Mai ausgedehnt wurde, welche ich ebenfalls als Lockdown empfunden und daher in meiner persönlichen Zählung mitgerechnet habe.
Nach der Aussendung der letzten Online-Zeitung wurden wegen der Aktualität des Themas auch in unseren sozialen Gruppen einige Botschaften bzw. Memes zum Thema Corona Impfung verbreitet, die im kleinen Kreis eine rege virtuelle Diskussion ausgelöst haben. Ein ungeimpfter Bundesbruder, der lieber nicht namentlich genannt werden möchte, hat uns auf eine Sichtweise zu diesem Thema hingewiesen, die mir – und offenbar auch anderen Bundesbrüdern – bislang nicht bewusst war. Er beruft sich darauf, dass bei der Entwicklung verschiedener Corona-Impfstoffe menschliche Zellen bzw. Zelllinien von abgetriebenen Föten verwendet wurden und dieses Serum daher auf dem Mord noch ungeborener Menschen basiert. Seiner Meinung nach lässt sich ein Christ so etwas nicht spritzen. Auf meinen Einwand, dass der Papst laut Meldungen in katholischen Medien die Corona-Impfung für eine Christenpflicht hält und im Vatikan quasi Impfpflicht herrscht, entgegnete er, dass es sich dabei um die private Meinung des Papstes handle, aber dieser in die persönliche Freiheit eines jeden Einzelnen angeblich nicht eingreifen wolle. Da die Gründe der Impfgegner mannigfaltig sind, ersucht der betroffene Bundesbruder, nicht jeden, der sich das nicht geben lassen will, als Verschwörungs-Theoretiker oder Narren zu bezeichnen. Ich möchte betonen, dass es nicht meine Absicht war, zur Spaltung der Gesellschaft und in der Verbindung beizutragen, indem ich jene Menschen beleidige, die aus moralischen Gründen die Impfung ablehnen. Der Beitrag sollte nur jene Gruppen anprangern, welche die Gefährlichkeit des Covid-Virus leugnen bzw. aus politischen Motiven verharmlosen. Ich gehe davon aus, dass Personen die aus ethischen bzw. religiösen Bedenken ungeimpft sind, nicht zu den radikalen Narren (hier bleibe ich dabei) gehören, welche manche Politiker, Exekutiv-Organe oder sogar das Gesundheitspersonal und die Spitäler bedrohen bzw. attackieren, was aufs Schärfste zu verurteilen ist. Nach persönlichen Umfragen in meinem Bekanntenkreis aus drei katholischen Pfarren, sind alle Gemeindemitglieder die ich fragte bereits mehrfach geimpft und die ablehnende Haltung gegenüber dem Impfstoff ist weitgehend unbekannt. Mich würde daher interessieren, welche Meinung zu diesem Thema insbesondere jene Bundesbrüder und Kartellgeschwister vertreten, die sich gerne mit theologischen und philosophischen Fragen auseinandersetzen und ich hoffe auf sachliche und wertschätzende Antworten. Abgesehen von der ethischen Frage scheint es aus medizinischer Sicht allerdings ohnedies keine Alternative zur Impfpflicht zu geben, um die Krankheit trotz Omikron in den Griff zu bekommen und wieder ein normales Leben – hoffentlich bald wieder dauerhaft ohne Masken und mit Händeschütteln bzw. Umarmungen – zu ermöglichen. Vielleicht wäre es an der Zeit, dass sich die Mehrheit der Geimpften nicht in den warmen Stuben versteckt und dabei zusieht, wie sich die Minderheit der Ungeimpften von rechtsextremen Populisten vereinnahmen lässt und den Anschein erweckt als wäre ganz Österreich ein Land von Impfgegnern. Jetzt wäre die Zivilcourage der Masse gefragt, sich gesittet und geschützt gegen überbordende Vorsichtsmaßnahmen zur Wehr zu setzen. Welchen Sinn hatte es z.B. private – also auch familiäre – Zusammenkünfte auf maximal vier Erwachsenen zu beschränken (wie das vor Weihnachten zumindest theoretisch der Fall war), obwohl in Privatwohnungen bekanntlich ohnedies keine Kontrollen zulässig sind, wenn andererseits bis zu 25 Personen – und mit zugewiesenen Sitzplätzen sogar gleich bis zu 2.000 Menschen – gemeinsam an Veranstaltungen teilnehmen dürfen? Auch die Sinnhaftigkeit bzw. Notwendigkeit von Motivationen zur freiwilligen Impfung will sich mir nicht erschließen. Sind denn die Erhaltung der eigenen Gesundheit und der Schutz der Mitmenschen, insbesondere von Angehörigen und Freunden, nicht Motivation genug? Wenn das nicht ausreicht hilft eben nur die Verhängung von Strafen. Aber auch dem – von ihren Parteigenossen bejubelten – Vorschlag der roten Partei-Chefin, alle Bürger nach der dritten Impfung mit einem € 500,- Gutschein zu belohnen könnte ich – unter nachstehender Bedingung! – etwas abgewinnen: Wenn zuvor jeder im Inland Ansässige einen einkommensunabhängigen Beitrag in Form von Steuern oder Kürzung der Sozialleistungen zur Senkung der Staatsverschuldung infolge der Pandemie leisten müsste, wäre es durchaus gerechtfertigt jene zu belohnen, die durch ihre Impfung an der Bekämpfung der Krankheit aktiv mitwirken. Andernfalls wäre es nur ein weiterer linkspopulistischer Vorschlag zur Einkommensumverteilung an die Massen zu Lasten der wenigen wirklichen Steuerzahler. Text: DDr.cer. Raffael
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