Nummer 4/2021
Reicher als reich

Mit diesem Motto werben die Österreichischen Lotterien für die Teilnahme an der Euro-Millionen-Lotterie. In der Politik geht es dagegen um eine andere Form der Umverteilung des Reichtums.
Vor ein paar Wochen wurde im Spiel Euro-Millionen der bisher höchste Gewinn von 210 Millionen Euro erzielt. Der glückliche Gewinner war allerdings kein Österreicher, sondern ein Schweizer. Aber auch in Österreich wurden in den letzten 10 Jahren 7 Gewinne in der Größenordnung zwischen 15 und 55 Millionen Euro ausbezahlt. Etwas bescheidener geht es beim inländischen Lotto 6 aus 45 zu. Hier gab es laut der Homepage der Österreichischen Lotterien schon mehr als 1.000 Millionen-Gewinner und fast jede Woche kommt wieder einer dazu, wobei die 10 höchsten Gewinne immerhin auch zwischen 7 und 15 Millionen Euro betrugen. Die wirklichen Gewinner sind aber die verschiedenen Eigentümer der Glücksspiel-GmbH. Der österreichische Staat ist über die Casino Austria AG zwar nur mehr als Minderheits-Gesellschafter beteiligt, aber er profitiert über die Steuern dennoch am meisten. Laut WKO wurden 2018 mehr als 1,7 Millionen Euro pro Tag (!) an das Finanzministerium abgeliefert. Und für die eher theoretische Chance auf Reichtum wird diese Form der Steuer von Beziehern vorwiegend kleiner Einkommen gerne und freiwillig bezahlt!
Verschiedenen Medienberichten zufolge gibt es in Österreich in etwa 150.000 bis 300.000 Millionäre, wobei die relativ große Bandbreite auf verschiedene Berechnungsmethoden zurückzuführen sein dürfte. Demzufolge gehören die großen Lotto-Gewinner zu den etwa 3 bis 5% der reichsten Österreicher. Die anderen Angehörigen dieser Liga sind zumeist Mitglieder großer Unternehmer-Dynastien, Immobilien-Investoren oder erfolgreiche Spekulanten. Nur ca. 0,01% der Bevölkerung sind Multimillionäre und lediglich rund 10 bis 40 Österreicher dürften unterschiedlichen Schätzungen zufolge zur Kategorie der Milliardäre gehören und sind somit wirklich reicher als reich. Gerade diese Personengruppe bringt aber die Einkommens- und Vermögens-Statistiken gehörig durcheinander. Laut einer in der Wiener Zeitung veröffentlichten Studie der Credit Suisse beträgt das durchschnittliche Vermögen der erwachsenen Österreicher rund € 275.000. Hingegen beträgt der Median – also jener Wert, bei dem je die Hälfte der Bevölkerung mehr oder weniger als diesen Betrag besitzt – lediglich rund € 80.000, inklusive Immobilienvermögen! Das wäre z.B. der Fall, wenn ein durchschnittlicher Bürger glücklicher Eigentümer einer 70 qm-Wohnung im Wert von € 280.000 ist, aber dafür noch ein Kredit von € 200.000 zu bedienen hat.
Laut einer von der Arbeiterkammer schon mehrfach veröffentlichten Statistik halten die Top 10% der Österreicher zwei Drittel des Vermögens in ihren Händen, während die unteren 50% insgesamt nur 3% des Vermögens besitzen. Diese Zahlen mögen ja stimmen, aber sie werden üblicherweise mit einer populistisch verfälschten Grafik veranschaulicht (siehe Bild 1), bei der kumulierte Zahlen (im Bild rot) mit nicht kumulierten Zahlen (grün) vermischt werden. Wenn man die Zahlen der AK hernimmt und errechnet wie viel Vermögen auf 1% der jeweiligen Bevölkerungsgruppe entfällt, schaut die Grafik gleich ganz anders aus (siehe Bild 2).

Da 41% des Vermögens auf nur 1% der Bevölkerung (also rund 80.000 Menschen) entfällt und selbst davon – wie oben dargestellt – wiederum nur 1% Multimillionäre sind, klafft die so oft erwähnte Vermögens-Schere aber auch bei den 'Reichen' noch erheblich auseinander. Es liegt mir fern, mich als Anwalt der Superreichen aufzuspielen, von denen ich meines Wissens keinen einzigen persönlich kenne. Was mich aber stört ist, dass in der sozialistischen Politik sowie in diversen links-linken Gruppierungen oft von den 'oberen Zehntausend' die Rede ist, während in Wirklichkeit der Neid auf den etwas bessergestellten Nachbarn geschürt und eine höhere Besteuerung des gesamten Mittelstandes gefordert wird. Mit dem vermeintlichen Reichtum der anderen, die sich aufgrund ihres Fleißes, ihrer Sparsamkeit oder vielleicht auch mit einem bisserl Glück ein paar materielle Reserven für schlechte Zeiten geschaffen haben, soll der Sozialstaat weiter ausgebaut werden. Dabei wird bewusst ignoriert, dass ohnedies schon jetzt ein erheblicher Teil der Bevölkerung (und erst recht der Migranten) mehr Transferleistungen erhält, als er selbst jemals in Form von Sozialversicherung und Steuern in das System einbezahlt hat. Dass unser Land nicht zuletzt deshalb bei Zuwanderern so beliebt ist und es auch gar nicht so wenige Fälle von jahrelangem Sozialmissbrauch gibt, wie vom Finanzminister erst unlängst wieder aufgedeckt wurde, wird von den Befürwortern des grenzenlosen Sozialstaates gerne verschwiegen.
Infolge der Kosten der Corona-Krise ist die budgetäre Situation auch für Länder wie Österreich, die vorher schon auf einem sehr guten Weg waren, viel schwieriger geworden. Schon seit einigen Jahren werden die Zinsen von der EZB im Keller gehalten, um den Staatshaushalten die Finanzierung ihrer ständig wachsenden Schulden zu erleichtern. Sollte man zu den Glücklichen gehören, die etwas Geld auf der hohen Kante haben, stellt sich daher die Frage wohin damit? Die Folgen auf die Veranlagung habe ich schon im Blech-Boten 3/2020 im Beitrag 'Enteignung hoch 3' beispielhaft dargestellt. Zusätzlich zur Gefahr neuer Steuern drohen die Banken ihren Anlegern durch einseitige Änderung der Geschäftsbedingungen, denen die Konsumenten schutzlos ausgeliefert sind, mit Verwahrungsgebühren für Sparbücher und andere Guthaben und manche kündigen die Sparkonten einfach auf.
Nur in einem Punkt zeigt sich der Staat und seine Institutionen gegenüber den Angehörigen reicher Familien sehr großzügig: Noch immer werden Kunstwerke restituiert, welche von Opfern des zweiten Weltkrieges unter dem damaligen Wert verkauft oder auch unfreiwillig zurückgelassen wurden. Ich heiße die Machenschaften während der Krieges keineswegs gut, aber es ist m.E. völlig ungewiss, ob diese Gegenstände jemals in den Besitz der heutigen Erben gelangt wären und nicht z.B. im Zuge der Emigration untergegangen oder freiwillig anderswo verscherbelt worden wären. Obwohl in der Regel die (großteils staatlichen) Museen nicht nur den Ankauf, sondern auch allfällige Restaurierungen und dergleichen finanziert haben, werden diese den heutigen Nachfahren ausgehändigt, welche durch die Wertsteigerung der letzten rund 80 Jahre mitunter reicher als reich werden, weil sie gar nicht an den familiären Erinnerungen, sondern nur am Verkaufserlös der Kunstschätze interessiert sind.
Anderen Opfern von Kriegen und Revolutionen gegenüber zeigt man sich weniger großzügig. Auch viele nichtjüdische Familien haben durch den Krieg und in der anschließenden Zeit der Besatzung ihr bescheidenes Hab und Gut verloren. Die Massen an Uhren und Familienschmuck, welche während des Krieges von unzähligen einfachen Bürgern weit unter dem Wert im wahrsten Sinn des Wortes für ein Butterbrot eingetauscht oder ihnen gar gestohlen wurden, werden wohl nie an deren Nachfahren restituiert werden. Und auch die 1919 vorgenommenen Enteignung des Privatvermögens des ehemaligen Herrscherhauses, wurde zwar später wieder aufgehoben, aber 1938 von den Nationalsozialisten erneut in Kraft gesetzt und ist bis heute gültig.

Text: DDr.cer. Raffael

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zuletzt geändert: 02.05.2021 um 09.51 Uhr