Nummer 10/2020 |
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Mariä Empfängnis
Das Fest von der unbefleckten Empfängnis Mariens bezieht sich nicht (wie manche irrtümlich glauben) auf die jungfräuliche Empfängnis Jesu, sondern
auf die seiner Mutter Maria, welche – obwohl sie von ihre Eltern Anna und Joachim auf natürlichem Wege gezeugt wurde – laut der Lehre der römisch-katholischen Kirche frei von der
Erbsünde blieb.1)Anna Selbdritt (Figur aus dem Bergbau- und Gotikmuseum Leogang) |
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Gerade für eine Landsmannschaft ist das Fest Mariä Empfängnis zu Recht besonders relevant. Denn ohne das Erzhaus 2) hätte dieses Fest
wohl nicht die Bedeutung erlangt, die es etwa im Kirchenrecht (siehe can. 1246 CIC 1983) oder auch im Feiertagskalender mehrerer Länder errungen hat. Als nämlich die Schweden unter
General Torstenson – Lesern vielleicht auch aus dem Kinderbuch 'Das kleine Gespenst' bekannt –, 1645 nahe an Wien heranrückten, gelobte S.M. Kaiser Ferdinand III., das Fest der
unbefleckten Empfängnis in seinen Ländern besonders zu begehen. Die Schweden konnten tatsächlich nicht über die Donau übersetzen und mussten wieder abziehen; als Dank erklärte der
Kaiser öffentlich Maria Immaculata zur besonderen Patronin Österreichs und versprach, dass der 8. Dezember 'hochfeierlich gehalten werden soll.' Die Nationalsozialisten waren es dann, die den Feiertag in Frage stellten und als arbeitsfreien Tag abschaffen sollten. Dabei blieb es auch in der Zweiten Republik; eine breite Bürgerbewegung setzte sich aber für die Wiedereinführung ein. Eine Unterschriftenaktion mit eineinhalb Millionen Unterschriften war dann ein so eindeutiges Zeichen, dass sich auch die Politik anschloss und 1955 – auch als Dank für die wiederhergestellte Freiheit Österreichs – der 8. Dezember wieder zum gesetzlichen Feiertag wurde. Das Fest gab es als Dopplung zu Mariä Geburt (neun Monate später am 8. September) natürlich schon länger, vielleicht sogar schon seit dem achten Jahrhundert. Dabei wurde anfangs auch Mariens Mutter Anna 3) gedacht, die Maria ja gemäß alter Überlieferungen nach langer Kinderlosigkeit erst in Folge inständiger Gebete empfangen hatte. Das Fest wanderte aus dem Orient dann über Italien nach West- und Mitteleuropa und veränderte mit der Zeit auch seinen Charakter. Nicht mehr die langjährige Kinderlosigkeit Annas, sondern dass Maria von Anfang an voll der Gnade war, stand nun im Mittelpunkt. Am 28. Februar 1476 erklärte dann Papst Sixtus IV. den 8. Dezember zu einem Fest der ganzen Kirche, bereits mit der Bezeichnung als Fest der Unbefleckten Empfängnis, und 1661 hielt Papst Alexander VII. fest, dass der Inhalt des Festes sei, dass Maria seit der Erschaffung ihrer Seele frei von Erbsünde gewesen sei. Papst Clemens XI. erhöhte schließlich 1708 den Rang des Festes und machte es zu einem gebotenen Feiertag. Was schon lange kirchliche Lehre war, wurde 1854 schließlich von Papst Pius IX. als Dogma der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria formell verkündet. |
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Text: Catull |
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