Die Bibel eint - die Bibel trennt

4. Mai 2006
BUCH DER EINHEIT - BUCH DER TRENNUNG
Vom Segen und von der Last heiliger Bücher

Wien, 28. März 2006 Max ANGERMANN

D I S P O S I T I O N


I. VORBEMERKUNG: BIBEL UND MENSCHLICHE SPRACHE

1. Wolfdietrich Schnurre: Zum Verhältnis Bibel und Literatur
2. Bibel: Gottes Wort in Menschenwort gesprochen und geschrieben
3. Der Begriff Bibel
4. Die menschliche Sprache
II. DIE PERSON JESU: NEUER WEIN IN ALTE SCHLÄUCHE- JESUS ALS
RELIGIONSGRÜNDER? (Mk.1, 18-22)

1. Jesu Leben, sein Anliegen und die schriftliche Überlieferung
2. Jesu Frohe Botschaft der Liebe schafft Konflikte durch Umkehrung der Werte
3. Warum nicht Religion pur?

III. DIE HEILIGE SCHRIFT: EINHEIT UND TRENNENDES

1. Die Auseinanderbewegung und Trennung von Juden und Christen
2. Altes contra Neues Testament und die Rolle Markions
3. Die Kanonisierung der Heiligen Schrift
4. Bibelstellen: Einheit und Trennendes: Gefährliche Steinbruchexegese
4. 1. Einheit: Was verstehen die Heiligen Bücher darunter? Damit Last zum Segen wird
4. 2. Trennung und Widerspruch: Wenn der Segen zur Last wird

IV. DIE WIRKUNGSGESCHICHTE DER HEILIGEN SCHRIFT

1. Synagoge und junge Kirche: Entwicklung des Antijudaismus
2. Die Christologie: Streitpunkt bis ins 5. Jahrhundert
3. Streit um die Person Jesu in den anderen monotheistischen Religionen
4. Die konfessionellen Spaltungen
5. Innerkirchliche Schwierigkeiten im Umgang mit der Bibel
6. Gottesbilder - Menschenbilder
7. Das II. Vatikanum und andere päpstliche Dokumente als endgültiger Durchbruch zur Rückbesinnung auf die Heilige Schrift

V. VERSUCHE, DIE GETRENNTE CHRISTENHEIT ZU EINEN

VI. ALLEINGELASSEN IM GLAUBEN, IM LEBEN?

VII. TROST UND VERHEIßUNG

VIII. LITERATURANGABEN


I: VORBEMERKUNG: BIBEL UND MENSCHLICHE SPRACHE

1. Wolfdietrich Schnurre: Zum Verhältnis von Bibel und Literatur

Zum Verfasser: Wolfdietrich Schnurre (1920 - 1989) aus Frankfurt am Main; Erzähler, Lyriker, Hörspielautor, Mitbegründer der Gruppe 47; war sehr beunruhigt über die erzwungene Teilnahme am Krieg, über die Ursachen des Kriegs und über die nicht bewältigte bzw. nicht aufgearbeitete Schuld gegenüber den Juden und die Unfähigkeit zur Sühne. Er schreibt:
"Ich sollte erst das Leben, die Geschichte und die Literatur kennen lernen, um diesen dreien dann im aufregendsten aller Bücher, nämlich der Bibel, aufs wesentlichste reduziert, so zu begegnen, wie sich's gehörte, gebrannt und erfahren."

2. Bibel: Gottes Wort in Menschenwort gesprochen und geschrieben

Hieronymus: "Die Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen."

3. Der Begriff Bibel

Bibel kommt aus dem Griechischen "biblios" = Bücher. Viele Bücher ergeben das e i n e Buch. Es sind viele Einzelschriften, in denen geschichtliche und persönliche Gotteserfahrungen dargestellt werden. Nicht größtmöglichste Objektivität und historische Interessen stehen im Vordergrund, sondern die Verkündigung der Botschaft Jesu an a l l e Menschen.

4. Die menschliche Sprache.

Die Heilige Schrift hat zwei Autoren: Gott und den / die Menschen. Gott bedient sich der Fragilität unserer Sprache. Sie ist einerseits höchstes geistiges Gut, gleichzeitig auch Quelle aller Missverständnisse. Somit liegen bereits in der Sprache selbst Einheit - Trennung / Spaltung sehr nahe beisammen. Die Bibel ist Gottes Wort in Menschenwort, göttlich inspiriert, das heißt großteils dem Sinn nach aufgeschrieben, keinesfalls wortwörtlich diktiert. Es gibt nur Weniges, das wortgetreu überliefert ist, etwa "abba" (Väterchen), ein gewaltiges Wort, mit dem ein Gott seine Beziehung zum Menschen herstellt. "Das Wort wächst mit uns, mit unserer Entwicklung mit", sagt das Konzilsdokument des II. Vatikanums "Dei Verbi". Es nimmt Menschen in Beschlag, kleidet den Anspruch Gottes in menschliche Worte. So entstehen durch Generationen Texte mit menschlichen Verfassern. "Haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn heilig! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt, aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen. Dann werden die, die euch beschimpfen, weil ihr in der Gemeinschaft mit Christus ein rechtschaffenes Leben führt, sich wegen ihrer Verleumdung schämen müssen. Es ist besser, für gute Taten zu leiden, wenn es Gottes Wille ist, als für böse" (1. Petr 3, 15 - 17).
Die Sprache des Glaubens bedient sich verschiedener Ausdrucksformen. Man spricht in der Bibelauslegung von verschiedenen literarischen Gattungen (genera litteraria) oder von Textsorten. Das Erkennen einer schlichten Aussageform ist für die Interpretation und das Verstehen des Gemeinten von entscheidender Bedeutung.
Im Lauf der Zeit entsteht gegen alle fundamentalistischen (einengenden) Strömungen doch ein Set von Werkzeugen, das dazu dient, die Bedeutung eines Bibeltextes aufleuchten zu lassen, um den Sinn besser zu erfassen. Man untersucht heutzutage:
* Ort und Zeit innerhalb der die biblischen Texte entstanden sind, das geographische Umfeld, geschichtliche, kulturelle, religiöse Traditionen, das wirtschaftliche Umfeld.
* Wer sind die Leser, für die der Autor schreibt? Was wissen wir überhaupt über die Autoren? Sind die Adressaten gebürtige Juden oder Griechen?
* die literarische Form eines Textes. Ein Gedicht ist anders zu verstehen als ein Bericht oder ein Gleichnis. * Was macht mich persönlich betroffen?
* Zu entschlüsseln ist auch die Sprache. Der Bedeutungsgehalt der Wörter / Begriffe und ihre Änderung. Auch die Sprache der Bilder ändert sich im Laufe der Zeit. Verstehen wir diese Bilder überhaupt noch?
Jede Sprache ist bildhaft. Wir selbst sprechen auch in Bildern. All das hat Konsequenzen für das persönliche Glaubensleben, für die Glaubenstradition, für den sensus fidei, für die Erkenntnis, die aus dem Glauben kommt und sich auf Wesensinhalte des Glaubens bezieht, das führt weiter in den consensus fidelium, also in die Übereinstimmung der Glaubenden hinsichtlich bestimmter Glaubensinhalte.1 Die Kirche betet, was sie glaubt, die Kirche feiert, was sie glaubt, das ist die Liturgie. Die Bibel ist die Muttersprache des Heiligen Geistes.

II. DIE PERSON JESU:NEUER WEIN IN ALTE SCHLÄUCHE- JESUS ALS RELIGIONSGRÜNDER? (Mk.1, 18 - 22)

1. Jesu Leben, sein Anliegen und die schriftliche Überlieferung

Jeschuah ist die Kurzform von Jehoschua (=Gott rettet). Er lebte und starb als Jude, verurteilt und hingerichtet von den Römern. Historische Informationen über ihn enthält fast nur das Neue Testament, besonders die Evangelien, die zwischen 65 / 70 bis 100 n. Chr. entstanden sind, nicht im Original erhalten, keiner der Autoren kannte Jesus persönlich. Sie glaubten an seine Auferstehung und wollten ihn als den Christus verkünden. Christus übersetzt das hebräische Wort maschiach = der Gesalbte, der Messias. Maschiach ist ein jüdischer Ehrentitel für Könige und Hohepriester, später für den erwarteten König der zukünftigen Heilszeit, den Messias. Jesus Christus verbindet Vornamen und Titel zu einem Bekenntnissatz: Dieser Jesus ist der Messias. Den Christus verkündeten die Autoren, indem sie Jesu Leben deutend nacherzählten. Jesus selbst hat keine neue Religion - das Christentum begründet. Erst in den Schriften des Neuen Testaments zeigt sich die Loslösung seiner Nachfolger von der Gemeinschaft des Judentums.
Jesus war Pharisäer. Darauf verweist sein Titel "Rabbi", den ausschließlich pharisäische Schriftgelehrte führten und seine Lehren. Er hat sich in der Tora gut ausgekannt (siehe auch Lk. 2, 46) und im Tempel gelehrt (Lk. 2,29). Jesus lebt ganz in jüdischer Tradition aus dem Volk Israel heraus, das zum "Volk Gottes" wird, aufgrund der Erfahrung, der Erwählung und Befreiung durch Gott. Es fühlt sich nicht als eigenes Volk auserwählt, sondern ist offen für alle Völker (Völkerwallfahrt nach Jerusalem).
Jesus proklamiert die Herrschaft Gottes, indem er Dämonen austreibt und Menschen heilt. Er sammelt die Gemeinschaft des Gottesvolkes, beruft Jüngerinnen und Jünger in seine Nachfolge und sammelt den Kreis der zwölf - eine prophetische Sammlung, ein Abbild der zwölf Stammväter- feiert mit ihnen das letzte gemeinsame Mahl und kündigt das Kommen des Reiches Gottes an.

2. Jesu Frohe Botschaft schafft Konflikte durch Umkehrung der Werte

Das erzeugt jede Menge Konflikte mit der sadduzäischen, aber auch der pharisäischen Führungsschicht. Die Sadduzäer, die zum Großteil die Priesterschicht stellen, werden in der Heiligen Schrift kaum genannt. Es kommt vor allem mit den Pharisäern immer wieder zu heftigem Schlagabtausch, wie die Evangelien lehren. Jesu erbittertste Gegner kamen aus dem Bereich der Tempelaristokratie, der Sadduzäer unter dem Hohenpriester Kaiphas. Die Sadduzäer erzürnt Jesus durch seine Relativierung des Tempelkultes.
Der Umgang Jesu mit den Ausgegrenzten, den Zöllnern, den Dirnen, den Kranken, den Unmündigen, also jenen, die in der Gesellschaft, ihre Stimme, ihr Ansehen verloren haben, rief Unverständnis und Gemurre hervor. Es geht darum, das Liebesgebot in der Welt durch die Bergpredigt zu verkünden und in Taten sichtbar werden zu lassen. Die Liebe bringt den Tod, aber auch die Auferstehung und neues, ewiges Leben. Das ist neuer Wein, den alte Schläuche, also die althergebrachten Traditionen, so nicht mehr vertragen.

3. Warum nicht Religion pur?

Das ureigenste Anliegen der christlichen Religion ist der ganz persönliche Kontakt Gott - Mensch ohne Vermittlung. "Einer ist Gott, einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus, der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle, ein Zeugnis zur vorherbestimmten Zeit." (1 Tim.2, 5- 6). In allen Religionen - auch im Christentum- haben sich, um Ordnung zu gewährleisten, Vermittlungs-, Kontaktstellen entwickelt. Das ist prinzipiell nicht anstößig. Problematisch wird es nur, wenn diese Zwischeninstanzen so viel Eigendynamik entwickeln, dass sie den Zugang, den persönlichen Kontakt zu Gott verstellen. Wieviel an Gesetzen, Erlässen, Geboten, wieviel an Hierarchie ist erforderlich? Das ist der große Konfliktpunkt. Jesus wirft dem Synhedrion (Sanhedrin) = Hoher Rat, oberste politische und religiöse Körperschaft in Palästina, in griechisch- römischer Zeit mit 71 Mitgliedern besetzt, vor, dass er den Menschen den Zugang zu Gott sehr, sehr schwierig macht, indem sie ihn in einen wunderbaren Tempel einsperrt, den nicht jeder betreten darf. Nur Privilegierte haben Zugang in das Innere des Heiligtums. Diese Auswucherungen bekrittelt Jesus. In diesen Auseinandersetzungen stehen Gläubige gegen Gläubige auf. Wenn disziplinäre Fragen um ihrer selbst willen das Übergewicht gewinnen, bleibt das Hauptanliegen, das Liebesgebot auf der Strecke. Es entsteht eine Zwei- Klassen-Gesellschaft bis zum Exklusivmodell der Kirche: Wir haben dann einen kleinen Kreis von Privilegierten mit allen Vorrechten, alle anderen sind von der Gunst der Bevorrechteten abhängig.
Es gibt aber auch noch andere Problembereiche, die die Bibel benennt und die zu Streitpunkten werden: Alle drei Synoptiker, bzw. Evangelisten, Markus, Matthäus, Lukas, sprechen von den Versuchungen Jesu. Wir hören jeweils am 1. Fastensonntag in den Evangelien davon. Drei Versuchungen fällt der Mensch ständig anheim: "Wenn du Gottes Sohn bist, dann befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird" (Mt. 4, 4f). Diese Stelle weist auf das mitunter sehr stark ausgeprägte Verhalten des Menschen nach Konsum hin. Er wird dann verhängnisvoll, wenn man sein Leben nur danach ausrichtet.
"Wenn du der Sohn Gottes bist, stürze dich herab von der Tempelmauer, denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt." (Mt. 4,6 ) Es geht hier um Eitelkeit, die den Menschen sehr stark befallen kann. Dieser Versuchung ist er immer wieder ausgesetzt.
"Da führte ihn der Teufel (auf einen Berg) hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde." (Lk. 4,5 ähnlich Mt. 4,8-9). "Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören." Auch der Versuchung, ständig Macht auszuüben, sind wir durch alle Generationen ausgesetzt. Alle drei, Konsum, Eitelkeit, Macht, schaffen Abhängigkeiten. Es geht hiebei auch um die Frage des Bösen und nach dem Bösen. Der Trick des Bösen ist der schöne Schein, dahinter steckt Zerstörung. Wenn Jesus auftritt, tritt auch der Satan auf. Trotz allem ist der Mensch nicht auf der Verliererstraße, wenn er glaubt.
Wenn sich Religion mit Geld, Macht, Prestige verbindet, besteht die große Gefahr des Missbrauchs (siehe auch Joh. 2, 13- 22: Die Vertreibung der Händler aus dem Tempel). Für Christen heißt das: Verrat am Evangelium.
Ähnlich denkt Erich Fromm (1900 - 1980), Psychoanalytiker und Philosoph, aus orthodox- jüdischer Familie stammend. In seinem Buch "Die Kunst des Liebens" meint er, nicht das Konsumieren sollte die entscheidende Rolle in der Liebe spielen, sondern der Akt des Liebens selbst, die Mitteilung der menschlichen Fähigkeiten: Liebe als Selbstausdruck des Menschen.
Religion pur wird kaum zu erreichen sein, das hieße nämlich, die Forderungen der Bergpredigt - das Liebesgebot - vollständig im Leben umzusetzen. Wir könnten dann von einem ständigen Einswerden von Gott und Mensch sprechen. Die Kirche wäre als Institution überflüssig. Wer liebt, braucht keine Gesetze. Stattdessen beginnt auch unter Christen immer wieder neu die Diskussion für wen die Bergpredigt Gültigkeit habe.
In seinem Hauptwerk "Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft" (1976) spricht sich Erich Fromm dafür aus, dass der Mensch frei werden soll von den Lastern des Habens, des enormen materiellen und geistigen Besitzes, hin zu einem Reichtum der Liebe. Haben verändert den Menschen und seinen Charakter. Jesus hat nichts anderes außer überquellender Liebe zur Menschheit. Hier ist noch die Frage zu stellen, was das Wesen der Religion bzw. der Religionen ausmacht. Ein ganz entscheidender Punkt ist die Mystik (= die Lehre vom Verborgenen). Das Wort stammt aus dem Griechischen myein = einschließen; Wir sind Tempel des Heiligen Geistes (siehe auch 1 Kor. 3, 16), das heißt, die ursprüngliche Beziehung zu Gott zu sichern, ist Aufgabe der Kirche. Religionen sollen den Menschen zur Gotteserfahrung führen. Sie sollen bewusst machen, dass der Mensch Wanderer zwischen zwei Welten ist. Die Hinführung zu Gott ist zweifellos ein Segen, den diese heiligen Bücher ausstrahlen. Der Dienst an der Welt ist Mystik, weil Gott mitten unter uns ist.

III. DIE HEILIGE SCHRIFT: EINHEIT UND TRENNENDES

1. Die Auseinanderbewegung und Trennung von Juden und Christen

Das Christentum begann als Stadtreligion in einem damals allmählich niedergehenden Römischen Reich. In Jerusalem entstand die Urgemeinde. Diese Stadt war ein Schmelztiegel der Religionen, der Philosophen, ein großer Supermarkt an Wertorientierungen. Diese Urgemeinde lebt noch in Verbindung zum Tempel und zum Tempelkult mit all seinen Traditionen, dennoch beginnt sich ein Eigenleben zu entwickeln und damit ein langsamer Ablösungsprozess von der Synagoge.
In den antiken jüdischen Gemeinden der Mittelmeerwelt gab es eine nichtjüdische Sympathisantenschaft, die die jüdische Lebensweise teilweise übernahm und sich auch nach Möglichkeit bei der Versammlung am Sabbat zeigte. In der Apostelgeschichte sind das die "Gottesverehrer" und "Gottesverehrerinnen" sowie "Gottesfürchtige". Für sie war das Judentum attraktiv aufgrund des Monotheismus und der hochstehenden jüdischen Ethik.2 Sie passten sich in einigen Punkten an die jüdische Lebensweise an, nahmen gelegentlich an den Synagogengottesdiensten der Gemeinden teil und unterstützten auch manchmal Arme mit Geld. Bei weitem nicht alle schenkten der messianischen Verkündigung Glauben. Für die jüdischen und nichtjüdischen Gruppierungen stellt sich die Frage, wie ihr Zusammenleben zu gestalten wäre. Da gibt es Auffassungsunterschiede, inwieweit sich nichtjüdische Gemeindemitglieder an bestimmte rituelle Minimalforderungen halten sollten. Die jüdische Urgemeinde von Jerusalem war äußerst gesetzestreu und verlangte deshalb, dass sich auch Nichtjuden, die sich der christlichen Gemeinde anschließen wollten, beschneiden lassen müssten. Diese Frage, hinter der sich eine Reihe von Konflikten verbergen, die die Christen geerbt haben, soll auf gesamtkirchlicher Ebene in Jerusalem behandelt werden. Es sind die beiden Gruppen der Hebräer (aramäisch sprechende Juden) und der Hellenisten (der griechisch sprechenden Juden), die ihre Spannungen an der Frage der Beschneidung festmachen. Die hellenistischen Juden passten sich stark an die "heidnische Welt" an. Die Hebräer hielten ihnen vor, sie würden sich nicht an die Gebote halten. Die Hellenisten wieder warfen den Hebräern vor, sie wären altmodisch, so würden sich Juden immer mehr abschotten und sie würden als Sonderlinge und Spinner gelten. Wie die verschiedenen Gruppierungen unter den Juden sich miteinander verständigten oder nicht, war immer abhängig von der römischen Besatzungspolitik. Unterdrückten die Römer die Juden, dann hielten alle Gruppen gegen die Römer zusammen. Wurde die Römerpolitik etwas freundlicher, brachen die Religionskonflikte innerhalb der Juden offen aus.
Kurzum, das Apostelkonzil gab der Forderung des Paulus und seinem Missionsteam nach, dass sich die "Heidenchristen" nicht mehr beschneiden lassen müssten, denn Gott schließt einen Bund mit Juden und Heiden: Heiden und Judenchristen sind gleichberechtigt. Nach harten Auseinandersetzungen zwischen Petrus und Paulus kommt es zum Aposteldekret, das heißt, zur schriftlichen und mündlichen Verkündigung des Beschlusses an die Gemeinden.
Paulus stellt sich gegen eine allzu strikte Befolgung der Gesetze. Das Gesetz ist wohl notwendig, wichtiger aber ist die Freiheit der Liebe, die Jesus uns schenkt. Über das Apostelkonzil berichten die Schriftstellen Apg.15, 1 - 35 und Gal. 2, 1- 14. Ab nun beginnen Heidenchristen und Judenchristen eigene Wege zu gehen. Die Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n. Chr. und die Vertreibung der Juden aus Jerusalem im Jahre 135 n. Chr. (Aufstand unter Bar Kochba) machten die Trennung von Judenchristen und Heidenchristen endgültig. Die Judenchristen gerieten immer mehr in eine Außenseiterrolle, aber auch die Juden hatten keinen Status mehr. Man stelle sich die schwierige Lage für Juden und Judenchristen vor: Nach dem Verlust des Tempels standen zwischen einem Judentum, das sich wieder auf seine mosaische Identität besann und einem Christentum, das sich zwar auf die alttestamentlichen Schriften berief, ansonsten aber das mosaische Gesetz ablehnte.

2. Altes contra Neues Testament.

Man darf die Heiligen Schriften etwa mit dem Jahr 130 n. Chr. als abgeschlossen betrachten. Zu dieser Zeit tritt ein Mann namens Markion bruchstückhaft, aber doch so kräftig in das Licht der Geschichte, dass er es fertig brachte, bis in unsere Tage eine Diskussion über die Rolle des Alten (=Ersten) Testaments auszulösen und auch die Frage der Kanonisierung der Schriften zur Sprache zu bringen.
Über Markion ist, wie erwähnt, nicht allzu viel bekannt. Die frühen Kirchenväter des 2. Jahrhunderts stellen fest, dass er aus Sinope in der Provinz Pontus, an der südlichen Schwarzmeerküste, der heutigen Türkei stammte.3 Markion sei der Sohn eines Bischofs gewesen, von diesem exkommuniziert worden, weil er eine Jungfrau verführt habe. Daraufhin wurde er Schiffsunternehmer. Mit einem seiner Schiffe fuhr er nach Ephesos oder Smyrna. Laut den Berichten des Irenäus soll der dortige Bischof Polycarp zu Markion gesagt haben: "In dir erkenne ich den Erstgeborenen Satans." Darüber enttäuscht, bzw. verärgert, ging er um 140 n. Chr. nach Rom, übergab den dortigen Gemeinden eine gewaltige Geldspende und pflegte Kontakt mit dem römischen Gnostiker Cerdon. Um diese Zeit verfasste Markion seine Antithesen und arbeitete an der Zusammenstellung des Neuen Testaments.
Exkurs: Gnosis (=griechisch: Erkenntnis). Sammelbegriff für verschiedene philosophische Strömungen, deren Anhänger von sich glauben, dass ihnen eine Geheimoffenbarung zuteil geworden sei. Im 2. und 3. Jhdt. gab es zahlreiche jüdisch-christliche Gnostiker. Sie hatten einige Lehren gemeinsam: Die materielle Welt sei das böse Werk eines Dämonen und der Körper nur ein Gefängnis. Im Menschen schlummere ein göttlicher Funke, der von einem höheren Gott stamme. Diesen Funken zu erkennen und der materiellen Welt zu entrinnen, sei das Ziel des Lebens. Ein Erlöser (logos) steige vorübergehend aus der göttlichen Sphäre auf die Welt herab, um den Auserwählten Erkenntnis zu bringen, also nicht allen! Es ist eine Geheimlehre. Von dieser Lehre war auch Markion beeinflusst.
Das war aber lange Zeit nicht merkbar, nichts deutete auf einen "Häretiker" hin. Als aber Markion vor versammeltem Presbyterium das Gleichnis vom neuen Wein und den alten Schläuchen (siehe Mk. 2, 22 und Lk. 5, 37 - 39) dahingehend erklärte, dass die alten Schläuche und der schlechte Baum (siehe Lk. 6,43) die hebräischen Schriften wären und damit die Juden gemeint seien, wird er ausgeschlossen, auch sein Geldgeschenk bekommt er zurück.
Was ist jetzt anders? Vor Markion gab es kein Neues Testament als Textkorpus. Die jüdischen Christen, die damals eine große Mehrheit darstellten, kannten nur die jüdischen heiligen Schriften. An diesem Punkt entstehen die Differenzen und Auffassungsunterschiede. Die "orthodoxe" Lösung sah am Ende so aus, dass die jüdischen Schriften im christlichen Kanon als "Altes Testament" verblieben und nicht als normgebender Text.
Markion muss aber in Rom sehr genaue Textkritik des Neuen Testaments betrieben haben. Er hat als Erster die Evangelientexte in Kapitel unterteilt und jedem Kapitel eine Überschrift gegeben.
Im Mittelpunkt der Theologie Markions steht sein Gottesbegriff, der auch die Erklärung für seine antijüdische Haltung gibt, die wir übrigens auch im Johannes- Evangelium finden. Markion nennt Gott den Fremden oder den Anderen und stellt sich ihn ganz anders vor als die griechische oder jüdische Tradition, die in Gott den Ursprung bzw. den Schöpfer dieser Welt sieht. Über den fremden Gott wissen wir nur das, was Jesus uns verkündet. Gott hat sich in Jesus am Jordan offenbart. Er ist in einem Scheinleib gekommen und hatte keinen Leib aus Fleisch und Blut, keine Verwandtschaft, keine soziale Existenz. Deshalb hat Markion alles aus dem Evangelium gestrichen, was auf seine Kindheit, die Taufe und die jüdischen Wurzeln verweist. Für Markion ist Gott reine Transzendenz (Jenseitigkeit), reines Erbarmen, reine Liebe. Der Gott der jüdischen Bibel zürnt aber, er erschafft und vernichtet, er kann kein christlicher Gott sein, er schuf eine böse Welt. Mit dem Gott der Liebe des Neuen Testaments hat er nichts gemeinsam. Die Einfachheit dieser Theologie verbreitete sich rasch im Orient. Es entstanden markionitische Kirchen. Markions Ansichten wurden im 20. Jahrhundert vor allem durch evangelische Theologen wieder belebt. Tatsache ist aber, dass das Alte Testament nicht ohne Neues Testament gesehen, gelesen, reflektiert werden kann, ja dass beide sogar eng miteinander verwoben sind und das Neue Testament ja nur einen verhältnismäßig kleinen Teil der gesamten Heiligen Schrift ausmacht.
Dazu Augustinus (354 - 430): "Novum testamentum in vetere (testamento) latet et vetus in novo patet." (in: Quaestiones in Heptateuchum, lib. II, 73 und Konzilsdokument "Dei Verbum" 16)- Das Neue Testament ist im Alten Testament schon latent enthalten und das Alte Testament öffnet sich im Neuen Testament.

3. Die Kanonisierung der Heiligen Schrift

Der Kanon / die Kanonisierung bezeichnet das Feststehende. Kanon bezeichnet eine Sammlung all jener Bücher zur Heiligen Schrift, in denen die Offenbarung Gottes überliefert ist und die daher als Glaubensnorm anerkannt sind. Problem dabei: der historisch lange Prozess und auch der unterschiedliche Anerkennungsgrad der einzelnen Schriften. Luther engt den Kanon auf die hebräischen Bücher ein, das Konzil von Trient hält sich an die Vulgata. Die Kirchen des Ostens nahmen lange nicht die Offenbarung des Johannes in ihren Kanon hinein.4 Ein großes Problem hatte die junge Kirche mit der Überwucherung frühchristlicher Schriften, aber auch wegen des Aufkommens von Irrlehren. Nach vielen Diskussionen kam die Entwicklung erst 367 mit dem Osterbrief des Bischofs Athanasius aus Alexandrien zu Ende, der für seine Kirchenprovinz den Kanon für das Neue Testament mit 27 Büchern festlegte. Die Westkirche übernahm diesen und dogmatisierte ihn erst 1546 im Zug der reformatorischen Auseinandersetzungen. Die Festlegung des Kanons ist auch heute noch Diskussionspunkt und führte früher zu scharfen Konflikten zwischen den christlichen Kirchen.

4. Bibelstellen: Einheit und Trennendes. Wie gefährlich "Steinbruchexegese" ist

Die Bibel gibt als Glaubensbuch Zeugnis von der Schöpfung der Welt durch den e i n e n Gott. Im Alten (=Ersten) Testament erinnert die Prophetie bzw. die Bücher der Propheten an den e i n e n Gott (z. B.: Jesaja, Jeremia, Ezechiel, Jona). Sie werden nicht müde, diesen e i- n e n Gott zu verkünden.
Jesus selbst stellt immer wieder die Ehre seines Vaters her, des e i n e n Vaters, für die gesamte Menschheit. Niemand soll durch alle Zeiten und alle Generationen von der Liebe des Vaters ausgeschlossen bleiben, denn "Gott ist die Liebe." (1 Joh.3). Die Glaubenserfahrungen und die Lebensgeschichten der vielen Menschen, die in der Heiligen Schrift genannt werden, verweisen auf den e i n e n Gott, gipfeln in einem persönlichen Glaubenszeugnis bzw. Messiasbekenntnis. 4.1. Einheit: Was verstehen die heiligen Bücher darunter? ....Damit Last zum Segen wird.
E i n h e i t ist universale Sicht der Menschheit im Neuen Testament. Zur Einheit gehören Liebe, Frieden, Barmherzigkeit, Versöhnung, Treue, kosmisch- christologische Schau, aber nicht Uniformität. Die E i n h e i t wird nur dann zum Segen, wenn sie bewahrt werden kann. Darin liegt aber auch gleichzeitig eine große Last, weil es der Menschheit nicht gelingt, auf Dauer diese E i n h e i t durchzuhalten. E i n h e i t zu verstehen und zu leben, heißt auch mit Pluralität umgehen zu können.
Gal. 3, 27- 28: Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid "einer" in Christus.
5, 13 - 15: Dient einander in Liebe! Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst1 Wenn ihr einander beißt und verschlingt, dann gebt acht, dass ihr euch nicht gegenseitig umbringt.
Bemerkung: Das oberste Gebot ist das Liebesgebot, das auch Freiheit gewährt. Alle anderen Gesetze werden dann überflüssig. Augustinus: "Liebe und tu`, was du willst!" Wenn das Liebesgebot missachtet wird, kommt es zum Konflikt, zur Spaltung, zur Trennung.
Kolosser: 1, 15 - 18: Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.
Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche.
Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang.
Bemerkung: Das ist ein Lob- und Danklied auf Christus, aber auch Hinweis auf die Einheit der Gesamtschöpfung mit Gott, alle und alles ist erlöst aus der Macht der Finsternis.
3,10 - 14: Ihr ....seid zu einem neuen Menschen geworden, der nach dem Bild seines Schöpfers erneu- ert wird, um ihn zu erkennen. Wo das geschieht, gibt es nicht mehr Griechen oder Juden, Beschnittene oder Unbeschnittene, Fremde, Skythen, Sklaven oder Freie, sondern Christus ist alles und in allen. Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbar- men, mit Güte, Demut, Mild, Geduld! Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht.
Bemerkung: Der neue Mensch unterscheidet sich vom alten durch das bewusste Leben nach dem Liebesgebot. Durch Liebe entsteht Gleichheit, nicht im Sinn von Nivellierung, sondern durch Aufhebung nationaler und sozialer Schranken. Liebe bewahrt die Einmaligkeit und Würde des Menschen. Dort, wo Menschen unvollkommen sind, wird das Liebesgebot durch Barmherzigkeit weiter geführt.
1 Kor.12, 12 - 31: Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: so ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt. Auch der Leib besteht nicht nur aus e i n e m Glied, sondern aus vielen Gliedern. Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib, so gehört er doch zum Leib.........Wenn e i n Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied ge- ehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm. Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder einzelne ist ein Glied an ihm. So hat Gott in der Kirche die einen als Apostel eingesetzt, die anderen als Propheten, die dritten als Lehrer; ferner verlieh er die Kraft, Wunder zu tun, sodann die Krankheiten zu heilen, zu helfen, zu leiten, endlich die verschiedenen Arten von Zungenrede. Sind etwa alle Apostel, alle Pro- pheten, alle Lehrer? Haben alle die Kraft, Wunder zu tun? Besitzen alle die Gabe, Krankheiten zu hei- len?.....
Römerbrief: 12, 5: So sind wir, die vielen e i n Leib in Christus, als einzelne aber sind wir Glieder, die zu- einander gehören.
Epheserbrief: 2, 14 - 18: Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder. Er hob das Gesetz samt seinen Geboten und Forderungen auf, um die zwei in seiner Person zu dem einen neuen Menschen zu machen. Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. Er kam und verkündete den Frieden: euch, den Fernen und uns, den Nahen. Durch ihn haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater.
4, 2- 6: Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe, und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält. E i n Leib und e i n Geist, wie euch durch eure Berufung auch e i n e gemeinsame Hoffnung gegeben ist; e i n Herr, e i n Glaube, e i n e Taufe, e i n Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.
5, 29 - 31: Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche. Denn wir sind Glieder seines Leibes. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein.
Bemerkung: Das ist echte Teamarbeit. Es geht um Einheit in Vielfalt, um gelingendes Zusammenleben. Jeder hat seine Aufgabe. Eine Livius- Fabel (Handout, Referentenskript S 10a), genauer die Fabel des Menenius Agrippa geht in eine ähnliche Richtung; Livius Andronicus + im 3. Jhdt. vor Christus).
Epheserbrief: 3, 14 - 19: Daher beuge ich meine Knie vor dem Vater, nach dessen Namen jedes Ge- schlecht im Himmel und auf der Erde benannt wird, und bitte, er möge euch aufgrund des Reichtums seiner Herrlichkeit schenken, dass ihr in eurem Innern durch seinen Geist an Kraft und Stärke zunehmt. Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, Höhe und Tiefe zu ermes- sen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr mehr und mehr von der ganzen Liebe Gottes erfüllt.
Bemerkung: Hier wird die Einheit noch allumfassender dargestellt durch die kosmologisch- christliche Schau.
Johannes: 17,20- 26: Aber ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen, und du in mir. So sol- len sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt.....
Bemerkung: Im Hohenpriesterlichen Gebet wird diese Einheit als testamentarisches Ver- mächtnis Jesu vor seinem Tod angesehen. Auch hier ist die kosmologisch- christologische Schau wieder spürbar.

4. 2. Trennung und Widerspruch: Wenn der Segen zur Last wird
Die Trennung kommt durch lebhaft, emotional geführten Disput zustande, durch Auffas- sungsunterschiede, beruhend auf sprachlichen Missverständnissen oder bereits bestehenden Aversionen, durch Auslegungsschwierigkeiten und festgefahrene Standpunkte. Es treffen verschiedene Beziehungsebenen aufeinander. Wenn Meinungsdifferenzen unüberbrückbar werden, kommt es zur Gegnerschaft, die sich zur Feindschaft steigern kann. Das führt weiter zu Angst, Unsicherheit, Misstrauen.
Manche Trennung ist aber auch irrational, unerklärbar. Trennung kann aber andererseits durchaus bereichernd wirken. So kann die anfängliche Last der Trennung, des Konflikts auch zum Segen werden. Bereichernd wird sie dann, wenn neue Einsichten, Perspektiven entstehen, wenn Visionen zumindest ansatzweise verwirklicht werden, wenn der Weitblick geschärft wird.
Die Heilige Schrift bietet Beispiele aus dem Leben, auf welche Art und Weise Trennung entsteht und zeigt auch die Folgen.
Jesaia: 45, 5 - 7: Ich bin der Herr, und sonst niemand; außer mir gibt es keinen Gott. Ich habe dir den Gürtel angelegt, ohne dass du mich kanntest, damit man vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang erkennt, dass es außer mir keinen Gott gibt. Ich bin der Herr und sonst niemand. Ich erschaffe das Licht und mache das Dunkel, ich bewirke das Heil und schaffe das Unheil. Ich bin der Herr, der das alles voll- bringt.
Bemerkung: Gott erweckt Kyrus, einen Heiden, damit er das Volk aus der Gefangenschaft entlässt. Vor allem die beiden letzten Sätze stellen die Frage nach dem Gottesbild, nach Leid, Tod, Gottverlassenheit; ein sehr widersprüchliches Gottesbild und nicht lösbar.
Lukas: 2, 21 - 40: Das Zeugnis des Simeon und der Hanna- V 34: Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.
Bemerkung: Ein Teilaspekt der Trennung ist der Widerspruch.
12, 49 - 53: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, würde es schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter ge- gen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwieger- tochter und die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter.
14, 25 - 35: Vom Ernst der Nachfolge, besonders V 25 bis V 27: Viele Menschen begleiteten ihn; da wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. - In weiterer Folge kommen Bilder und Vergleiche (Turmbau, König und Krieg =>Finanzen!) Bemerkung: Hier fällt das "Entweder - oder" auf, kein "Sowohl- als auch".Aus diesen Worten spricht auch die Härte der heimat- und schutzlosen, vogelfreien Existenz wandernder Charismatiker, die ohne Besitz und Arbeit durch die Lande zogen. Zur radikalen Nachfolge gehören das Ethos der Heimat-, Familien,- Besitz- und Schutzlosigkeit. Das versuchte bereits der heilige Franz von Assisi im 12. / 13. Jahrhundert und ist damit in dieser radikalen Form auf Dauer bei seinen Mitbrüdern gescheitert. Widersprüche und Konflikte sind vorprogrammiert, beispielsweise radikale Ablehnung des Besitzes, sehr wohl aber auf diesen angewiesen zu sein. Die Radikalität der Wandercharismatiker war nur möglich, aufgrund der materiellen Basis in den Ortsgemeinden. Die entscheidenden Fragen werden immer gleich bleiben: Was ist das Ziel, worauf kommt es an? Was ist zurzeit wichtig?5 Die bereits erwähnte Stelle bei Eph. 2, 14 - 18 im Kapitel Einheit (Seite 10) sagt das Gegenteil: Er kam und verkündete den Frieden, also ein Widerspruch. Lk. 12, 49 - 53: Nein, sage ich euch, nicht Frieden, Spaltung bringe ich.
Joh. 6, 51.52.60- 66.: Teile aus der Brotrede: Die Spaltung unter den Jüngern: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben dieser Welt. Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Viele seiner Jünger, die ihm zuhörten, sagten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören? Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Bemerkung: Brot steht auch im profanen Bereich immer wieder zur Diskussion. Es eint, wenn man gemeinsam zu Tisch sitzt und isst, es spaltet aber auch, wenn man davon ausgeschlossen wird, wenn es nichts zu essen gibt. Jesus sagt von sich: Ich bin das Brot des Lebens".
Apostelgeschichte: 15,1-35: Apostelkonzil: Streitfrage, die zu heftigen Auseinandersetzungen führt: Muss man sich, wenn man Christ werden will, beschneiden lassen und am Gesetz des Mose festhalten oder nicht? Zwei Parteien geraten in Streit: die des Petrus und die des Paulus. Petrus ist für die genaue Einhaltung des Gesetzes, Paulus sieht das anders.
Bemerkung: Eine alte Frage durch alle Generationen: Was ist wichtiger: Alle Formalismen einzuhalten oder der Glaube, Disziplin oder Glaube? Lukas 4, 16-30: Die Ablehnung Jesu in seiner Heimat, auch Ablehnung seiner Verkündigung. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaia. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschla- genen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort erfüllt: Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs?.......................Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut..... Sie sprangen auf und trieben ihn zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.
Bemerkung: Alle sind zum Heil berufen, nicht nur das auserwählte Volk. Die Ablehnung seiner Verkündigung ist universal und auch ein nationales Problem. Das erzeugt die Wut. Seine Lehre wird nicht angenommen, bis heute gibt es damit Schwierigkeiten. Apostelgeschichte: 17, 16 - 34: Areopagrede (auszugsweise): Während Paulus in Athen auf sie wartete, erfasste ihn heftiger Zorn; denn er sah die Stadt voll von Götzenbildern. Er redete in der Syn- agoge mit den Juden und Gottesfürchtigen, und auf dem Markt sprach er täglich mit denen, die er gerade antraf. Einige von den epikureischen und stoischen Philosophen diskutierten mit ihm, und manche sagten: Was will denn dieser Schwätzer? Andere aber: Es scheint ein Verkünder fremder Gottheiten zu sein. Er verkündete nämlich das Evangelium von Jesus und von der Auferstehung. Sie nahmen ihn mit, führten ihn zum Areopag und fragten: Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du vorträgst? Du bringst uns recht befremdliche Dinge zu Gehör. Wir wüssten gerne, worum es sich handelt. Alle Athener und die Fremden dort taten nichts lieber, als die letzten Neuigkeiten zu erzählen oder zu hören......... Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, das verkündige ich euch..........Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, da spotteten die einen, andere aber sagten: Darüber wollen wir dich ein andermal hören. So ging Paulus aus ihrer Mitte weg. 18, 5- 6: Paulus in Korinth: Als aber Silas und Timotheus aus Mazedonien eingetroffen waren, wid- mete sich Paulus ganz der Verkündigung und bezeugte den Juden, dass Jesus der Messias sei. Als sie sich dagegen auflehnten und Lästerungen ausstießen, schüttelte er seine Kleider aus und sagte zu ihnen:
Euer Blut komme über Euer Haupt! Ich bin daran unschuldig. Von jetzt an werde ich zu den Heiden ge- hen.
1 Kor. 1, 22 - 24: Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für die Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen , Christus, Gottes Kraft und Weisheit.
Bemerkung: Paulus erleidet bei seiner Glaubensverkündigung eine schwere Niederlage. Die Frohe Botschaft wird höchst unterschiedlich angenommen von Erfolg angefangen, über Lauheit, Distanziertheit bis zur Ablehnung, sogar Bedrohung und Verfolgung. Warum das so ist, bleibt offen. Bei Fremden findet das Wort Gottes oft besser Gehör und Aufnahme. Paulus gelingt es dann tatsächlich mit der Hilfe Gottes durch eineinhalb Jahre in Korinth eine Gemeinde aufzubauen, wird aber dann wieder bedroht und beim römischen Konsul Gallio von den Juden angezeigt "wegen Gottesverehrung, die gegen das Gesetz verstößt." Sie blitzen aber damit ab. Die Juden verfolgen Paulus weiter.
Iob: 2, 7 - 10: Der Satan ging weg vom Angesicht Gottes und schlug Iob mit bösartigem Geschwür von der Fußsohle bis zum Scheitel. Iob setzte sich mitten in die Asche und nahm eine Scherbe, um sich damit zu schaben...
Mk.: 1, 40 - 42: Ein Aussätziger kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick verschwand der Aus satz, und der Mann war rein.
Bemerkung: Gott benützt Satan(!) im Buch Iob als Werkzeug, um Menschen zu prüfen. Im weitesten Sinn bewirkt Trennung auch Widersprüchlichkeiten: Einmal wird der Aussatz geschickt mit Hilfe des Satans, das andere Mal heilt Jesus und macht rein.
Mt. 12, 9 - 14: Die Heilung eines Mannes mit verdorrter Hand am Sabbat. V 13 und 14: Dann sagte er zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus, und die Hand war wieder ebenso gesund wie die andere. Die Pharisäer aber gingen hinaus und fassten den Beschluss, Jesus umzubringen.
Joh. 5,1 - 18:Heilung eines Gelähmten am Sabbat, auszugsweiser Text: Da sagte Jesus zu ihm (dem Gelähmten): Steh auf, nimm deine Bahre und geh! Sofort wurde der Mann gesund, nahm seine Bahre und ging. Dieser Tag war aber ein Sabbat. Da sagten die Juden zu dem Geheilten: Es ist Sabbat, du darfst deine Bahre nicht tragen. Er erwiderte: Der Mann, der mich gesund gemacht hat, sagte zu mir:
Nimm deine Bahre und geh! Sie fragten ihn: Wer ist das denn, der zu dir gesagt hat: Nimm deine Bahre und geh? Der Geheilte wusste aber nicht, wer es war. Jesus war nämlich weggegangen, weil sich dort eine große Menschenmenge angesammelt hatte.......Der Mann bekam es aber heraus und teilte den Juden mit, dass es Jesus war, der ihn gesund gemacht hatte. Daraufhin verfolgten die Juden Jesus, weil er das an einem Sabbat getan hatte. Jesus aber entgegnete ihnen: Mein Vater ist noch immer am Werk. Darum waren die Juden noch mehr aus, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen Vater nannte und sich damit Gott gleichstellte.
Lk. 5, 17 - 26 und Mk. 2, 1 - 12: Heilung eines Gelähmten: Textauszug zu Lk. 5,20f: Als er (Jesus) ihren Glauben sah, sagte er zu dem Mann: Deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die Schriftgelehrten und Pharisäer: Wer ist das, dass er eine solche Gotteslästerung wagt? Wer außer Gott kann Sünden vergeben? Jesus aber merkte, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was habt ihr für Gedanken im Herzen? Was ist leichter zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh´ auf und geh´ umher. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh´ nach Hause! Im gleichen Augenblick stand der Mann vor aller Augen auf....und ging heim, Gott lobend und preisend. Mk. 2, 10 - 12:.Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.
Joh. 11, 1 - 44: Die Nachricht vom Tod des Lazarus und seine Auferweckung als Zeichen. Nach der Auferweckung folgt der Tötungsbeschluss des Hohen Rates (Vers 45 - 53):Ab V 47: Da beriefen die Hohenpriester und die Pharisäer eine Versammlung des Hohen Rates ein. Sie sagten: Was sollen wir tun? Dieser Mensch tut viele Zeichen. Wenn wir ihn gewähren lassen, werden alle an ihn glauben. Dann werden die Römer kommen und uns die heilige Stätte und das Volk nehmen. Einer von ihnen, Kajaphas, der Hohepriester jenes Jahres, sagte zu ihnen: Ihr versteht überhaupt nichts. Ihr bedenkt nicht, dass es besser für euch ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht. Das sagte er nicht aus sich selbst; sondern weil er der Hohepriester jenes Jahres war, sagte er aus prophetischer Eingebung, dass Jesus für das Volk sterben werde. Aber er sollte nicht nur für das Volk sterben, sondern auch, um die versprengten Kinder Gottes wieder zu sammeln. Von diesem Tag an waren sie entschlossen, ihn zu töten.
Bemerkung: Heilung wird als Gotteslästerung gesehen. Gut, im Sinn von sittlich einwandfrei, ist nur, wer Gesetze genau einhält, das heißt Menschen brauchen immer wieder sichtbare, "objektive" Kriterien, um zu beurteilen, was "gut" oder "böse" ist. Ausbrüche aus dem Alltagsritual werden nicht gerne gesehen. Gott aber lässt sich nicht einordnen. Wunder haben verschiedene Wirkweisen, egal, ob es um Heilungen oder Totenerweckungen geht. Die einen glauben, die anderen wollen Jesus töten. Die Texte von Mk. und Lk. (Heilung eines Gelähmten) gleichen einander fast wortwörtlich.

All diese Texte sind Beweis dafür, dass man die Heilige Schrift in großen Zusammenhängen betrachten soll und nicht "Steinbruchexegese" betreiben darf, das heißt, Textstellen aus ihren Zusammenhängen herauslösen, um zu einer recht einseitigen Meinung zu kommen. Das tun Sektierer und Fundamentalisten, die ja die Bibel wortwörtlich auslegen wollen. Man kann nämlich mit diesen Texten alles und auch nichts beweisen. Wichtig ist, zu erkennen, dass die Glaubenserfahrungen in der Heiligen Schrift persönlicher Natur sind, und, wie gezeigt, durchaus widersprüchlich sein können. Was aber durch die gesamte Bibel klingt, sind Worte des Trostes und der Verheißung, die hoffentlich imstande sind, etwas Angst zu nehmen, wenn wir glauben und vertrauen. Glaube und Vertrauen sind Grundbedingungen für Heilungsprozesse am Menschen und im Menschen. Alle Gleichnisse, das "Urgestein" des Glaubens, mahnen immer wieder Glaube und Vertrauen ein. Nimmt man diese heiligen Bücher wortwörtlich, werden sie zu einer ungeheuren Last und nicht zum Segen, denn, wie erwähnt, "der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig."( 2 Kor. 3, 6).

IV. DIE WIRKUNGSGESCHICHTE DER HEILIGEN SCHRIFT

1. Synagoge und junge Kirche: Juden und Christen- Entwicklung des Antijudaismus

Mit dem Wort "Synagoge" bezeichnen wir das jüdische Gottesdienst- und Versammlungsgebäude. Was aber meint "synagoge" in der Bibel? Bis heute besteht eine wissenschaftlich äußerst kontroversiell geführte Diskussion darüber, zu welchem Zeitpunkt sie erstmals nachzuweisen ist, und wo ihr Ursprungsland liege. Als Entstehungszeit wird gerne das Babylonische Exil, (586 - 538 v. Chr.; Einweihung des zweiten Tempels 515 v. Chr.) die Epoche vor dem Babylonischen Exil oder die hellenistische Zeit angenommen. Babylon, Judäa, Palästina, Ägypten könnten die Ursprungsländer gewesen sein.
Für unser Thema interessant, welche Funktion die Synagoge - ein griechisches Wort, das mit "Versammlungsraum" übersetzt wird - zur Zeit Jesu hatte. Die Evangelisten informieren darüber nicht. Jesus lehrte, wenn er am Sabbat in die Synagoge ging, an einem öffentlichen Ort, der allen zugänglich war und eher mit der griechischen Agora, dem Marktplatz zu vergleichen ist. Jesus lehrte in der Synagoge von Nazaret (Lk. 4, 16 - 30), er heilte Kranke in der Synagoge am Sabbat, was heftige Kritik auslöste. Man ging also in die Synagoge und hörte Schriftlesungen und ihre Auslegungen. Die Synagoge war damals weder sakraler Bau, noch Bet- oder Gotteshaus, sondern Versammlungsort, an dem sich Frauen, Kranke, kultisch Unreine trafen. Darum greift Jesus die Pharisäer an, die auf Marktplätzen und in Synagogen beteten, statt im "stillen Kämmerlein".
Erst nach der Zerstörung des Tempels durch die römische Besatzungsmacht, 70 n. Chr., entwickeln sich Formen des Wortgottesdienstes in der Synagoge. Durch die Tempelvernichtung, aber auch durch den jüdischen Aufstand Bar Kochba (132 - 135) kam auch die gesellschaftlich etablierte Oberschicht ums Leben. Erst danach übernahm die Synagoge auch sakrale Funktionen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden in den Synagogen keinerlei Opferhandlungen vollzogen. Das war ausschließlich der Tempelhierarchie vorbehalten. Nachweisbare historische Anfänge von Synagoge und Kirche sind eher in der Hälfte des 2. Jhdts. anzusetzen. Die Christen, wenn wir uns an Paulus orientieren, bzw. an der Apostelgeschichte, hatten ihre Hausgemeinden. Die Evangelien selbst liefern kaum Hinweise auf Gemeindestrukturen. Das mehr private Muster der Hausgemeinde verleiht sozialer Stellung und Vermögen einen "natürlichen" Einfluss auf die Gemeinde. Den Kontext bildet einerseits die streng hierarchische Gesellschaft des hellenistisch-römischen Kulturkreises, andererseits die exklusiv bis egalitäre Welt der antiken Kulturvereine. Das Bild vom Haus, dem es vorzustehen gilt und in dem eine feste Ordnung herrscht, signalisiert einen Wandel. Es entsteht schon so etwas wie ein "Ämterspiegel". Der Vorsteher, der noch Brot bricht, bringt als Hausbesitzer ein gewisses Sozialprestige mit. Das Erbe der Jesustradition ist somit nicht mehr Heimatlosigkeit, Familienlosigkeit, Besitzlosigkeit. Die Verkündigung der Gottesherrschaft geschieht im Haus.
Das wäre an sich noch keine Bruchlinie. Sie findet man im Neuen Testament. Mit 195 Belegen gehört das Wort Iudaios zu den am häufigst vorkommenden Nomina, wobei die Verteilung extrem ungleich ist: In der Apostelgeschichte und im Johannes-Evangelium finden sich 150 Belege, bei den Synoptikern nur 17. Besonders schwierig ist die Interpretation im Johannes-Evangelium, da mit Iudaios eine homogene Gruppe beschrieben wird, die sich vorrangig durch die Feindschaft zu Jesus definiert.6
Diese Feindschaft gegenüber den Juden wird bei den Kirchenvätern in teilweise sehr polemischer Weise fortgeführt, in schriftlicher Form, auch in Predigten, die immer wieder in der Frage gipfeln: Wer trägt die Schuld am Kreuzestod des Herrn? Antwort: die Juden. Kein Wunder, dass sich diese Gehässigkeiten in weiterer Folge auch in Allegorie und Ikonographie fortsetzten. Vereinzelt seit dem 4. Jhdt., besonders aber seit der Mitte des 9. Jhdts. treten Ecclesia (Kirche) und Synagoge als allegorisches Figurenpaar auf. Die beiden Frauengestalten Christentum und Judentum spiegeln in Gestalt, Gestik, Zuordnung und den ihnen beigegebenen Attributen die jeweiligen Verhältnisse zwischen Christen und Juden wie auch die theologischen Auseinandersetzungen der Zeit.7 Sie finden sich auch auf einer Elfenbeintafel des Bamberger Domschatzes, die um 850 geschnitten und später von Hein- rich II. zum Buchdeckel des kostbaren Evangeliars bestimmt wurde, die er dem Bamberger Dom stiftete. Es ist die polemische Schrift "Dialogus de altercatione Ecclesiae et Synagogae".
Darin geht es um den Erbstreit zweier Frauen vor Zuhörern, die als Richter auftreten. Die ältere, eine reiche, kinderlose Witwe (Synagoga), die wegen Ehebruchs enterbt worden war, wird von der jüngeren (Ecclesia) auf Rückgabe des unrechtmäßig an sich gebrachten Erbes verklagt. Da Synagoga dieses Erbe - die Herrschaft über die Heiden - nicht oder nur widerwillig teilweise an Ecclesia abgeben will, kommt es zum Prozess und zum Dialog der Konkurrentinnen vor dem Richter. Synagoga personifiziert den Unglauben, ist sie doch wegen ihres Ungehorsams und ihrer langen Schuldgeschichte eine von Gott Verworfene. Aber Ecclesia erklärt sich, nachdem der Staat nun christlich geworden ist, zur Herrscherin und fordert von Synagoga die Übergabe der Herrscherinsignien. Es ist ein Dialog ohne Urteilsspruch, in dem Synagoga erst verstummt, als Ecclesia mit den Worten der alttestamentlichen Propheten den Beweis antritt, dass Christus der von den Juden erwartete Messias ist.

2. Die Christologie: Streitpunkt bis ins 5. Jahrhundert

"Für wen halten mich die Menschen?", fragt Jesus die Jünger, als er mit ihnen in die Dörfer bei Caesarea Philippi ging. Simon Petrus legt nach kurzem Gespräch sein Bekenntnis ab: "Du bist der Messias!", soweit Mk. 8, 27f.
Würde man zweitausend Jahre später diese Frage stellen, gäbe es eine Menge Namen, Titel, aber keiner würde die gesamte Aussage über Jesus wiedergeben können. Wie die Menschen in biblischer Zeit, so beschäftigt auch Generationen danach, wer dieser Jesus sei, ist er wirklich der Messias? Die Frage nach Jesus stellt sich bis heute immer wieder neu, nicht nur für Christen! Was glauben wir? Worauf hoffen wir, wenn wir uns (heute) zu Jesus bekennen?
Die Frage nach Jesus gilt also nicht einer historisch einigermaßen gut belegten Person aus der Vergangenheit, sondern einem Lebendigen der Gegenwart. Denn wir bekennen "Jesus wurde von den Toten auferweckt", was heißt, dass die Geschichte des Mannes aus Nazaret eben nicht mit seinem Kreuzestod zu Ende war. Das kürzeste Glaubensbekenntnis finden wir im Neuen Testament 1 Kor. 15, 3 - 5: "Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tage auferweckt worden, gemäß der Schrift und erschien dem Kephas, dann den Zwölf." Daran knüpfen sich viele Fragen, auf die ich jetzt nicht eingehen kann, beispielsweise: Wie kommt die Urkirche zu diesem Bekenntnis? Ist der Mensch Jesus überhaupt Gottes Sohn? Die Evangelien wurden ja frühestens vierzig Jahre nach Jesu Tod verfasst. Ist Jesus mehr Gott als Mensch oder nur Gott, vielleicht nur Mensch.
Drei Konzilien beschäftigte diese zuletzt erwähnte Frage.
Im ersten Konzil von Nicäa (325) ging es darum, das Verhältnis des Gottessohnes zum Vater festzulegen. Er ist "wesensgleich mit dem Vater, wahrer Gott aus wahrem Gott." Zentrale Aussage dieser Kurzformel ist das Bekenntnis zu Gott, dem Sohn, der von Gott ausgeht. Der aktuelle Anlass war eine Irrlehre, die den Gottessohn als Geschöpf bezeichnete, das Gott wesenhaft unähnlich sei, der Arianismus.
Am Konzil von Konstantinopel (381) war die Wesensgleichheit, die beiden Naturen nochmals ein Thema. Als nun diese Schwierigkeiten halbwegs behoben waren, tauchte das nächste Problem auf: Wenn Christus wahrhaft Gott ist, wie kann er noch Mensch sein? Wie verhält sich das Menschliche und Göttliche in ihm zueinander? Welche Rolle spielt dabei die Gottesmutter?
Das Konzil von Chalzedon (451) sagt dazu: Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch, gezeugt, nicht geschaffen. Er ist eine Person in zwei Naturen, die unvermischt u n d ungetrennt zueinander stehen.
Man darf aber nicht glauben, dass nach den Konzilien sich alle mit diesen Beschlüssen einverstanden zeigten. Die Debatte ging in abgeschwächter Form weiter, es kam zu Spaltbewegungen. Die Konzilien arbeiten mit Verwerfungssätzen: Ich glaube an die eine heilige, katholische und apostolische Kirche. Kurz danach entstehen die altorientalischen Kirchen. Das alles sind schon erste Grundlagen für die spätere privilegierte Kirche. Ab 395 ist das Christentum Staatsreligion, kultur- und auch politikprägend. Alle Bürger müssen katholisch sein. Die christliche Kirche wird zum Monopolbetrieb für Sinnfragen. Diese sind unter anderem auch ausgelöst an der Person Jesu.

3. Der Streit um die Person Jesu in den monotheistischen Religionen

Alle monotheistischen Religionen: Juden - Christen - Muslims (siehe auch Arbeitsblatt) beziehen sich auf Abraham. Weiters: Es ist derselbe Gott, an den die drei Religionen glauben, den sie verehren, allerdings mit unterschiedlichen theologischen Zugängen. Die drei Religionen hätten die Aufgabe im Hinblick auf den einen friedvollen Gott, dass sie auch miteinander in Frieden zu leben fähig sind, bei aller Unterschiedlichkeit.
Der Streitpunkt in allen drei Religionen ist letztlich die Person Jesu, wie teilweise schon gezeigt wurde. Ein kurzer Blick soll deshalb noch auf den Islam gerichtet werden. Jesus ist im Koran Prophet. Der Islam kann sich keine Teilhaberschaft des Menschen an göttlicher Einmaligkeit vorstellen. Das Nahverhältnis gegenseitiger Beziehung Gott - Mensch wie im Juden- und Christentum kennt der Islam nicht. Die Trennungslinie von Glaubenslehre und Prophetengeschichten ist im Islam sehr scharf gezogen. Prophetengeschichten stellt der Islam eher als Legende dar. Der Islam billigt Jesus lediglich die Mission eines israelitischen Heilsboten zu, dem ein eigenes Buch, das Evangelium gegeben worden sei. Kreuzestod, Auferstehung sind dem Islam fremd.
Unser christliches Bekenntnis zum dreieinen Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist hindert Muslims daran, unsere Religion als absoluten Eingottglauben zu verstehen. In den biblischen Schriften gibt es noch keine ausdrückliche Lehre vom dreifaltigen Gott. Dennoch sind aber Voraussetzungen dafür geschaffen. Die frühen Gemeinden haben die Bezeichnung "Herr" (Kyrios) die eigentlich nur Gott zukam, auf Jesus übertragen. Der Islam stellt die Einzigkeit Gottes in Frage.
Auch die Juden haben mit der Trinität Probleme. Christen bekennen den einen und einzigen Gott Israels als den dreifaltig einen. Jesus wird seine Messianität abgesprochen. Nach christlicher Vorstellung hat mit dem Christusereignis die Endzeit bereits begonnen. Das Heil ist aber noch nicht in Vollendung da, sodass die Kirche sich in einem Zustand zwischen "Schon" und "Noch - nicht" befindet. Für Juden ist also die Messiaserwartung angesichts des Unheils in der Welt noch nicht abgeschlossen. Das erwartete Heil ist für Juden eine zukünftige Größe. Der Messias hat nach jüdischer Position eher politische Aufgaben, nämlich die Befreiung aller Unterdrückten. Die Auserwählung Israels muss klar herausgestellt werden. Daraus ergibt sich eine Frage, die bis zur Gegenwart nicht gelöst ist: Wem gehört das heilige Land?

4. Die konfessionellen Spaltungen

Sie beruhen sehr oft darin, dass das Wort der Heiligen Schrift unterschiedlich ausgelegt und verstanden wird und sich daraus verschiedene Glaubenstraditionen entwickeln, die Auffassungsunterschiede verschärfen, statt das Glaubensleben in seiner Vielfalt zu bereichern.
Einiges an Spaltungen finden wir bereits, wie gezeigt, in der Heiligen Schrift selber, andere Streitpunkte (siehe Kapitel Christologie S 13 und 14) werden erst nach dem Tod Jesu sichtbar und wenig dialogfähig bereinigt. Ein besonders trauriges Kapitel spielt dabei die Inquisition, deren Themenfelder sich auf Rechtgläubigkeit, somit Bekämpfung der Häresie, die theologische Armutsdiskussion und dissidente Armutsbewegungen erstreckt. Gefürchtet und schwer bestraft wurde Kritik aus den eigenen Reihen, etwa gegen den Reichtum der Kirche, Sündenverständnis, Gottesbild, auch Beziehungsprobleme familiärer Natur verquickten sich mit religiösen Fragen und führten zu Spaltung. Kulturelle Auseinanderentwicklung tat ein Übriges. Daraus ergeben sich Ab- und Ausgrenzungen:
Altorientalische Kirchen: Sprachprobleme bezüglich der Person Jesu; Vorwurf des Monophy- sitismus
Orthodoxie: Kulturelles Auseinanderleben mit dem Westen in Sprache, Brauchtum, Rechts- auffassung; Anathema erst 1729!!, nicht 1054
(siehe auch Ernst Christoph Suttner)8
Evangelische Kirche(n):Martin Luther mit seiner Kritik an der Ablasspraxis und weiteren "Dominoeffekten" wie Papsttum, disziplinäre Fragen (z.B.: Zölibat, Muttersprache in der Liturgie), Bibelübersetzung: Der eigentliche Papst, der "papierene Papst" ist die Heilige Schrift. Papsttum; Hauptfrage: Wie finde ich einen gerechten Gott?
Anglikanische Kirche(n): Henry VIII., englischer König mit seinen Eheproblemen;
Elisabeth I. als Königin von England an der Spitze der angli- kanischen Kirche Altkatholische Kirche: Abspaltung wegen des Unfehlbarkeitsdogmas im 19. Jhdt.

Alle die christlichen Konfessionen haben Schwierigkeiten mit dem Petrusdienst, die Stelle Mt. 16, 18: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen....Was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein." Man vergisst dabei gerne Mt. 18, 18: "Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein." Auch in der katholischen Kirche haben nicht alle Schriftstellen in der gelebten Praxis gleichen Wert. Dass es bis heute in den christlichen Kirchen keinen einheitlichen Schriftkanon gibt, darauf wurde schon hingewiesen.

5. Innerkirchliche Schwierigkeiten im Umgang mit der Bibel

Man versucht mit der Bibel immer alles zu beweisen und überfordert sie dabei gewaltig. Sie muss herhalten für Auseinandersetzungen im naturwissenschaftlichen Bereich (beispielsweise die wieder einmal zurzeit andauernde Diskussion zwischen Theologie und Naturwissenschaft, bekanntermaßen ein Nullsummenspiel). Die Bibel ist weder Biologie- noch Geographiebuch, sondern Frohe Botschaft, Gute Nachricht, die in eine sehr unvollständige Schöpfung hineingesprochen und geschrieben ist.
Seit der Reformationszeit riet die Kirchenleitung den Katholiken, die Bibel nur unter Anleitung zu lesen, da sie doch ein "gefährliches" Buch sei. Auch wenn es in der katholischen Kirche zu keiner Zeit ein allgemeines Verbot des Bibellesens gab, so verfügten doch manche Päpste, namentlich Paul IV. (1555- 1559) und Pius IV. (1559 - 1565) im Blick auf protestantische Bibelübersetzungen, dass die Bibellektüre in der Landessprache nur mit Erlaubnis des zuständigen Bischofs oder Inquisitors erfolgen dürfe und auch unter geschulter Anleitung gelesen werden soll, um Glaubenszweifeln bei den Gläubigen vorzubeugen. Diese Vorsicht gegenüber dem Bibellesen vor allem in Laienkreisen dauerte bis ins 19. Jhdt. an. Aus Sorge um das richtige Verständnis der Bibel untersagte noch Pius IX. (1846- 1878) Katholiken den Gebrauch protestantischer Bibelausgaben. Im Vergleich zur Bedeutung des Katechismus spielte die Bibel in der theologischen Wissenschaft ebenso wie in der seelsorglichen Praxis eine nebensächliche Rolle. Für die katholische Theologie galt Jahrhunderte hindurch, was das 1. Vatikanische Konzil ausdrücklich bestätigte, dass einzig und allein das Lehramt der Kirche über die Interpretation der Bibel zu entscheiden habe.9 Im Zuge wissenschaftlicher Erkenntnisse im 19. Jhdt. wird man auch in der katholischen Kirche darauf aufmerksam, dass der Blick zurück auch für die Heilige Schrift sehr wichtig ist. Man arbeitet in der Forschung zurück zu den Quellen und entdeckt beispielsweise unterschiedliche Modelle von Gemeinde und Gemeindeleitung. Die intensive wissenschaftliche Bibelarbeit begann in der katholischen Kirche erst in der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. Leider sollten auch viele Erkenntnisse dazu dienen, um Verteidigungsarbeit gegen neue Forschungsergebnisse auf natur- und geisteswissenschaftlichem Gebiet leisten zu können. Diese Abwehrbewegungen wurden aber mit vollkommen untauglichen Mitteln zunächst geführt. Allerdings kam dabei doch so viel Interesse und Forscherdrang auf, dass man sich für das Heilige Land zu interessieren begann, indem man Wallfahrten zu den heiligen Stätten organisierte, Studienreisen dorthin veranstaltete und Ausschau nach archäologischen Funden hielt. Der Dominikaner Marie- Joseph Langrange (1855 - 1938) gründete 1890 die berühmte Ecole Biblique in Jerusalem mit archäologischer Ausrichtung. Dabei ging es um die Frage "Wie wahr ist die Bibel?" Hiebei wurde die absolute Irrtumslosigkeit als notwendige Folge der Inspiration angesehen. Ein halbes Jahr vor der Wahl Pius X. (1903-1914) erschien Langranges kleines Buch "La methode de historique" worin dieser Wesen, Arbeitsweise und Ziele der historisch - kritischen Methode darstellte. Die "Päpstliche Bibelkommission" entstand noch unter Leo XIII. (1878- 1903) im Jahre 1902, damit die Heilige Schrift noch genauer erforscht werde und sie von allem Irrtum und abwegigen Ansichten zu befreien, bzw. Fehlschlüsse und Irrtümer überhaupt abzuhalten. Leider bekam diese Institution eine scharf apologetische Ausrichtung. Man bestand wieder auf wortwörtlichem Bibelverständnis. Sie entstand auch als Reaktion bzw. Protest gegen die protestantische Bibelwissenschaft. Das Bibelinstitut verlieh auch akademische Grade. Pius XI. vereinigte es 1928 mit der Päpstlichen Universität Gregoriana und dem Orientalischen Institut.
Pius X. und einige Mitarbeiter vertraten die Ansicht, dass die fünf Bücher Mose von ihm selbst verfasst seien. Die Uneinheitlichkeit in Stil und Form der Bücher wurde dadurch erklärt, dass sich Mose Sekretäre hielt. Wer zuviel absichert und vor Angst fast vergeht, übersieht viel. Damals wurden auf dem Gebiet der Archäologie und Epigraphie wie etwa die Erforschung von Keilschrifttexten, beachtliche Leistungen erbracht. Trotz aller versuchten Einengungen entstanden weitere Institutionen, die die Heilige Schrift noch genauer erforschen wollten: die Jerusalemer Filiale des Päpstlichen Rechtsinstituts in Rom (1927) und das "Studium Biblicum" der Franziskaner in Jerusalem.10

6. Gottesbilder - Menschenbilder

Das christliche Gottesbild hat einen Wandel durchgemacht und damit auch das Menschenbild allgemein. "Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde." (Ex. 20, 4). Wir wissen heute, dass diese Übersetzung etwas anders lautet: "Du wirst dir kein Gottesbild machen...."
Weiter gedacht könnte das heißen: Wenn du dir nicht selber deine Götter aus Silber, Gold oder anderen Dingen anfertigst, hast du es nicht notwendig, dir ein Bild zu machen. Wir wissen aber auch, dass sich das Denken des Menschen sehr wohl in Bildern abzeichnet, dass menschliche Sprache bildhaft ist, das heißt: Wir projizieren ständig Bilder in Form von Vorstellungen, Wünschen. Dadurch kommt es auch zu Abweichungen. Unsere inneren Bilder von Gott sind natürlich auch beeinflusst von unserer augenblicklichen Verfassung und von den darunter liegenden Wünschen und Ängsten. Dementsprechend vielfältig werden sie sein. Man wird nicht ohne weiteres sagen können, dieses oder jenes Gottesbild ist falsch oder richtig.
Persönlich wird man sich aber fragen: Steht in meinem eigenen Gottesbild eher der "Herr - Gott" im Vordergrund oder der "Gott - Mensch", eher der "Richter" oder der "Befreier", der "Retter". Wende ich mich eher an Christus als den "Kyrios" oder den "Bruder", an den "Weltenrichter" oder den "Propheten"11.Welche Aspekte von Gott oder Jesus Christus sind mir fremd und tauchen in meinen Vorstellungen nicht auf? Welche Ergänzungen könnten es bereichern?
Das Alte Testament kennt sehr farbige Gottesbilder: der unerbitterliche Kriegsherr, der sich mit starker Hand gegen Israels Feinde stemmt; Gott ist leises Säuseln im Wind; Gott ist wie eine Schwangere, mit ihrem Kind liebevoll verbundene Frau; Iahwe als König, als Hirte, als strahlendes Licht, als Bote. Im Neuen Testament: die "Ich-bin- Worte": Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh.); Jesus, der Bräutigam (Mk); Ich bin der Weinstock (Joh.); das Lamm Gottes (Joh.). Es sind Bilder, die Beziehungsaspekte andeuten. Das Neue Testament bezeugt: Jesus von Nazaret war Gottes Ebenbild, weil Geist in ihm wohnte, Heiliger Geist, Geist der Liebe, der Geist jener Liebe, die den Vater wirklich zum Vater und den Sohn wirklich zum Sohn macht. Gottes Antlitz gewann in Jesu geistlichem Leben an Kontur. Hier kommen wir an das Geheimnis der Dreifaltigkeit heran. Gott ist Beziehung.
All diese Bilder dürfen nicht mit dem Wesen Gottes, das sie zwar umkreisen, aber nicht ausschöpfen, gleich gesetzt werden. All diese Bilder haben ihre Grenzen, können befreiend oder belastend wirken.12
Die bereits erwähnte Exodusstelle 20, 4 hat schwere Auseinandersetzungen verursacht, zum Beispiel den Bilderstreit, der viele christliche Künstler aus Byzanz, Hauptstadt des Oströmischen Reichs, in den Westen verschlagen hat, besonders nach Ravenna und Süditalien. Die Muslime haben in ihren Moscheen keinerlei Bilder. Die Gottesbilder sind immer auch Spiegel der Werte einer Gesellschaft.
Durch Jahrhunderte hindurch wurde ein Gottesbild mit seinen abschreckenden Seiten transportiert, besonders auch über Anselm von Canterbury (+ 1109) mit seiner Satisfaktionslehre. Satisfactio heißt Genugtuung, Sühne leisten. Jesu Tod am Kreuz ist sühnendes Opfer, ist Friedensstiftung zwischen Gott und Mensch. Die Sünde Adams ist unendliche Schuld wegen der unendlichen Würde des beleidigten und verletzten Gottes. Jesus leistet stellvertretend für die gesamte Menschheit dem Vater "unendliche" Genugtuung für die Sünde der Welt. Ist also das Kreuz radikalster Ausdruck der Strafgerechtigkeit Gottes oder "nur" Erweis seiner erbarmenden Liebe?13
Diese Theorie führt zu einem entsetzlichen Gottesbild: Gott, der Zornige, der Unversöhnte, einer, der sich kaum umstimmen lässt. Wie du mir, so ich dir! Kreuz und Leid sind stärker in den Vordergrund getreten als Barmherzigkeit, Auferstehung, Liebe, Leben. "Gott ist ein gerechter Richter, der das Gute belohnt und das Böse bestraft", eine der "Grundwahrheiten", die wir in der Schule im vorkonziliaren Religionsunterricht zu lernen hatten. Ein "Buchhaltergott", der genau registriert, der sehr ferne ist, aber doch alles sieht, oft für Erziehungszwecke missbraucht.
Zu diesen Gottesbildern kommen ab dem 18. Jahrhundert durch die Jesus- Forschung auch sehr stark Jesusbilder ins Gespräch, die recht unterschiedlich ausfallen, mitunter sehr verzerrt wirken. Im 17. und 18. Jhdt. drängte die Geschichtswissenschaft darauf, die biblischen Aussagen kritisch auf ihre Wahrheit zu überprüfen. Einzelbeobachtungen schärften den Blick für die unterschiedliche Darstellungsweise der Evangelisten. Dazu trägt aber auch die Kunst bei, die ihre ganz persönlichen Sichtweisen einbringt. Für Theologen und Philosophen der Aufklärung ist Jesus ein bedeutender Erzieher der Menschheit, für Immanuel Kant das Ideal der moralischen Vollkommenheit.14
Heutige Gottesbilder und - vorstellungen zeigen einen Gott der Kraft, der Natur, der Energie, das persönliche Gottesbild tritt zurück. In der älteren Generation taucht das Bild von Gott als alten Mann auf, vielleicht auch noch mit Rauschebart oder er ist ein "Schulterklopfergott" ("Wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind..") oder das unschuldige Kindlein in der "Ach-wie-lieb- Gesellschaft", wodurch das Weihnachtsfest verkitscht und verharmlost wird. Das wären Zeichen dafür, dass der personale Gottesbezug immer schwächer oder nicht ernst genommen wird.
Viele der Bilder, die hier erwähnt wurden, sind männlich. In einer jahrhundertelang dominierten Männergesellschaft in Europa haben wir auch eine grammatische Einschränkung auf "er" durchgemacht. Gott hat auch schon im Alten Testament mütterliche Züge:
Gott ist Vater und Mutter. Gott ist Geist. Das hebräische Wort lautet "ruah" = die Geistin, Atem, Wind. Das hebräische Wort "nefes" = Kehle, die das Sprechen ermöglicht. Der Geist bringt Sprache und Lebenskraft.
Jesus ist Wort und Weisheit Gottes (lat.: sapientia = Weisheit; sapere= schmecken). Die Weisheit nimmt Gestalt in Jesus an. Gott selber ist Weisheit.
Gottesbilder gibt es viele: Feuer der Liebe, Brot des Lebens, Alpha und Omega, Heiland, Lebendiges Wort, Sonne der Gerechtigkeit, Kosmischer Christus.
Wir brauchen gerade heute wieder Bilder, die die Gnade Gottes, die liebende Zuwendung vermitteln.
Gottesbilder und Menschenbilder stehen, wie eingangs erwähnt, in engem Zusammenhang. Gesellschaftspolitische Systeme sehen den Menschen kaum in seiner Würde, auch die anderen Religionen nicht. Das Gesellschaftssystem des Marxismus sieht die, die im Elend leben, als Kollektiv, man muss helfen, das ist lobenswert. Im Grunde ist aber der Marxismus das Produkt seiner ökonomischen Verhältnisse. Er wird vor allem über die Arbeit definiert. Der Mensch befriedigt in der Auseinandersetzung mit der Natur seine Bedürfnisse. Er ist eine Funktion der Wirtschaft. Die wahre Wirklichkeit des Menschen ist daher nicht die individuelle Person, sondern die Gesellschaft. Religion, Gesellschaft, Kunst, Staat, Recht und Familie sind im Grunde nur in den Produktionsverhältnissen grundgelegt. Menschliches Bewusstsein ist nach Marx rein materialistisch determiniert. Interessanterweise bedienen sich aber totalitäre Systeme, eben wie der Marxismus, gerne religiöser / bzw. biblischer Termini. (z.B.: Arbeiterparadies, der neue Mensch) . Religion ist aber Ausdruck des Suchens. Das Menschenbild des Liberalismus geht davon aus, dass der Mensch kein Gemeinschaftswesen ist, sondern absoluten Vorrang vor dem Kollektiv hat. Jeder Mensch trägt sein autonomes Gesetz des Handelns in sich, und Freiheit ist das Recht, so handeln zu dürfen, wie man will. Grenzen der Freiheit werden nur von der Autonomie anderer Individuen gesetzt. Der Individualismus, Teilaspekt des Liberalismus, sieht die Freiheit der Vernunft als höchstes Gut an und leugnet in einem anthropozentrischen Weltbild die Existenz Gottes als Wirklichkeit. In der Welt regiert die Vernunft. Die Natur entwickelt eine Allmechanik, die den Menschen in ihre Macht nimmt. Er kann selber kaum gestalten, sondern überlässt sich der Evolution und damit auch der Selektion, einem Auswahlverfahren. Daraus entsteht der Glaube an liberale Wirtschaftsordnungen und den Materialismus. Wir erleben das stark im gegenwärtigen Neoliberalismus. Nach dem Slogan "Dem Tüchtigen gehört die Welt" gibt es ein brutales Ausleseverfahren im wirtschaftlichen Bereich, besonders auffällig dabei ist der Abbau des Sozialsystems. Auch der Nationalsozialismus arbeitet mit Selektionsverfahren. Ganz anders das christliche Menschenbild: Den Menschen zeichnet die Suche nach Sinn, nach dem Absoluten, nach dem ganz Anderen aus. Das Absolute hat in den Weltreligionen unterschiedliche Namen. Es liegt unsichtbar der Wirklichkeit zugrunde. Das Absolute ist im Christentum ein Jemand, ein DU. In den östlichen Religionen läuft das Absolute Gefahr, sich im Ganzen zu verlieren. Was wir aber lernen können: Jesus hat den anderen Religionen nicht den Kampf angesagt, sondern sie fortgeführt zu dem, was Menschen immer schon gesucht und gefragt haben. (siehe Joh. 3: Das Nikodemus-Gespräch). Im Christentum bekommt die Person Namen und Gesicht. Es besteht Beziehung. Die personale Beziehung zeigt sich im Namen, der Identität schafft: "Du sollst erkennen, dass ich der Herr bin, der dich bei deinem Namen ruft" (Jes.45,3). "Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde....Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob." (Ps. 8). "Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter.....Als ich geformt wurde im Dunkeln, kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde, waren meine Glieder dir nicht verborgen." (Ps. 139, 13.15). Der Psalmist vergleicht das Wunder der menschlichen Geburt mit der Geburt zur Gnade. Der Liebende lebt, der Lebende liebt, eine sehr ähnliche Wortwurzel. Die christliche Soziallehre berücksichtigt die Würde des Menschen. Sie ist auch in der Bergpredigt verankert, vor allem jene in den Blick zu nehmen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Glaube durch Werke fordert auch der Jakobusbrief. Christlich-soziale Parteien nehmen die christliche Soziallehre in ihr Parteiprogramm auf. Allerdings entstehen in der Gesellschaft, in der Politik immer wieder Diskussionen, für wen die Bergpredigt gelte: nur für den Klerus? Sie gilt für alle Menschen guten Willens. An der Bergpredigt scheiden sich die Geister. Sie würde mehr Segen bringen, hielten sich die Menschen daran.
Angesichts fortschreitender wissenschaftlicher Erkenntnisse auf beinahe allen Gebieten unseres Daseins, muss sich eine Gesellschaft wieder die Frage neu stellen: Was macht den Menschen zum Individuum? Ist er nur Zufallsprodukt, das nach bestimmten Regeln geschaffen ist? Ist er Produkt seiner Umwelt? Besteht er nur aus chemisch- physikalischen Prozessen? Ist der Wert des Menschen mit Geld zu bemessen? Die Heilige Schrift findet darauf immer Antworten. Man braucht sie nur zu lesen und zu leben.

7. Das II. Vatikanum und andere päpstliche Dokumente als endgültiger Durchbruch zur Rück- besinnung auf die Heilige Schrift
Das II. Vatikanum (1962 - 1965) war das einzige Konzil, das nicht mit Ausschlüssen und Verurteilungen gearbeitet, sondern sich auf die Heilige Schrift in ihrer Gesamtheit bezogen hat. Diese Rückbesinnung auf die Heilige Schrift, so zeigt die jüngere Kirchengeschichte, hat meines Erachtens sicher einen markanten Punkt im Jahre 1893 durch die Enzyklika "Providentissimus Deus" Leos XIII. erfahren. Darin wird grundsätzlich eine Beschäftigung mit der Heiligen Schrift erwünscht, eine beachtliche Kehrtwendung gegenüber dem 16. und 17. Jahrhundert. 1943 Enzyklika "Divino afflante Spiritu" unter Pius XII. Darin wird u. a. die historisch- kritische Methode gegen alle Angriffe verteidigt.
1965 II. Vatikanum: "Dei Verbum" - Die dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung.- 2 344 JA- Stimmen, 6 NEIN - Stimmen
Gott ist Urheber der Schrift, der Mensch ist echter Verfasser, nicht "Sekretär" Gottes. Die Schrift lehrt die Wahrheit, schließt aber menschliche Fehler nicht aus. Es geht darum, die Aussageabsicht der biblischen Schrift zu ermitteln.
Dei Verbum Nr. 12 besagt: Da Gott in der Heiligen Schrift durch Menschen nach Menschenart gesprochen hat, muss der Schrifterklärer, um zu erfassen, was Gott uns mitteilen wollte, sorgfältig erforschen, was die heiligen Schriftsteller wirklich zu sagen beabsichtigten und was Gott mit ihren Worten kundtun wollte. Um die Aussageabsicht der Hagiographen zu ermitteln, ist neben anderem auf die literarischen Gattungen zu achten. Denn die Wahrheit wird je anders dargelegt und ausgedrückt in Texten von in verschiedenem Sinn geschichtlicher, prophetischer oder dichterischer Art, oder in anderen Redegattungen.
Dei Verbum Nr. 21: Die Kirche hat die Heiligen Schriften immer verehrt wie den Herrenleib selbst, weil sie, vor allem in der heiligen Liturgie, vom Tisch des Wortes Gottes wie des Leibes Christi ohne Unterlass das Brot des Lebens nimmt und den Gläubigen reicht. In ihnen zusam- men mit der Heiligen Überlieferung sah sie immer und sieht sie die höchste Richtschnur ihres Glaubens, weil sie, von Gott eingegeben und ein für alle Male niedergeschrieben, das Wort Gottes selbst unwandelbar vermitteln und in den Worten der Propheten und der Apostel die Stimme des Heiligen Geistes vernehmen lassen. Wie die christliche Religion selbst, so muss auch jede kirchliche Verkündigung sich von der Heiligen Schrift nähren und sich an ihr orientieren.
Dei Verbum Nr. 24: Die Heiligen Schriften enthalten das Wort Gottes und, weil inspiriert, sind sie wahrhaft Wort Gottes: Deshalb sei das Studium des heiligen Buches gleichsam die Seele der heiligen Theologie. Auch der Dienst des Wortes, nämlich die seelsorgliche Verkündigung, die Katechese und alle christliche Unterweisung - in welcher die liturgische Homilie einen hervorragenden Platz haben muss- holt aus dem Wort der Schrift gesunde Nahrung und heilige Kraft.15
1993, 23. April: "Die Interpretation der Bibel in der Kirche" unter Johannes Paul II. (+2005), Dokument der Päpstlichen Bibelkommission. Einig wichtige Punkte:
+ Bestätigung der historisch- kritischen Methode
+ Heranziehung neuerer Methoden und Zugänge zu einem umfassenden Glaubensver- ständnis
+ Absage an den Fundamentalismus, Bibelstellen müssen immer in größeren Zusam- menhängen gesehen werden.
+ Fragen für heute: Theologie der Befreiung; Wort Gottes als befreiendes Prinzip für soziale Veränderung; Solidarität mit den Unterdrückten.

V. VERSUCHE, DIE GETRENNTE CHRISTENHEIT ZU EINEN

gab es immer wieder aus unterschiedlichen Gründen und Motiven. Vor allem im 8. Jahrhundert kam es wegen dogmatischer und disziplinärer Fragen mehrfach zum Abbruch der Kirchengemeinschaft. Doch die Kirchen wussten sich vor dem Herrn verpflichtet, auf ihre Wiederaussöhnung bedacht zu sein. In gegenseitigem Respekt, wie es sich für ranggleiche Schwesternkirchen gebührt, führten sie Gespräche über die Probleme, die die Ursache für die Spaltung waren. Hatten sie eine gemeinsame Lösung gefunden, die der Auffassung beider Seiten Rechnung trug, erklärten sie die Spaltung für beendet und die Communio war wieder hergestellt. In der Regel zogen dabei beide Seiten Gewinn, denn bei der Konsenssuche wuchsen ihnen auch jene Einsichten zu, die von der Partnerkirche in das Gespräch eingebracht wurden.
Die längste Zeit betrachteten die katholische Kirche und die östlichen Kirchen einander trotz der Schismen als Kirchen. Die Schuld an der Spaltung suchten sie stets auf der Gegenseite. Jede Kirche sagte der anderen, sie hätte dem Auftrag Christi gemäß, die Treue zum Herrn gehalten, nur die andere sei abgewichen. Für Katholiken und Orthodoxe, die in der Tat meinten, um das ewige Heil der Christen außerhalb ihrer eigenen Kirche fürchten zu müssen, war Rückkehrökumene Gewissenspflicht. Der lateinische Kreuzzug 1202 bis 1204 hat diese Tendenz, aber auch die Konflikte noch verschärft. In den ökumenischen Gesprächen bis in die Gegenwart klingt der lateinische Kreuzzug seitens der Orthodoxie noch immer, mitunter auch nur versteckt als Vorwurf an den Westen durch.
Das Konzil von Ferrara / Florenz 1438 / 1439 sollte die Spaltungen zwischen Ost und West beenden, was aber misslang. Unter anderem ging es dabei um die Vorrangstellung des Bischofs von Rom und auch um das so genannte Fegefeuer, das die Orthodoxie so nicht kennt. Auch die christologischen Fragen der ersten Jahrhunderte schimmerten nochmals durch. 1595 / 1596 die Union von Brest: Mit dieser Union schloss sich die byzantinische Kirche in der heutigen Ukraine und in Weißrussland- damals unter der Herrschaft der polnisch- litauischen Doppelrepublik - Rom an. Nach der Teilung Polens im 18. Jhdt. schloss sich im russischen Teilungsgebiet die unierte Kirche unter Zwang wieder der Orthodoxie an. In Galizien, das damals an Österreich fiel, blieb die unierte Kirche erhalten. In der Habsburgermonarchie war sie als griechisch- katholische Kirche anerkannt. In der Zwischen- kriegszeit war ganz Galizien polnisch. Aufgrund des Hitler- Stalin- Paktes von 1939 (Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt) und der Jalta-Konferenz von 1945 fiel Ostgalizien mit Lemberg an die Sowjetunion. Es erfolgte eine Zwangsintegrierung in die Orthodoxie.
Für das 19. Jhdt. hat sich John Henry Newman (1801- 1890) ursprünglich anglikanischer Priester, gestorben als Kardinal der römisch- katholischen Kirche, als "Vordenker" und Visionär schon im Hinblick auf das II. Vatikanum große Verdienste erworben. Wegen seines Suchens und Bemühens um Klarheit im Glauben, wurde er von der anglikanischen Kirche als Verräter angesehen, aber auch die katholische Kirche betrachtete seine Arbeit mit großem Misstrauen. Vor allem sein Plädoyer für die Laien brachte Newman bei den römischen Behörden in schwierige Situationen. Das alles ist nachzulesen in seiner "Apologia pro vita sua", einem klassischen Werk religiöser Selbstbiographie.
Bis ins Jahr 1857 können wir die "Weltgebetsoktav für die Einheit der Christen" zurückverfolgen. Damals propagierte in England eine "Vereinigung zur Förderung der Einheit der Christenheit" das Gebet für die Wiedervereinigung von orthodoxen, Anglikanern und Katholiken. Der anglikanische Geistliche J. Paul Francis begann damit 1907, Papst Benedikt XV. führte 1916 auch die "Gebetswoche für die Einheit der Christen" in der römisch- katholischen Kirche ein, 1920 wurde sie vom Weltkongress der protestantischen und östlichen Kirchen offiziell approbiert. Sie findet seither immer zwischen dem (nicht mehr begangenen) Fest der Cathedra Petri am 18. Jänner und dem Fest der Bekehrung des Apostels Paulus am 25. Jänner jeden Jahres statt.16
Die "Ökumenische Bewegung" bildete sich erst im 20. Jhdt. richtig aus. Sie will die Konfessionsgrenzen abbauen und auf verschiedenen Gebieten als christliche Kirchen die Zusammenarbeit suchen und auf die sichtbare Einheit hin zustreben. Das geschah in Etappen:
* 1910: Weltmissionskonferenz in Edinburgh mit weit über 1 000 Delegierten, gründlich vor- bereitet, aber o h n e Orthodoxie und o h n e Katholiken, auch die Missionsländer waren nicht übermäßig stark vertreten. Die amerikanisch-anglikanische Kirche stellte einen beachtlichen Teil der Delegierten. Es ging aber nicht um die Erörterung kirchentrennender Fragen, sondern um praktische Zusammenarbeit in den Missionsgebieten. Der Erste Weltkrieg verzögerte die weitere Zusammenarbeit, daher erst * 1927 Fortsetzung in Lausanne in der 1. Weltkonferenz von "Glauben und Kirchenverfassung". Alle großen Konfessionen waren anwesend, nur nicht die römisch- katholische Kirche. Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam es erst * 1948 zur Gründung des "Ökumenischen Rats der Kirchen" in Amsterdam. Vertreter von 147 Kirchen aus 44 Ländern nahmen an der ersten Vollversammlung teil mit Ausnahme der römisch- katholischen Kirche und der russischen Orthodoxie. Der OKR (=Ökumenischer Rat der Kirchen) versteht sich nach der Toronto- Erklärung von 1950 nicht als eine "Überkirche", sondern als eine Plattform, auf der die Kirchen sich um die Realisierung der kirchlichen Gemeinschaft bemühen. Die römisch- katholische Kirche war im Jahr 2000 noch nicht Mitglied, sie arbeitet aber in der Ökumene seit dem II. Vatikanum (siehe Ökumenedekret "Unitatis redintegratio") immer mehr mit dem OKR zusammen, der in sehr vielen Ländern, darunter auch in Österreich Teilor- ganisationen hat. Hauptziel ist die Einheit zum Heil aller Menschen.
* 1947 Der "Lutherische Weltbund" ist die Zusammenfassung der weltweit sehr verschieden strukturierten 140 lutherischen Kirchen, die meisten befinden sich in Europa, vor allem in Deutschland, in den Staatskirchen Dänemarks und Skandinaviens. Seit 1990 definiert er sich als "Gemeinschaft von Kirchen". Als bedeutendstes Ergebnis der öku- menischen Bewegung darf wohl die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" von 1999 angesehen werden.
* 1962 - 1965: Das II. Vatikanum: Es bringt eine grundlegend neue Sicht von Kirche als dem "Volk Gottes auf dem Weg durch die Zeiten." Die Kirche öffnet sich der Welt und ihren Anliegen. Die intensive Beschäftigung mit der Bibel macht es auch notwendig, eine neue Standortbestimmung zunächst zu den anderen christlichen Kirchen durchzuführen, in weiterer Folge aber auch, sich mit den nichtchristlichen Religionen zu beschäftigen. Davor haben heute in den christlichen Kirchen manche Angst, weil sie um ihre eigene Identität fürchten, andere wieder meinen, es gleite alles in einen Relativismus ab, der den Dialog, letztlich sogar die Ökumene überflüssig macht. Wichtig ist auch eine neue Standortbestimmung zu den Juden (siehe das Konzilsdoku- ment "Die Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen ‚Nostra aetate'". Die Kirche schwört darin dem Antijudaismus, den sie durch Jahrhunderte gepflogen und auch gefördert hat, entschieden ab. Wir haben in den letzten vierzig Jahren schon viele Gemeinsamkeiten innerhalb der christlichen Kirchen gefunden, wenn wir die Taufe der anderen christlichen Kirchen anerkennen, wenn es konfessionsverbindende Ehen gibt, wenn wir das "Vater unser" gemeinsam beten, wenn in Österreich ein "Christliches Sozialwort" aller 14 christlichen Kirchen herausgegeben wurde. Sicher gibt es noch sehr viel zu tun. Die Kirche soll werden, was sie grundlegend ist: der e i n e Leib Christi. Das bedeutet für die Zukunft nicht Rückkehrökumene, sondern gemeinsam in versöhnter Verschiedenheit zu leben, die Glaubenstradition des jeweils anderen anzuerkennen. Weil Gott der e i n e ist, deshalb sollen auch die Kirchen, die JüngerInnen e i n s sein.
Das Konzilsdokument "Unitatis redintegratio" Nr. 5 und Nr. 7 formuliert recht klar:
Nr. 5: "Die Sorge um die Wiederherstellung der Einheit ist Sache der ganzen Kirche, sowohl der Gläubigen wie auch der Hirten, und geht einen jeden an, je nach seiner Fähigkeit, sowohl in seinem täglichen christlichen Leben wie auch bei theologischen und historischen Untersuchungen."
Nr. 7: Es gibt keine echte Ökumene ohne innere Bekehrung. Denn aus dem Neuwerden des Geistes.......aus den freien Strömen der Liebe erwächst und reift das Verlangen nach Einheit.17
1995: Ökumene-Enzyklika von Johannes Paul II. "Ut unum sint" (Mögen sie alle eins sein). Der Papst spricht darin in 108 Abschnitten auf 128 Seiten von der unumkehrbaren öku menischen Verpflichtung der römisch- katholischen Kirche. Er stellt darin auch die Frage: Wie lang ist der Weg, der noch vor uns liegt?. Man bedenke: Pius XI. erteilte 1928 dem ökumenischen Anliegen eine ganz offizielle Absage.18
2001: April: "Charta Oecumenica der christlichen Kirchen": Die christlichen Kirchen verpflichten sich darin: gemeinsam zur Einheit im Glauben, gemeinsam das Evangelium zu verkünden, gemeinsam Europa mitzugestalten, die Schöpfung zu bewahren.
Es wird vor allem im Dokument "Ut unum sint" das Abschiedsgebet Jesu (Joh. 17, 20ff) diese Bitte nach Einheit in Erinnerung gerufen und auch schon in Ansätzen gelebt. Diese Last der Trennung ist ein wenig geringer geworden. Philipp Harnancourt, der emeritierte Grazer Liturgiker, wurde anlässlich seines 70. Geburtstages zu einer Rundfunksendung eingeladen. Dort stellt er zur Ökumene fest: "Der Heilige Geist hat schon längst zusammengeführt, denn der Heilige Geist wirkt überall, wo getauft wird. Im Hinblick auf den Heiligen Geist haben wir zu entdecken, dass die tiefste Einheit der Kirche unzerstörbar ist. ....Solange die Kirchen nach außen hin getrennt auftreten, versündigen sie sich an einer Gegebenheit, die sie zugleich verwalten müssen. Und daher ist auch Ungeduld am Platz....Die versöhnte Vielfalt bedeutet: Das eine Wesen Kirche, der eine Glaube, das eine Geheimnis Gottes braucht verschiedene Ausdrucks,- Formulierungs- und Realisierungsmöglichkeiten, damit die unauslotbare Tiefe wenigstens andeutungsweise zur Geltung kommt. Keine Kirche kann mit ihren Traditionen alles ausschöpfen......Auch das richtigste Dogma und der beste Glaubenssatz und die beste Liturgie sind nur ein annäherndes Stammeln von der unendlichen Tiefe Gottes."19
Ökumene verlangt Umkehr der Kirchen von der Konkurrenz zur Koexistenz bis zur Suche nach Konsens.

VI. ALLEINGELASSEN IM GLAUBEN, IM LEBEN?

Die Fragen nach Leid, Tod, Krankheit, Unglück, Naturkatastrophen sind damit keineswegs beantwortet wegen unserer geringen Sicht hinter die Dinge. Wir haben bestenfalls Erklärungsversuche. Die Frage nach der Rechtfertigung Gottes bleibt bestehen. Jeder von uns wird auch weiterhin in besonders bedrückenden Situationen seines Lebens Gottverlassenheit spüren, so wie Jesus am Kreuz.
Sehr wohl aber finden wir in der Heiligen Schrift Verheißung, Trost, Zuversicht und ständig Heilsangebote, die aber immer unserer Mittun, unser Vertrauen, unseren Glauben voraussetzen: "Dein Glaube hat dich gesund gemacht (Mk. 5, 34), => hat dir geholfen, betont Jesus. Glaube verbindet sich sehr häufig in der Heiligen Schrift mit Heilung und Hilfe.
Es ist ein eigenartiges Paradoxon, dass wir, je mehr wir die Welt überblicken, sie umso weniger verstehen und begreifen. Wir besitzen bessere Karten von der Erde als unsere Vorfahren, können unseren Planeten aus unvorstellbarer Entfernung photographieren und im gleichen Ausmaß verlieren wir den Überblick über das Ganze und den Blick für das Detail, den Menschen. Und doch wird gerade das von uns gefordert: bis an die Grenzen der Erde zu gehen und allen die Botschaft von Jesus Christus, dem Erlöser zu bringen. Blind ist der Mensch für Gottes Geheimnisse. Nur was Gott ihm selbst mitteilt, erschließt sich seinem Nachsinnen. Dennoch bleiben sogar Gottes Mitteilungen dunkel und geheimnisvoll. So ist es mit den großen Weissagungen und Bildern des Alten Bundes. Wer sie aus der Wirklichkeit des neuen Bundes betrachtet, dem erschließt sich auf eigenartige Weise Gottes Gnadenwirken. So wird spürbar, wie sich an uns vieles in Zeichen erfüllt.

VII. TROST UND VERHEIßUNG

"Der Herr segne und behüte euch; der Herr lasse sein Angesicht über euch leuchten und sei euch gnädig; er wende euch sein Antlitz zu und schenke euch seinen Frieden."
(Num.6, 22 - 26).

"Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht." (Mt.11, 28 - 30; dazu auch. Jer. 31, 23- 30, besonders: "Ja, ich labe den Ermatteten und sättige den Verschmachtenden")
" In necesariis unitas In dubiis libertas In omnibus caritas." (Augustinus 354 - 430 irrtümlich zugeschrieben, bereits im 17. Jhdt. be- zweifelt).


VIII. LITERATURANGABEN

Alle Bibelzitate wurden der "Einheitsübersetzung" entnommen.

Andersen Carl / Denzler Georg: Wörterbuch der Kirchengeschichte, dtv Nr. 2480 2. Auflage, München 1984
Kremer Jacob: Wer war Jesus wirklich? Orientierungshilfe eines Bibelwissenschafters in: actio catholica 1 / 1992 Seite 6ff.
Kügler Hermann SJ: Du sollst dir kein Bild machen. Bemerkungen zu unseren Gottesbildern
in: experiment 4 / 2003: Gottesbild gemacht, geschenkt, gestaltet S 4ff.
Melloni Georg Philipp: Judentum. Vom Versammlungsraum zum Gotteshaus. Synagoge, "Mutter der Kirche"? in: Welt und Umwelt der Bibel 4 / 2005, S 24f.
memo: Ökumenischer Manuskriptdienst für religiöse Sendungen im Rundfunk. (Monatshefte) Dezember 1995 und Mai 2001
Rahner Karl / Vorgrimler Herbert: Kleines Konzilskompendium. Sämtliche Texte des Zwei- ten Vatikanums mit Einführung und ausführlichem Sachregister, Herder Taschenbuch, 13. Auflage 1979, Freiburg / Breisgau
Stubenrauch Bertram: Gottes Bild und Gottesbilder, eine kritische Bemerkung in: experiment 4 / 2003 Seite 3ff.
Suttner Ernst Christoph: Die Ostkirchen, ihre Tradition, der Verlust unserer Einheit mit ihnen und die Suche nach Wiedererlangung der Communio (Skriptum)
derselbe: Das wechselvolle Verhältnis zwischen den Kirchen des Ostens und des Westens im Lauf der Kirchengeschichte, Verlag "Der christliche Osten", Würzburg 1996
Tardien Michel: Frühes Christentum- Zwei Götter und zwei Testamente?, Markion, der
radikale Bruch in: Welt und Umwelt der Bibel 4 / 2005 S 34 - 37
Theißen Gerd: Soziologie der Jesusbewegung. Ein Beitrag zur Entstehung des Urchristentums Kaiser Taschenbuch, 5. Auflage München 1988
Vorgrimler Herbert: Neues Theologisches Wörterbuch, Verlag Herder, Freiburg / Br. 2000
mit CD- ROM
Wengst Klaus: Ursprünge des Christentums. Wann begann das Christentum? in: Welt und Umwelt der Bibel 4 / 2005 Seite 11 - 15
Wolf Helga Maria: Das neue Brauchbuch - Alte und junge Rituale für Lebensfreude und Le- benshilfe, Österreichischer Kunst- und Kulturverlag, Wien 2000



1 Vorgrimler Herbert: Neues Theologisches Wörterbuch S 236
2 Welt und Umwelt der Bibel 4 / 2005 Seite 12
3 Welt und Umwelt der Bibel 4 / 2005 Seite 35
4 Vorgrimler Herbert: Neues Theologisches Wörterbuch S 335
5 siehe auch Gerd Theißen: Soziologie der Jesusbewegung. Ein Beitrag zur Entstehung des Urchristentums Kaiser Taschenbuch, 5. Auflage 1988
6 Welt und Umwelt der Bibel 4 / 2005 Seite 25
7 a. a. O. S 9 und S 12
8 Ernst Christoph Suttner: Die Ostkirchen, ihre Tradition, der Verlust unserer Einheit mit ihnen und die Suche nach Wiedererlangung der Communio (Skriptum) und derselbe: Das wechselvolle Verhältnis zwischen den Kirchen des Ostens und des Westens im Lauf der Kirchen- geschichte, Verlag "Der Christliche Osten", Würzburg 1996
9 Andresen Carl / Denzler Georg: Wörterbuch der Kirchengeschichte, 2. Auflage, München1984 dtv Nr. 2480, Seite 127
10 A.a.O. S 129 und 130
11 Kügler Hermann SJ: Du sollst dir kein Bild machen. Bemerkungen zu unseren Gottesbildern in: experiment 4 / 2003: Gottesbild gemacht, geschenkt, gestaltet Seite 4
12 Stubenrauch Bertram: Gottes Bild und Gottesbilder, eine kritische Besinnung in: experiment 4 / 2003 S 8ff.
13 Vorgrimler Herbert: Theologisches Wörterbuch S 550
14 Kremer Jacob: Wer war Jesus wirklich? Orientierungshilfe eines Bibelwissenschafters in: actio catholica 1 / 92 Seite 6ff.
15 Rahner Karl / Vorgrimler Herbert: Kleines Konzilskompendium- Sämtliche Texte des Zweiten Vatikanums S 374 ; S 379 und S 380
16 Wolf Helga Maria: Das neue Brauchbuch - Alte und junge Rituale für Lebensfreude und Lebenshilfe S 78
17 Rahner Karl / Vorgrimler Herbert: Kleines Konzilskompendium S 236 und S 237
18 memo: Ökumenischer Manuskriptdienst für religiöse Sendungen im Rundfunk, Dezember 1995 S 3
19 memo: 5 / 2001: S 8
Chrysostomos

zuletzt geändert: 10.06.2006 um 23.55 Uhr